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Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Deckfarbe: Ein Künstlerroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renegald Gruwe
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eindrucksvoll zu unterstreichen.
    »Aber ick gloobe Ihnen sojar, dat Se nischt davon jewusst haben, jedenfalls nich von dem Mord. Den Toten ham Se doch jefunden, wa?« Er wartete die Reaktion Garoches erst gar nicht ab und rekonstruierte den Tathergang. »Ihre Hausanjestellte Ada ist auf Jeheiß det Heinrich Löhner für eenen Tach fortjefahren. Dit hat se mir so erzählt. Hundert Mark hatse dafür bekommen. Schweijejeld. Der Löhner war sich seiner Sache so sicher, dass er es dem Mädchen sojar jesagt hat, wat er vorhat. Uffknüpfen werde er den Katuschke, am Fleischerhaken. Weil er immer so viel quatscht und alle mächtig in Jefahr bringt mit seiner Quatscherei. Wissen wa ja, wat dit für ’ne Plaudertasche war.«
    Garoche murmelte durch seine geschwollenen Lippen: »Warum hat sie mir nichts gesagt?«
    »Ada?« Löffel zuckte mit den Schultern. »Ick nehme an, dit der Katuschke nicht mehr da war, kam ihr eijentlich janz jelegen. So warse endlich allein mit ihrem Jeliebten.« Löffel sah den derangierten Maler fast mitleidig an und sagte dann nachdenklich »Du hättest den Jürjen nich schlagen sollen, dit konnte er nicht vajessen. Und als die Ada von dir weg war, hat sie ihm die Jeschichte von Katuschke erzählt. Und er hat’s mir erzählt. Ist ja schließlich meen Neffe.« Dabei lächelte der SA-Truppführer liebevoll. »Und wie Se schon janz richtig bemerkten, braucht dit Liebespaar een Zuhause. Und dit Haus jefällt numal der Ada. Und Adas Mutter ooch. Und meen Neffe und sie wollen heiraten, sobald dit Haus frei wird. Sehnse, so is dit.«
    So weit es ging, riss Garoches vor Überraschung die geschwollenen Augen auf.
    »Ja, ja, da staunste, wa? Jetröstet hat der Jürgen dit arme Mädel. Wo die Liebe eben hinfällt! Und eijentlich passen die jungen Leute ooch besser zusammen als so’n oller Mann und so ein junget Ding, wa?«
    Ein weiterer SA-Mann kam mit einem Bild des Malers die Treppe herauf, stellte es auf den Boden und positionierte sich dahinter, um es den Anwesenden zu zeigen. Es trug noch keine Bildunterschrift. Hinter dem Untergebenen Löffels tauchte ein sehr junges Gesicht auf und suchte mit den Augen neugierig das Schlafzimmer des Künstlers ab. Es trug das Braunhemd der Hitlerjugend. Garoche stöhnte leicht auf: der Junge aus dem Lebensmittelladen Dorne, der Angler auf dem See!
    »Mein Sprössling, Löffel junior!«, stellte der SA-Führer seinen Sohn vor. »Ja, meen Junge, sieh dir ruhig um. Dann weeßte, warum wir Deutsche Deutsche sind. Und wat hamwa denn hier? Mein lieber Herrjesangsverein! Wat soll dit denn darstellen?« Heinrich Löffel hatte sich breitbeinig mit den Fingern im Koppel vor dem Bild aufgebaut und schüttelte den Kopf. Zwei unbekleidete Mädchen lagen im Gras und betrachteten sich gegenseitig. Ihre Gesichter waren dem Betrachter abgewandt, sodass Löffel auch hier wiederum nicht das Angesicht Adas erkennen konnte. Die andere Frau war Barbara Leville.
    Garoche erinnerte sich an den strahlend warmen Sommertag, als Barbara zu Besuch war. Sie hatte Ada und ihn überrascht, wie der Künstler das junge Mädchen nackt unter einem Pflaumenbaum im hinteren Teil des Gartens porträtierte, vor den Blicken neugieriger Nachbarn durch die Hecke geschützt. Noch bevor die verblüffte Ada reagieren konnte, hatte sich die Leville ihrer Kleider entledigt und sich dazugelegt. Das Hausmädchen stemmte die Arme in das hohe Gras und wollte sich aufrichten, da rief ihr Garoche zu, sie solle so bleiben, genau so wolle er die beiden Frauen malen. Das gäbe ein wunderbares Motiv.
    Adas entsetzte Augen richteten sich auf den Künstler und ihr Blick bat um Entlassung. Doch Garoche befahl dem Mädchen, nicht ihn anzusehen, sondern den Kopf zu wenden und die andere Frau zu betrachten. Ada tat wie ihr geheißen und versuchte, sich ihre Befangenheit nicht anmerken zu lassen.

    Ein brutaler Tritt des Truppführers mitten in das Bild hinein holte Garoche in die Wirklichkeit zurück. Der SA-Mann, der es gehalten hatte, schmiss es auf die verstaubten Holzdielen. Wieder fiel Garoche der Traum im Schlafzimmer seines Freundes ein.
    »Schade nur, dat Se nich ma so ’ne schöne Berglandschaft jemalt haben, hätt ick mir glatt übern Kamin jehängt. Zumindest, wenn ick ehnen hätte!«
    In das schallende Lachen des Truppführers trat der soeben angekommene Kriminalkommissar Detmer und erkundigte sich, wer hier in diesem Sauhaufen das Sagen hatte. Im ganzen Haus und in der Scheune wimmelte es von SA-Männern, die

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