Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
Vom Netzwerk:
fragte Niewarth in einem bemüht belustigenden Ton und lächelte die am Tisch sitzenden Künstler an.
    »Für Katuschke ist das eine Fahrkarte!«
    »Eine Fahrkarte?«, fragte der Kunsthändler nach.
    »Eine Fahrkarte in den Himmel«, erläuterte Garoche seine Anspielung, ohne weiter auf die Absichten des Kollegen einzugehen.
    »Wenn schon, in die Hölle, werter Freund, wenn schon, in die Hölle!« Damit hob Katuschke sein Glas, trank und kniff unmittelbar danach die Augen zu, da der Schnaps in seiner Kehle brannte. Nach einem »Guten Morgen« in Richtung Niewarth war sein Gesprächsbedarf für diese, für ihn sehr frühe Stunde gedeckt, und er griff die Zeitung, die Garoche niedergelegt hatte, um sich dahinter den weiteren Fragen des Kunsthändlers zu entziehen.
    Otto Niewarth gab es auf, die Unterhaltung der Künstler und den Sinn derselben verstehen zu wollen. Er kam zum Grund seines Besuches und wandte sich an Garoche, der sich erhob, um mit einer Tasse Kaffee hinüber in das Atelier zu gehen. Der Galerist folgte. »Ich habe einen Interessenten für zwei Gemälde. Eines von Otto Mueller, Pardon«, verbesserte er sich mit einer leichten Verbeugung, »gemalt von Ihnen natürlich. Und einen Heckel.«
    Garoche blieb stehen und sah sich um. »Glauben Sie, da drüben«, er zeigte mit dem Daumen hinter sich auf die Scheune, »haben wir ein Fließband installiert?«
    Der Kunsthändler ließ sich von der ironischen Bemerkung nicht irritieren. »Das eine habe ich schon.«
    »Lassen Sie mich raten, Niewarth. Von Kommerzienrat Winter, habe ich recht?« Katuschke nahm die Zeitung herunter und sah den Galeristen abwartend an. Über seine Züge huschte unmerklich ein kleines Lächeln. Niewarth zeigte sich von der offensichtlichen Bekanntschaft Katuschkes überrascht.
    »Sie kennen den Herrn Kommerzienrat?«
    »Flüchtig.«
    »Offensichtlich gut genug, um von seiner Sammlung Kenntnis zu haben.«
    »Ja, und den Heckel kenne ich sogar besonders gut. Ich habe ihn nämlich gemalt.«
    Jetzt sahen die beiden Männer Katuschke an. Der eine amüsiert über die Situation, die sich daraus ergab, und der andere mit entsetzten Augen, die jeden Moment drohten, aus den Höhlen zu treten.
    »Waaass haben Sie?«, fragte der Kunsthändler fassungslos, als habe er sich verhört, »wie kommen Sie dazu, so etwas zu tun?«
    »Plustern Sie sich mal lieber nicht so auf, Niewarth, es hat sich einfach so ergeben. Es war lange vor unserer Bekanntschaft. Ich war ein junger Maler und lebte in Berlin in einer Dachkammer. Wie jeder begabte junge Maler. Wie Sie sich denken können, hatte ich wenig bis gar kein Geld. Den Kommerzienrat lernte ich 1916 kennen. Man hatte mich wegen meiner Verwundung aus dem Krieg entlassen und ich saß in meinem Stammcafé. Dort zeichnete ich und fiel dem kunstbesessenen Winter auf. Er war damals noch ein erfolgreicher Anwalt und sammelte Gemälde. Seine Sammlung war noch nicht sehr umfangreich. Doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich erzählte ihm, ich hätte einen Bekannten, der im Besitz eines Heckels war. Ein weitgehend unbekanntes Bild. Ein spontaner Einfall, ich weiß bis heute nicht, wie ich dazu kam, so etwas zu sagen. Wahrscheinlich wollte ich nur auf mich aufmerksam machen, zeigen, dass ich mich in Kreisen bewegte, die sich solche Kunstwerke leisten konnten. Er sollte nicht denken, dass ich in einer ärmlichen Dachkammer hause. Was man mir aber kilometerweit ansehen musste. Egal.« Katuschke goss sich einen Schnaps ein, trank aber nicht. »Das Gemälde existierte natürlich gar nicht, und der Bekannte auch nicht. Aber der Anwalt war sofort hellauf begeistert und sagte, er müsse das Bild unbedingt haben. Dann machte er mir ein Angebot.«
    »Und Sie haben das Bild gemalt. Ich verstehe.«
    »Gar nichts verstehen Sie, Niewarth«, parierte Katuschke auf die überhebliche Feststellung des Galeristen. »Es war eine einmalige Angelegenheit, und wären die Nazis nicht gekommen, hätte ich meine eigenen Werke gemalt, sie verkauft und damit Erfolg gehabt.« Jetzt kippte er den Schnaps und warf den Kopf dabei zurück.
    Niewarth suchte nach Worten. Dann: »Ob dem so gewesen wäre, wird man nie feststellen. Fest steht allerdings, dass der Heckel jetzt nicht mehr zu verkaufen ist«, sagte der, wenn auch durch den Kommerzienrat unwissentlich betrogene Betrüger enttäuscht und kaute, während er noch überlegte wie er aus diesem Geschäft herauskommen könnte, nervös auf seiner Unterlippe herum.
    Katuschke wischte die

Weitere Kostenlose Bücher