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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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Gemälde beabsichtigte Garoche ihn als Pontius Pilatus in einer Kreuzigungsszene abzubilden.
    »Und die hier? Wer ist dit denn nu schon wieder?«, machte Löffel eine drohende Gebärde mit der Faust und duzte den Maler unvermittelt: »Willste nich sagen? Na, macht nischt, die Polizei wird es schon aus dir herausbekommen!«
    Garoche lag starr und wagte sich nicht zu bewegen. Er fürchtete, der Mann hinter ihm würde ihn schlagen. Ihm fiel sein Traum vor einigen Wochen wieder ein. Wie nah er damit doch an dieser Wirklichkeit gelegen hatte!
    »Wat hamse nur mit dem armen Katuschke jemacht! Dit war doch ’n janz ’n armet Schwein. Den hätt man doch nich gleich uffhängen brauche, een Stubser mit de Finger, und der wär ooch so umjefallen.«
    Im Haus polterte es. Garoche ahnte, dass es von der Glasvitrine im Salon herrührte. Er schloss die Augen und sah im Geiste die Teller aus Rosenthal-Porzellan in tausend Scherben auf dem Parkett liegen. Ob die SA-Männer den Namen auf der Unterseite gelesen hatten? Niewarth würde sich jedenfalls ärgern.
    Löffel riss Garoche aus seiner Vorstellung: »Is nischt Persönlichet, Herr Maler, aber meen Neffe heiratet bald, und da brauchen die Eheleute ja ooch wat, wo se drin wohnen können, nich wahr?!«
    »Sie wollen das Haus haben? Ist es das?«
    »Sie sind wirklich een hellet Köpfchen, Herr Künstler! Mein Bruder ist beim Jemeinderat, und wenn dit Haus hier leer steht, kann man es ja wohl mieten, wa?« Heinrich Löffel erhob sich vom Bett des Malers, trat einige Schritte zurück und fügte noch an: »Mit dem Besitzer wird man sich schon irjendwie eenijen.« Auf ein kaum wahrnehmbares Zeichen des Truppführers hin stellte sich der Mann vom Kopfende jetzt neben das Bett und befahl im barschen Ton: »Aufstehen, Mensch, Haltung annehmen, los aber bisschen plötzlich! Dalli, dalli! Tempo, tempo!«
    Garoche stemmte sich mit den Ellenbogen hoch, doch der SA-Mann, dem es nicht schnell genug ging, verpasste ihm nochmals einen Faustschlag ins Gesicht, sodass der Geschlagene wieder auf sein Kissen sank.
    »Wat denn, wat denn, ick hab doch jesagt, du sollst dich erheben, oder biste vielleicht schwerhörig?«, spielte der Schläger den Entrüsteten und trat mit dem Stiefel nach Garoche. Er traf ihn in die Seite, woraufhin sich sein Opfer vor Schmerzen krümmte. Durch das Gebrüll des SA-Mannes hindurch konnte er deutlich das Knacken einer Rippe vernehmen.
    »Du sollst aufstehen und dich nicht hinlegen, oder verstehst du am Ende gar kein Deutsch? Du und dein Kumpel, Ihr hättet mal nicht so ’n Schund malen sollen. Als ob es in Deutschland nichts Schöneres gäbe als dieses verjudete Geschmiere!«
    »Wo wa schon über Katuschke sprechen«, schaltete sich Löffel wieder ein, »das wird ooch een Nachspiel haben.«
    Garoche verstand nicht, worauf der SA-Mann hinauswollte und versuchte, seinen Peiniger durch das rechte, noch nicht ganz zugeschwollene Auge hindurch anzusehen. Die Lippen waren ebenfalls blutig und dick geschlagen, und da er so nicht sprechen konnte, schüttelte er nur wortlos den Kopf. Das Atmen fiel ihm schwer und bei jedem Zug stach die gebrochene Rippe, so als würde sie gleich durch die Haut seiner Brust treten. Aus einer Platzwunde unter dem rechten Auge lief Blut auf seinen Pyjama.
    »Ach, nee, keene Ahnung? Ham dir deine feinen Freunde nischt erzählt?«
    Die Antwort schockierte den Maler sichtlich.
    »Erledigt ham se ihn, die feinen Herrschaften. Der Fatzke und sein Liebhaber. Uffjehängt am Haken, wie ’ne Rinderhälfte. Unten in der Scheune.«
    Wieder schüttelte Garoche den Kopf.
    »Hast jedacht, er hätte sich umjebracht, der Pinselheini, wa? Nee, nee, nich freiwillig, die ham da kräftig nachjeholfen.« Löffel beugte sich tief zu Garoche, der Geruch nach Schnaps war nun deutlich zu riechen. »Jetzt fragste dir, woher ick dit weeß, ha ick recht? Natürlich ha ick recht. Een Vöjelchen hat mir dit jezwitschert. Ein liebliches Vöjelchen namens Ada! Und een anderet bei der Polizei in Berlin. Da kieckste, wa?« Laut lachend kostete der Truppführer seinen Triumph aus, und sein Kumpan fiel darin ein, als Heinrich Löffel hinterherschob: »Ach ja, du kannst ja nich kiecken, hamwa ja für jesorgt.«
    Mit einem schnellen Handzeichen brach das Gelächter ab.
    »So lustich is dit jar nich. Immerhin is een Mensch dabei jestorben, wenn es um ihn ooch nich so schade is. Aber Mord bleibt Mord.«
    Der Mann neben dem Bett machte ein strenges Gesicht, um die Worte seinen Chefs

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