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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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konnte, fragte ich: »Und warum dann? Warum hast du aufgehört zu surfen? Warum hast du dich so verändert, als sie fortging? Am einen Tag warst du noch der supercoole Dad, der mir alle neuen Tricks beibrachte, und dann warst du plötzlich verschwunden. Ich meine, du warst zwar noch da, aber du warst nicht mehr derselbe.«
    Es tat weh, diese Worte auszusprechen, und es war noch schmerzlicher, sie wie Schläge auf meinen Vater herabprasseln zu sehen. Aber jetzt, wo ich angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
    Es war, als habe sich eine riesige Schleuse geöffnet, und alles, was in mir war, floss nun heraus.
    »Erst hast du mehr oder weniger im Wasser gelebt und dann hast du es kaum noch angesehen, es sei denn, die Jungs und ich haben dich bekniet, mit uns loszuziehen. Selbst jetzt siehst du aus, als wärst du wütend und voller Hass, wenn du aufs Meer schaust.«
    »Es ist kein Hass, Tempest. Es ist Trauer. Weil ich verstehe, warum deine Mutter gegangen ist. Es hat mir nicht gefallen. Ich wollte, dass sie hierbleibt. Das habe ich mir mindestens so sehr - wenn nicht noch mehr - gewünscht, wie ich mir wünsche, dass du hier bleibst. Himmel, ich war sogar bereit sie zu teilen: Sie hätte die Hälfte der Zeit dort draußen und die andere Hälfte hier verbringen können.«
    Das war mir neu und zum ersten Mal ging mir auf, dass so etwas überhaupt möglich sein könnte. Der Gedanke jagte mir elektrische Schauer über den Rücken. Ich versuchte mich damit vertraut zu machen, dass das Dasein als Wassernixe nicht alles oder nichts bedeutete.
    »Geht das denn?«, hakte ich nach. »Und wenn ja, warum hat sie es dann nicht getan? Warum hat sie sich nicht entschieden, wenigstens einen Teil der Zeit hier bei uns zu verbringen?« Ich hielt die Luft an, wartete mit allem, was mich ausmachte, auf seine Reaktion. Nicht nur als Antwort auf meine Misere, sondern auch auf die Frage, warum meine Mutter uns verlassen hatte. Warum sie uns vier den Rücken gekehrt hatte, als wären wir ein Fehler, den sie nicht schnell genug hinter sich lassen konnte.
    »Ich weiß es nicht, Süße. Die Sache ist wahrscheinlich komplizierter als das. Eine Zeit lang dachte ich wirklich, sie würde es tun. Bevor sie ging, hat sie mir gesagt, dass sie zurückkommen würde, wenn es ihr möglich sei. Ich habe ihr geglaubt und jahrelang auf sie gewartet.« Er rückte vom Tisch ab und stellte sich vor das Fenster, aus dem auch ich gerne sah, wenn ich grübeln wollte. »Ein bisschen warte ich immer noch darauf, dass sie ihr Versprechen wahr macht.«
    Da war es wieder, das Gefühl, hintergangen worden zu sein, das jedes Mal in mir aufstieg, wenn ich zu viel über meine Mutter nachdachte. Auch mir hatte sie versprochen, zurückzukommen und mir zu helfen, wenn ich mich verwandelte - oder die Verwandlung ablehnte. Aber nun war er da, mein siebzehnter Geburtstag, und es gab keine Spur von ihr. Es tat weh, erkennen zu müssen, dass ich, selbst nach allem, was sie getan hatte, ebenso sehr auf sie gewartete hatte wie mein Vater.
    Doch genug war genug. Schluss mit der Warterei. Schluss mit den Fragen. Schluss mit dem Nixenkram. Ich hatte meine Wahl getroffen und war fertig damit, egal, was Kona sagte oder tat. Ich würde nicht einen weiteren Gedanken daran verschwenden - oder an meine Mutter.
    Trotzdem war die Vorstellung, dass die Verwandlung in eine Wassernixe nicht alles oder nichts bedeutete, nach so langer Zeit schwer zu begreifen. Und noch schwerer zu ignorieren.
    Um mich für eine Weile abzulenken, sagte ich: »Ich weiß jetzt, was ich mir zum Geburtstag wünsche, Dad.«
    Geistesabwesend drehte er sich zu mir um, sein Blick war Lichtjahre entfernt. »Was denn, Tempe?«
    »Ich will, dass du mit mir surfen gehst, wie früher. Nur du und ich und das Wasser.«
    »Jetzt gleich?«
    Ich blickte aufs Meer hinaus, dachte an Konas Warnung und die unheimliche Macht, die ich vor wenigen Stunden dort draußen gespürt hatte. Doch jetzt war es hell und Dad sah aus, als ziehe er meine Bitte ernsthaft in Betracht. Für nichts auf der Welt würde ich mir die Chance entgehen lassen, wieder mit meinem Vater zu surfen, schon gar nicht wegen irgendwelcher dummer Ängste.
    »Ja. Jetzt gleich.«
    Mein Vater grinste und zum ersten Mal seit Langem spiegelte sich sein Lächeln in seinen Augen. »Wer als Erster umgezogen in der Garage ist, bekommt ein Eis.« Das war ein altes Ritual, so alt, dass ich es fast vergessen hatte. Ich schoss zur Tür, mein Vater dicht hinter mir.
    Vielleicht

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