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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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hinter der Schnalle und die übrigen Finger leicht abgewinkelt mit den Fingerspitzen zum rechten Rand der Gürtelschnalle –, marschierte der Trupp auf Garoche und die Umstehenden zu. Drei Meter vor den am Boden liegenden Maler blieben sie ruckartig stehen.
    »Was’n los?«, fragte Heinrich Löffel und trat näher an Katuschke heran, der langsam wach wurde und sich auf die Straße erbrach. Die Passanten nahmen angeekelt Abstand. »Ah, besoffen, wat?! Na, dir Menneken wern wa ma Beene machen«, wieherte der SA-Mann lauthals. Eine kurze Drehung zu seiner Gruppe hinter ihm, zweimaliges Schnipsen mit den Fingern sowie die Namen: »Sturmmann Breit, Sturmmann Gechter«, veranlassten die Gerufenen, zu ihrem Vorgesetzten zu treten und in Haltung den Befehl entgegenzunehmen.
    »Eener vorne, eener hinten und ruff uffs Jelände!«
    Die Männer packten Erwin Katuschke wie angeordnet an den Schultern und an den Beinen, trugen ihn auf das Grundstück und ließen ihn recht unsanft auf die Wiese neben dem Weg fallen.
    Garoche folgte ihnen, begleitet von Löffel, der ob der Mittagssommerhitze seinen Riemen löste und den SA-Mütze vom Kopf nahm. Die übrigen Zuschauer zerstreuten sich unter der Anweisung des Truppführers. Die SA-Männer blieben in Reih und Glied, aber in gelockerter Haltung mitten auf dem Fahrdamm stehen. Sie sprachen miteinander und rauchten Zigaretten.
    Garoche hatte sich zu Katuschke hinuntergebeugt, um nach seinem Zustand zu sehen. Wie immer schlief und schnarchte er geräuschvoll vor sich hin. Wie Heinrich Löffel unter Augenzwinkern zugab, war ihm dieser Zustand Katuschkes bestens bekannt.
    »Wenn dit Zeug erst ma ausm Majen is, tut’n Schläfchen Wunder! Lassense ihn einfach liejen. Hier stört er ja keenen.«
    Ada kam aus dem Haus gelaufen und wollte dem Truppführer eine Tasse Kaffee anbieten, die sie aus der Küche geholt hatte. Löffel musterte das Mädchen sowie Garoche und anschließend den schlafenden Katuschke. Mit einem kurzen Blick auf seine Männer, die nach wie vor mitten auf der Straße auf ihren Vorgesetzten warteten, nahm er Ada sanft beiseite, sodass man sie nicht von der Straße aus sehen konnte, und sagte dann leise und umständlich zu ihr: »Wat der Katuschke zu viel hat, is im Prinzip ja nich jefährlich. Nur eben wenn ma zu viel hat, dann ist dit nich juut. Kannste mir folgen, Mädchen?«
    Ada schüttelte eingeschüchtert und verwirrt den Kopf.
    »Ick meene, dit kann ja ooch Medizin sein, und wenn ick dit richtig betrachte, ha ick seit heute Morjen son leichtet Kratzen im Hals.« Um sein Leiden zu verdeutlichen, räusperte sich Löffel hörbar und legte seine Hand an den Hals. Ada zuckte nur mit den Schultern.
    »Herrjemine, Mädchen, hast du aber ’ne lange Leitung!«
    Garoche konnte es nicht länger mit anhören und griff beherzt ein: »Ada, hol mal die Flasche mit dem Korn. Eine steht in der unteren Schublade in der Küche. Neben den Töpfen. Wenn Katuschke sie nicht schon leer gesoffen hat.«
    Jetzt erhellten sich die Züge der Hausangestellten, und sie lief ins Haus, um den Schnaps zu bringen.
    Der Truppführer trat zwei Schritte zurück, um seiner Gruppe zuzurufen, dass er noch etwas sehr Wichtiges zu besprechen habe, danach verschwand er aus dem Blickfeld seiner Männer. Auf den Betrunkenen anspielend, sagte er zu Garoche: »Er muss uffpassen, dat er nich jar so viel trinkt. Er spricht dann jerne, man kann ooch saachen, er singt wien Vöjelchen. Im Vertrauen, Herr …? Nu weeß ick ja nich Ihren Namen?«
    »Garoche, einfach Garoche.«
    »Ooch ’n Künstler, wat? Na schön, ick heiße …« Ehe er seinen Namen nennen konnte, den Garoche ja bereits kannte, erschien Ada mit der Flasche Schnaps. Sie hatte vorsorglich zwei Gläser mitgebracht. Garoche lehnte ab und auf eine zweite Aufforderung Löffels erklärte er: »Ich habe heute noch zu arbeiten, da muss ich einen klaren Kopf behalten, wenn Sie verstehen?«
    Heinrich Löffel verstand und nannte seinen Namen: »Löffel – wie Jabel, nur nich so spitz. Eher rund.« Damit hielt er sich seinen doch recht beträchtlichen Bauchumfang und lachte herzlich über seinen brillanten Vergleich.
    Garoche musste aufgrund des eigenwilligen Namensvergleichs an den toten Hans Wilderer denken. Was hatte dieser gesagt? ›Wilderer wie Förster‹, und Gretas Name hatte der Kunsthändler mit ›Schöne wie hässlich‹ verglichen.
    Dann fiel Gustave auf, dass Löffel in diesem Moment ganz der Mann auf dem Bild von Katuschke war, wie er mit den

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