Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
und Mace gehört ein Prozent.«
»Also hat Guy die Kontrolle über alles inne«, stellte Oliver fest.
»Es war sein Baby, und er hat immer alles kontrolliert.«
Drew Messing mischte sich ein. Die Frisur des Südstaatenjungen war leicht zerzaust und sein Anzug gerade schäbig genug, um ihm dieses zerknitterte und doch nette Aussehen gewisser Fernsehdetektive zu verleihen. »Ich würde gerne aus meiner Lektüreerfahrung darauf hinweisen«, unterbrach er Wang, »dass dieser Guy ein übellauniger Zeitgenosse war. Seine plötzlichen Ausbrüche waren berühmt-berüchtigt. Er blaffte jeden an, von dem er sich nicht respektvoll genug behandelt fühlte. Ich habe einen Artikel im Internet gefunden, dass Guy mit einem Parkplatzangestellten einen Streit hatte, der in einer Schlägerei endete. Es gab einen Prozess, aber man einigte sich außergerichtlich.«
»Hast du davon eine Kopie?«, fragte Oliver.
»Besorg ich dir.«
»Was ist mit Prügeleien innerhalb der Firma?«
»Über körperliche Auseinandersetzungen habe ich nichts gefunden«, sagte Messing, »aber feststeht, dass er ordentlich rumgeschrien hat. Andererseits war er dann wieder der Liebling der Wohltätigkeitsvereine. Er spendete Millionen an alle möglichen mildtätigen Einrichtungen.«
»Inklusive solcher, die Bandenmitglieder resozialisieren«, präzisierte Decker. »Der Mann hatte bei milden Gaben einen seltsamen Geschmack.«
»Geht das eigentlich nur mir so«, sagte Wynona, »oder finden andere es auch interessant, dass Mace immer noch ein Prozent der Aktien hält? Man sollte doch meinen, dass er nichts mehr bekommt, wenn Guy ernsthaft der Meinung war, Mace hätte Firmengelder veruntreut.«
»Genau das Gleiche dachte ich auch«, pflichtete Decker ihr bei. »Mace hat mit Sicherheit unterschlagen, aber ich wette, Guy war selbst nicht blitzsauber.«
Wang überprüfte noch mal seine Notizen. »Als die Firma das erste Mal an die Börse ging, hielt Guy sechsundfünfzig Prozent, zwanzig weitere Prozent waren gleichermaßen zwischen seinen Söhnen und Mace aufgeteilt, und der Rest wurde gehandelt. Dann kam es zu dem Gerichtsverfahren. Guy beschuldigte Mace, Gelder unterschlagen zu haben. Mace konterte damit, dass Guy einige Fehlinvestitionen zu verantworten hätte und jetzt versuchen würde, seinen Bockmist zu vertuschen, indem er ihm den Niedergang der Firma anzuhängen versuchte.«
Lee machte eine Pause.
»Nirgendwo steht, dass Mace Guy Unterschlagungen vorgeworfen hat, aber es sieht in jedem Fall so aus, als hätten beide etwas zu verbergen, denn sie einigten sich und arbeiteten weiterhin zusammen.«
»Mace wurde degradiert«, betonte Brubeck.
»Stimmt«, antwortete Wang, »Mace trat vom Vorstandsposten zurück und stimmte zu, Guy fünf Komma dreiunddreißig Prozent der Aktien aus seinem Anteil im Tausch gegen eine Beendigung des Verfahrens zu überlassen. Aber Mace behielt sein Gehalt und bekam den Vizepräsidenten-Titel. Man erlaubte ihm auch, bei allen Vorstandssitzungen anwesend zu sein, auch wenn er nicht dazugehörte.«
»Mace verlor viel, doch nicht alles«, sagte Decker. »Vielleicht hatte Connors recht. Vielleicht veruntreute Guy auch Gelder.«
»Ist die Firma in Schwierigkeiten?«, fragte Oliver.
»Sie sind nicht an der Börse, dementsprechend schwer ist es, an Informationen zu kommen«, meinte Wang. »Sie halten viele Immobilien – sehr ungünstig bei dieser Wirtschaftskrise. Und ich habe gelesen, dass ihr Cashflow wegen des Greenridge-Projekts eher negativ ist. Mace und Grant haben gehofft, durch kommunale Anleihen frisches Geld reinzubekommen, über irgend so eine Agentur für Sanierung. Das Problem ist, um eine gute Kreditwürdigkeit zu bekommen, müssen die Anleihen durch etwas Greifbares abgesichert werden. Mit dem Sturzflug von Grundstücks- und Gebäudepreisen gab es dann ein paar Gerüchte, dass ihre Sachwerte nicht mehr ausreichen, um die Höhe der Schulden auszugleichen. Folglich müssen sie den Zinssatz erhöhen oder das Angebot zurückziehen.«
»Bedeutet das, Greenridge ist gefährdet?«, fragte Brubeck.
»Die einen sagen, es wäre besser, das Projekt zu Ende zu bringen, die anderen sagen, man sollte den Schaden begrenzen und das Land verkaufen. Außerdem mussten sie ziemliche Zugeständnisse machen, um die Schwarzseher auf ihre Seite zu ziehen, und immer dann fließen Gelder aus dem Profittopf ab.«
»Ab wann wird’s kritisch?«, fragte Decker nach.
»Das ist schwer zu beziffern, Chef. Kaffey macht in manchen Bereichen
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