Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
ohne sich mit ein paar der Typen anzufreunden.«
»Habt ihr den Namen auch von Henry Almont oder Crystal McCall beim Jugenddezernat überprüfen lassen?«
»Ja, und wir haben ihnen auch sein Führerscheinfoto gezeigt. Keiner hat ihn wiedererkannt.« Sie dachte einen Moment nach. »Selbst wenn er da draußen nur gecampt hat, finden ihn Oliver und ich ganz schön unheimlich. Seine Gelassenheit … als ob er dich abknallt und dabei zur Musik seines iPods ein Tänzchen einlegt.«
»Ich vertraue euren Instinkten …« Seine Stimme wurde schwächer.
»Bist du noch dran, Peter?«
»Bin ich.« Peter schlug sich gegen die Stirn. »Ich bin so auf Rina fixiert, dass ich das Offensichtliche völlig übersehen habe. Der Junge heißt Esteban Cruz?«
»Ja, außer sein Ausweis ist gefälscht.«
»Alejandro Brands Großmutter hieß Cruz mit Nachnamen.«
Marge saß kerzengerade auf Deckers Stuhl. »Ein Cousin?«
»Hat er Ähnlichkeit mit Brand?«
»Keine Ahnung, ich habe Brand noch nie gesehen.«
»Brand hat sich über Harriman ausgelassen … dass er ein Idiot war, ihn nicht gleich zu erledigen. Was ist, wenn er einen Verwandten angeheuert hat, die Sache für ihn durchzuziehen?«
»Warum sollte Brand glauben, dass Harriman ihn identifiziert hat? Der Kerl ist blind.«
»Das weiß Brand aber nicht, und ich habe ihn nicht korrigiert. Ich dachte, der Glaube an einen Augenzeugen würde ihm einen Schubs geben, über die Kaffey-Morde zu reden.«
»Okay. Wie sieht unserer nächster Schritt aus?«, fragte Marge.
»Eine gute Frage.« Deckers Gehirn produzierte Ideen wie ein Maschinengewehr. »Als Erstes will ich jemanden vor dem Haus meiner Schwiegereltern, und zwar rund um die Uhr.«
»Habe ich schon erledigt.«
»Zweitens setz jemanden auf Harriman an, ebenfalls rund um die Uhr, bis wir wissen, wer Esteban Cruz ist.«
»Auch schon erledigt.«
»Drittens sollten wir herausfinden, ob es zwischen Esteban und Alejandro eine Verbindung gibt.«
»Alles klar«, bestätigte Marge.
»Bring mich auf den neuesten Stand, was bei euch los ist.«
»Gil und Resseur sind immer noch verschwunden. Pratt und Messing grasen ihre alten Jagdgebiete ab. Oliver hat Sean Kaffey überprüft. Er scheint der Schlaueste der ganzen Truppe zu sein. Er ist Juniorpartner in einer großen Anwaltskanzlei und verdient selbst sechsstellig. Wirkt nicht wie ein guter Kandidat für El Patrón. Andererseits kriegen wir seinen Vater schwer zu fassen. Er ist mit einem Privatjet zurück an die Ostküste geflogen und arbeitet laut seiner Sekretärin wieder völlig besessen. Er würde sich melden, sobald er eine freie Minute findet.«
»Wäre es möglich, dass er Gil und Resseur mitgenommen hat?«
»Ich kann versuchen, die Fluggesellschaft, die ihn nach Hause gebracht hat, herauszufinden. Mal sehen, ob sie mich die Passagierliste einsehen lassen.«
»Versuch alles. Könntest du bitte auch Cindy anrufen, ob bei ihr wirklich alles in Ordnung ist?«
»Ich hatte sie heute Morgen am Telefon. Es geht ihr gut.« Marge rückte den Hörer zurecht. »Wie läuft es bei euch mit Rondo Martin?«
»Ich stehe gerade vor der Intensivstation und hoffe, dass ich bald mit ihm sprechen kann.«
»Das wäre großartig … Sag mal, woher wissen wir eigentlich, dass Martin die Wahrheit erzählt?«
Decker antwortete nicht gleich. »Wie meinst du das?«
»Martin stellt sich selbst als einen unschuldigen Zuschauer dar, vergleichbar mit Denny Orlando. Aber er könnte auch einer der Akteure gewesen sein.«
»Er ist in einer schrecklichen Verfassung. Wie kommst du darauf, dass er an den Morden beteiligt war?«
»Es geht nicht darum, was ich denke. Es geht darum, was Harriman ausgesagt hat, und das liegt hier vor mir. Er erwähnt Martin öfters … dass Martin stinksauer war, weil José keine Munition mehr hatte.«
Decker hielt das Handy ans andere Ohr. »Das ist ein gutes Argument.«
»Vielleicht drangsalierte Martin Pine, weil er alles vermasselt hatte. Vielleicht wurde Pine daraufhin supersauer und pumpte Martin mit Blei voll. Vielleicht hatte Joe deshalb nicht mehr genug Munition, um Kaffey den Rest zu geben. Nur weil Martin angeschossen wurde, heißt das noch lange nicht, dass er nicht in die Sache verwickelt ist.«
Decker atmete aus. »Sehr richtig.«
Eine Krankenschwester streckte ihren Kopf aus der Tür zur Intensivstation. »Mr. Martin wäre jetzt wach. Fassen Sie sich bitte kurz.«
Decker bedankte sich bei ihr und sagte zu Marge: »Martin ist bei Bewusstsein. Ich muss
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