Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Zeichnungen von mir.«
Garoche hielt seine Zeichenmappe hoch. Malek winkte ab. Zum Glück wollte der Kriminalist nicht in die Mappe sehen. Zwei der Zeichnungen waren mit ›Schiele‹ signiert.
»Ich habe mit Kunst nichts am Hut. Ich bin von der Abteilung Mord und Totschlag.«
Jetzt wurde es Garoche flau im Magen und er hielt sich am Türrahmen fest.
»Kommen Sie.« Malek zog Garoche in den Flur außer Sichtweite des Toten.
Ein zweiter Mann betrat vom Hausflur her die Wohnung. Es folgten noch weitere Männer.
»Können wir jetzt weitermachen, Herr Kommissar?«
»Ja, natürlich«, klopfte Malek dem Mann, der sich an ihm vorbeizwängte, auf die Schulter. An Garoche gewandt erklärte er: »Die Mitarbeiter mussten ihre Arbeit unterbrechen. Ich wollte wissen, wer ›G‹ ist.«
Der Kriminalist ließ sich von einem anderen Polizisten ein kleines Buch geben. »Das hat dem Toten gehört. Zumindest steckte es in seiner Tasche. Es ist ein Notizbuch und hier«, Malek blätterte einige Seiten um, »steht für den heutigen Tag und zur angegebenen Stunde ein ›G‹. Mich hat natürlich interessiert wer dieser oder diese ›G‹ ist. So habe ich meine Kollegen angewiesen, für den Moment, eine Etage höher zuwarten. Wie ich gehört habe, wohnt da eine Frau Schmidt, die ausgezeichneten Streuselkuchen backt«, sagte er und lächelte jetzt seinen Mitarbeitern zu. Diese hatten sich wieder daran gemacht, Spuren am Tatort zu sammeln und zu fotografieren. »So war die Wartezeit nicht sehr lang, und Sie waren ja auch pünktlich. Ich nehme doch an, dass mit ›G‹ Garoche gemeint ist.«
Gustave nickte.
»Den Toten gefunden, hat der Blockleiter. Ihm war die offen stehende Tür aufgefallen. Er hat uns verständigt. Das war vor einer Stunde. Wie lange Herr Wilderer schon tot ist, wird die Obduktion klären.«
Weitere Polizeibeamte kamen und machten sich daran, die restlichen Räume der Wohnung nach möglichen Hinweisen auf die Tat zu untersuchen.
»Kommen Sie«, Malek zog Garoche leicht am Arm, »wir sind hier im Weg.«
Die beiden Männer gingen auf die Straße. Einige Passanten, die stehen geblieben waren, um zuzusehen, was im Haus vorgefallen war, wurden von einem uniformierten Polizisten aufgefordert, weiter zu gehen. Auch Malek und Garoche liefen ein Stück die Straße hoch.
»Woher kannten Sie Wilderer?«
Jetzt musste sich Garoche eine möglichst stichhaltige Geschichte einfallen lassen, sonst landete er umgehend im Gefängnis.
»Ein Freund, ein Malerkollege hat mich an Wilderer verwiesen. Ich habe Wilderer erst vor zwei Tagen kennengelernt. Hier in dieser Wohnung haben wir uns getroffen. Dann hat er mich für heute bestellt, um meine Zeichnungen anzusehen. Ich lebe zurzeit im Haus meines Kollegen. Wir malen zusammen. Er hat mich eigeladen.«
»Schreiben Sie mir bitte die Adresse auf, falls ich später noch Fragen habe.«
Der Kommissar blieb stehen und reichte Garoche einen kleinen Notizblock und einen Füllfederhalter. Für einen Moment hatte Gustave daran gedacht, eine Fantasieadresse aufzuschreiben. Entschied sich aber im nächsten Augenblick für die richtige. Zum einen kannte er nicht viele andere Orte und gängige Straßennamen, die schlüssig klangen, und zum anderen: Was sollte schon passieren? Selbst wenn der Polizist zu ihnen nach Pötzow kommen würde, was würde er vorfinden? Zwei Maler, die Bilder malten. Und da er nach eigener Aussage von Kunst nichts verstand, würde er auch nicht darauf kommen, dass es gefälschte Bilder waren. Er musste Katuschke nur dementsprechend in Kenntnis setzen und sie müssten Vorkehrungen treffen. Aber sie waren ja jetzt auch schon vorsichtig. So schrieb Garoche beruhigt die Adresse in Pötzow auf.
»Ich vermute«, steckte Kriminalkommissar Malek seinen Notizblock und den Füller wieder in seine Manteltasche, »dass es sich um einen Raubmord handelt. Herr Wilderer war Kunsthändler und vermutlich ging es um ein wertvolles Bild oder einen anderen Kunstgegenstand. Sind Ihre Bilder wertvoll?« Der Kommissar überraschte Garoche mit dieser Frage.
Der musste jetzt schmunzeln. »Ich fürchte noch nicht so sehr, dass man einen Menschen dafür erschlägt. Ich hoffe natürlich eines Tages so berühmt zu sein.«
Jetzt lachte auch Erich Malek. »Dann werde ich mich daran erinnern, wenn neben einer Leiche ein echter ›Garoche‹ liegt. Viel Erfolg, und auf Wiedersehen.« Die beiden Männer gaben sich die Hand und Gustave machte sich auf den Heimweg.
Zwei Straßen weiter schreckte
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