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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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zwei anderen Männern soff und schwitzte und mit hochrotem Kopf um den Tisch saß. Wie hatte Katuschke sie malen können? Freiwillig hätten sie sich wohl kaum in Öl verewigen lassen – und schon gar nicht in der krassen Form, die der Kollege gewählt hatte. Da Garoche offenkundig in Gedanken versunken war, nutzte der Truppführer die Gelegenheit, sich ein weiteres Glas von Ada einschenken zu lassen. Nachdem auch dieser Inhalt die Kehle hinuntergelaufen war, kam er auf sein ursprüngliches Thema zurück. »Wie ick schon sachte, muss Ihr Freund uffpassen. Er plaudert in aller Öffentlichkeit über Dinge, die besser nich an die Öffentlichkeit kommen sollten.« Er hob die Augenbrauen und setzte einen bestimmten Gesichtsausdruck auf.
    Garoche war auf einmal sehr aufmerksam geworden. Was sollten diese Andeutungen? Er wies Ada an, dem Truppführer noch einmal nachzuschenken, und die Wirkung dieser Geste ließ auch nicht lange auf sich warten. Heinrich Löffel winkte den Maler näher zu sich, und wie um weitere Zeugen auszuschließen, schickte er Ada fort – nicht ohne ihr lächelnd die Flasche abzunehmen. Ada warf einen fragenden Blick auf Garoche, der nur stumm zustimmte.
    »Ick weeß ja nich, wat ihr da drinne für Dinge macht.« Löffel deutete ernst auf die Scheune hinter sich, »aber irjendwat is da nicht janz koscher, so viel steht ma fest.«
    Der SA-Mann sprach jetzt leise, dicht vor Garoche, sodass dieser zur Kurzatmigkeit überging, damit ihm von der Fahne seines Gegenübers nicht schlecht würde.
    »Als wa vor zwee Tagen in der ›Sonne‹ zusammenjesssen sinn und uns unterhalten ham, faselte Katuschke wat von Bildern, die nich von ihm wären. Dat der Pinsel nicht von seiner Seele jeführt werde. Könn Se sich daruff eenen Reim machen? Ick nich. Und dat trotzdem ’ne Menge Jeld damit verdient wird!«
    Warum kann dieser Dummkopf nicht einfach seinen Mund halten?, schoss es dem wütenden Garoche durch den Kopf.
    »Ick halte et für besser, wennse ma een Wörtchen mit ihm reden. Ick für mein Teil weeß von nischt. Et jeht mich ja ooch janischt an. Außerdem bin ick ja ooch nicht dienstlich unterwegs. Jedenfalls nich in dieser Anjelegenheit!« Derart von jeder Verantwortung entbunden, genehmigte sich Truppführer Löffel noch einen Schnaps.
    Garoche überlegte, ob er durch Nachfragen herausfinden sollte, wie viel und was der Mann wirklich wusste. Aber er entschied, dass es besser wäre, so zu tun, als ob Erwin Katuschke Unsinn erzählte. »Künstler, Maler, die reden oft wirres Zeug, ich muss das wissen, ich bin selbst einer.«
    »Ja schon, aba wenn dit mal eener in falschen Hals kriegt, hamse bald die Polizei uffn Hof.«
    Das Gespräch wurde von einem der SA-Männer unterbrochen, der nach seinem Vorgesetzten sah. Löffel gab Garoche die Flasche zurück und ging dem Mann entgegen. Am Gartentor drehte er sich noch einmal um und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf Katuschke. »Sehen Se zu, dat er …« Der Truppführer wollte Garoche noch einmal vor der Geschwätzigkeit des Kollegen warnen, wurde aber vom Mann neben ihm unterbrochen und zur Eile gerufen, da die Bahn nach Berlin sicherlich nicht auf sie warten lassen würde.
    »Imma langsam mit die jungen Pferde, wir kommn schon noch rechtzeitich zum Eenmarsch. Heute is Probe für die Olympiade«, rief Heinrich Löffel Garoche als Erklärung zu, bevor er mit seinen Männern aus dem Blickfeld verschwand. Garoche wunderte sich beim Anblick der halb leeren Flasche, dass der Truppführer überhaupt noch gerade gehen konnte.

    Stunden später saßen die Maler auf der Terrasse und Gustave erzählte Katuschke von dessen Auftritt vor dem Haus. Katuschke seinerseits berichtete von dem großen Tag des Heinrich Löffel im Berliner Olympiastadion.
    ›Probe für die Olympiade‹ bedeutete, dass Löffels Gruppe und noch ein paar Hundert andere auserwählt waren, vor der Eröffnung der Spiele in fünf Tagen für Fernsehen und Wochenschau auf der Ehrentribüne die Gäste zu mimen, damit die Techniker die richtigen Gäste im Fokus haben würden, wenn es losginge.
    »Er bedauert, dass er nicht Hitler sein darf. Nur für den Kronprinzen von Griechenland darf er den Platz anwärmen. Hat er mir gestern Abend in der ›Sonne‹ erzählt.«
    »Warum sitzt du mit diesen Leuten in der Wirtschaft und an einem Tisch?«, fragte Garoche verärgert über die zweifelhaften Kontakte, die Erwin Katuschke pflegte. Dieser hatte seinen schweren Kopf in die Hände gestützt und versuchte, sich

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