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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Bedenken seines Auftraggebers mit einer Handbewegung fort. »Was sollen die Skrupel, ich male Ihnen noch einen zweiten, das macht den Kohl nun nicht mehr fett!« Katuschke lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kippte sich den nächsten Schnaps in den Rachen.
    »Ja, Sie haben recht«, erhellte sich das Gesicht des Kunsthändlers, »und irgendwie verleiht das neue Bild dem alten sogar eine gewisse Echtheit. Es ist derselbe Maler.«
    Garoche konnte dieser Logik nicht folgen und fragte stattdessen provozierend: »Wo bekommen Sie alle diese Schätze her? Ich meine, die echten Gemälde?«
    Mit einem ärgerlichen Seitenblick auf den jetzt feist grinsenden Katuschke erklärte der Galerist widerstrebend: »Denken Sie etwa, junger Freund, ich bin der Einzige, der solche Geschäfte tätigt? Natürlich nicht. Sogar die Regierung beteiligt sich am Kunsthandel mit dem Ausland. Und immerhin zahle ich faire Preise.«
    Über diese Erklärung Niewarths musste Katuschke aufs Heftigste lachen. Nur mit Mühe brachte er heraus: »Sie elender Beutelschneider, Sie! Wem wollen Sie denn dieses Ammenmärchen erzählen? Mir selbst hat der Kommerzienrat die Spottpreise genannt, die Sie ihm für seine Gemälde geboten und letztlich auch bezahlt haben, weil der alte Mann keine Wahl hat.«
    »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, Herr Katuschke!«, wiegelte Niewarth das unangenehme Gespräch ab, und mit einem zweiten Sprichwort machte er sich zu seinem Wagen auf, der auf der Straße vor dem Haus parkte. »Fassen Sie sich an die eigene Nase, meine Herren!«
    Katuschke schnitt hinter dem sich entfernenden Kunsthändler eine Grimasse.
    »Malen Sie lieber Bilder!«, rief Niewarth den Männern fast drohend zu.
    »Dieser Wichtigtuer hat doch keine Ahnung, was in einem Künstler vorgeht.« Katuschkes Stimmung änderte sich schlagartig, und er wirkte auf Garoche etwas depressiv, sodass er es vorzog, sich ins Atelier zurückzuziehen und sich seiner Arbeit zu widmen.

Kapitel 15
    Das Leben in Pötzow wurde durch die Trinkerei Katuschkes, die damit verbundenen Streitereien und die bedrückenden Phasen anhaltender Depression des Künstlers, zusehends unangenehmer. Besonders Ada litt unter Erwins Stimmungsschwankungen. Auch an diesem Abend hielt sie sich in der Küche auf und beobachtete mit Unbehagen durch die geöffnete Tür, was auf der Terrasse vor sich ging.
    »Ich bin eine Hure!« Erwin Katuschke schlug mit der Faust auf den Tisch. »Anstatt zu verhungern oder mich wie jeder anständige Deutsche, der was auf sein Vaterland hält, von diesen elenden Schweinen totschlagen zu lassen, prostituiere ich mich, male diesem Esel von einem Kunsthändler seine Gemälde und betrüge nicht nur mich damit, sondern auch die armen Schweine, deren Namen ich unter diese Machwerke kritzele.«
    Außer ihm und Garoche saß noch Heinrich Löhner am Tisch im Freien. Die Abenddämmerung tauchte die Terrasse in ein rosafarbenes Licht. Sie tranken Bier und Wein. Katuschke hatte wie immer einen Tropfen zu viel und schnauzte, ohne nachzudenken, herum. Besonders die Beleidigungen gegenüber seinem Arbeitgeber brachten Löhner dazu, die Faust zu ballen und sich vorzubeugen. Doch bevor der Angetrunkene in seine Reichweite kam, erhob er sich und torkelte von der Terrasse herunter, hinüber zur Scheune. Als er die Tür zu seiner Arbeitsstätte öffnen wollte, rutsche er am Messinggriff ab und verlor das Gleichgewicht. Laut polternd und fluchend stürzte er und landete in einem Stapel alter Schrotteile neben dem Schuppen. Garoche hatte sich erhoben und war dem Malerkollegen gefolgt, nachdem er Löhner signalisiert hatte, dass er sich um Katuschke kümmern würde. Garoche half Katuschke sich hinzusetzen und hielt ihn an der Schulter fest, damit er nicht wieder zur Seite fiel.
    »Hilf mir hoch«, forderte der Betrunkene, »ich will dieses Werk des Teufels zerstören. Mit Schwefel und Feuer.«
    »Bei deiner Alkoholfahne solltest du nicht mit Streichhölzern spielen, du könntest dir den Rauschebart verbrennen, Katuschke!«, versuchte Garoche beruhigend auf den Kollegen einzuwirken. Doch der war so verärgert über sich und Niewarth, dass Löhner als Ventil herhalten musste.
    »Du widerlicher kleiner Zwerg, du hohle Nuss, du …!«, pöbelte er herum, doch Niewarths Mitarbeiter fühlte sich aufgrund seiner Größe zum Glück für Katuschke nicht angesprochen.
    Vergeblich versuchte der wiederum auf die Beine zu kommen. Garoche unterstützte ihn nicht bei seinem Vorhaben,

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