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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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weshalb der Maler nun auf den Kollegen einredete: »Warum hilfst du mir nicht dabei, diese Schande unseres Künstlerlebens zu vernichten, hä? Wir sollten anständige Bilder malen und uns nicht dafür hergeben, billige Kopien zu fertigen, die andere für teures Geld verscherbeln. Ja, ich meine deinen Arbeitgeber und den da …!« Erwin Katuschke drehte mühsam den Kopf dorthin, wo der zuletzt Angesprochene saß, und fuhr mit seinen wüsten Beschimpfungen fort: »Dieser feine Herr in seinem feinen Zwirn mit seinen feinen Bekannten und ihrem feinen Kunstgeschmack! Zum Teufel mit dem Pack! Und denke ja nicht, dass ich vor diesem Henkersknecht Löhner irgendwie Angst habe. Ich habe schon ganz anderen Figuren Manieren beigebracht!«
    Heinrich Löhner hatte sich erhoben und machte Anstalten herüberzukommen. Garoche hielt ihn mit erhobener Hand auf Distanz und forderte ihn auf, sitzen zu bleiben. Die rechte Hand des Kunsthändlers folgte den Anweisungen. Katuschke war für ihn zwar kein Problem, mit Garoche hätte er allerdings schon mehr Mühe gehabt. Also beließ er es mit einer Drohung aus der Ferne. »Sieh zu, dass der das Maul hält, sonst kann er was erleben! Ich habe schon ganz andere Figuren zum Schweigen gebracht.«
    Garoche musste an Hans Wilderer denken und hoffte, dass Katuschke sich nicht hinreißen ließ, Löhner auf dessen Schicksal anzusprechen. Sonst könnte es leicht geschehen, dass der Kollege dasselbe ereilte wie Wilderer. Und er, Garoche, würde sicherlich auch in den Fokus Löhners geraten.
    Erwin Katuschke vernahm zwar die Stimme Löhners, konnte aber in seinem Suff die Richtung, aus der die Worte kamen, nicht lokalisieren. Er drehte den Kopf hin und her wie ein Vogel der unruhig seine Umgebung beobachtete und blökte: »Wenn ich dich erwische, du mit deiner Verbrechervisage!«, rief er in Anspielung auf einige Narben im Gesicht Löhners, »mache ich Hackfleisch aus dir!«
    »Du halbe Portion, wirst selber mal am Haken enden und zu Wurst verarbeitet, wenn du nicht endlich deine Klappe hältst!«, konterte Heinrich, und Garoche ermahnte den Kollegen eindringlich, es nun gut sein zu lassen, um nicht ein blaues Auge oder eine eingeschlagene Nase zu riskieren.
    Zu schwach, seinen eigenen Kopf zu halten, flüsterte Katuschke ganz leise und in einem Tonfall voller Verachtung zu Garoche: »Du bist kein Künstler, nein, du bist ein Fälscher, nichts weiter als ein übler kleiner Fälscher. Ein Betrüger. Und Talent hast du auch keins, ein Verbrecher bist du, genau wie der Löhner.« Er wollte noch hinzufügen: ›wie ich selbst‹, kam aber nicht dazu, da nun Garoche dem schmächtigeren einen leichten Faustschlag auf die Nase verpasste, sodass dieser nach hinten umfiel und auf dem Rücken im Schrott besinnungslos liegen blieb.
    Diesen Freundschaftsdienst hatte Gustave Katuschke erwiesen, weil Löhner von der Terrasse herunter auf die beiden zugekommen war. Und Garoche konnte sich denken, dass der Handlanger Niewarths wesentlich härter zugeschlagen hätte. Diesmal ließ Garoche den Malerkollegen seinen Rausch an Ort und Stelle ausschlafen und ging zurück. Gustave ließ sich schwerfällig auf einen der Stühle am Tisch nieder und sah ausdruckslos vor sich hin.
    »Hat er genug?«, wollte Heinrich wissen, doch Garoche schwieg. »Na, dann halt nicht«, sagte er, ignorierte die Schweigsamkeit des Malers und besann sich auf den Grund seines Kommens. Er trug die gekennzeichneten Gemälde aus dem Atelier zu seinem Wagen und lud sie dort auf die Rückbank. Beim letzten Gang konnte er sich nicht verkneifen, den am Boden neben dem Eingang liegenden Katuschke einen Tritt zu verpassen. Wohl wissend, dass der ihn nicht hören konnte, rief er ihm bereits im Weitergehen verächtlich zu: »Wir sprechen uns noch, Künstler!« Dann stieg er, ohne sich von Garoche oder der Hausangestellten Ada zu verabschieden, in seinen Wagen und fuhr in die anbrechende Nacht hinein zurück nach Berlin.
    »Was hat er dir oder dem Heinrich Löhner denn getan?«, fragte Ada schüchtern, während sie sich hinter den Maler gestellt hatte. Auf den schlafenden Katuschke blickend, legte sie vorsichtig die Hände auf die Schultern Garoches. Der sah ebenfalls nur stumm zu Erwin Katuschke hinüber. Dessen Besinnungslosigkeit hatte sich in einen tiefen, friedlichen Schlaf gewandelt. Davon zeugte wieder einmal das ausgiebige Schnarchen.
    Ada griff das letzte Wort Löhners auf und stellte fest: »Manchmal seid ihr mir irgendwie unheimlich, ihr

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