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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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nichts vorzuwerfen, außer vielleicht, dass er mich überhaupt hierher gebracht hatte. Doch obwohl ich mich ermahnte, den Mund zu halten und einfach fortzugehen - oder, in meinem Fall, fortzuschwimmen -, konnte ich mich nicht davon abhalten, meine Wut auf ihm abzuladen.
    »Etwas Schönes? Kona, das mit uns ist nichts. Weniger als nichts.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Sag mir nicht, was ich ernst meine oder nicht. Du bist ein Selkie und ich eine Wassernixe, die ein Mensch sein möchte. Wir können kein Paar werden.«
    »Wir können nicht oder werden nicht?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Für mich schon.«
    »Na, dann muss es vermutlich >werden nicht< heißen. Ich werde nicht mit dir zusammen sein.«
    »Tu das nicht.« Er beugte sich vor, nahm meine Hände und legte sie an seine Brust. »Ich liebe dich, Tempest. Und ich weiß, dass du für mich auch etwas empfindest.«
    »Nein.« Ich biss mir in die Wange, um nicht loszuheulen. »Das tue ich nicht.«
    Er schloss die Augen und holte tief Luft. Seine Miene wirkte so gequält, dass ich fast schwach geworden wäre.
    Doch mit jedem Wort, das ich zu ihm sagte, und mit jeder abwehrenden Geste wuchs etwas in mir. Eine Betäubung, die den Zorn und die Qual linderte, bis nur noch gähnende Leere übrig blieb, die mir tausendmal lieber war als der Schmerz, den die Erinnerung an den Kampf mit Tiamat heraufbeschworen hatte.
    »Hör mal, es tut mir leid.« Kona streckte die Arme nach mir aus. »Es ist ein schlechter Zeitpunkt für dieses Gespräch. Kümmern wir uns um deinen Nixenschwanz, dann kannst du zurück ins Haus und dich waschen. Wir reden später.«
    Sei nicht nett zu mir!, wollte ich ihn anschreien, ihn anflehen, einfach wegzugehen und mich allein zu lassen. Denn bei jeder netten Geste, die er mir entgegenbrachte, drohte die willkommene Betäubung nachzulassen. Und im Augenblick konnte ich schlichtweg nicht damit umgehen, überhaupt etwas zu fühlen.
    Dennoch zwang ich mich zur Beherrschung. Es war der einzige Weg, um herauszufinden, wie ich den Fischschwanz wieder loswerden konnte, und bis es so weit war, saß ich mit Kona an diesem Strand fest und war gezwungen, immer und immer wieder durchzugehen, was vor zwei Tagen schiefgelaufen war.
    Das ertrug ich einfach nicht; ich würde schlichtweg den Verstand verlieren, wenn ich mich jetzt mit allem auseinandersetzen musste.
    »Okay. Wir reden später. Und wie werde ich jetzt dieses lächerliche Ding wieder los?« Ich wippte mit der Schwanzflosse, um meine Zwangslage zu verdeutlichen.
    »Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht ganz sicher, wie der Gestaltwechsel bei Nixen funktioniert. Aber vermutlich ist es ähnlich wie beim Atmen. Deine Kiemen arbeiten dann, wenn du sie brauchst. Genau wie die Lunge.«
    »Tja, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, brauche ich meine Schwanzflosse im Moment nicht unbedingt. Ich bin an Land.«
    »Ja, das ist mir aufgefallen. Warum schwimmst du nicht ein Stück hinaus, um dich daran zu gewöhnen, und kommst dann wieder herein.«
    In den Ozean zurückzukehren, war nun wirklich das Letzte, was ich wollte, nach allem, was bei meinem letzten Ausflug passiert war.
    Kona schien mein Zögern zu spüren, denn er sagte: »Komm, ich begleite dich.«
    »Das musst du nicht...«
    »Ich möchte es aber.«
    Doch statt auf der Stelle ins Wasser zu springen, wie er es für gewöhnlich tat, nahm er seine Kette vom Hals. Er griff in den Beutel, murmelte ein paar Worte und ich sah staunend zu, wie er ein vollständiges Robbenfell aus dem winzigen Täschchen zog. Er hatte nicht gelogen, als er mir erzählte, dass es mithilfe von Zauberei angepasst würde.
    »Was machst du da?«, fragte ich, als er das Fell ausschüttelte und es sich dann über die Schultern zog.
    »Ich wechsle die Gestalt.«
    »Warum?«
    »Glaubst du im Ernst, ich lasse zu, dass du im Wasser schneller bist als ich?« Mit einem Grinsen, das seine Augen nicht ganz erreichte, sprang er in die Brandung. Verblüfft sah ich ihn fast fünfzig Meter entfernt wieder auftauchen. Jedenfalls glaubte ich, dass er es war. Statt des Konas, den ich kannte, befand sich dort eines jener langen, schlanken Robbenwesen.
    Ich tauchte ihm nach und beeilte mich, ihn einzuholen. Je schneller ich ins Wasser kam, desto schneller würde ich den Fischschwanz loswerden. Jedenfalls hoffte ich, dass es so funktionierte.
    Ich war in null Komma nichts bei ihm und ziemlich geschockt über die Geschwindigkeit, die ich an den Tag legte, jetzt, wo ich einen Nixenschwanz hatte.

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