Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
Woche eingeredet hatte, ich wusste jetzt, dass ich seit unserer ersten Begegnung darauf gewartet hatte, dass er aus der Deckung kam. Ja, ich hatte es förmlich herbeigesehnt.
Ich hatte mich gefragt, wie er wohl schmecken und wie sich seine Lippen anfühlen würden. Und jetzt, wo ich es wusste, machte das die Sache nicht einfacher - eher noch komplizierter.
»Geh nachts auf keinen Fall ins Meer, okay?«
Ich war tief in Gedanken, daher dauerte es einen Moment, bis seine Worte zu mir durchdrangen. Dann kam die Wut schlagartig zurück. Ein Kuss gab ihm noch lange nicht das Recht mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen hatte. »Warum nicht?«
»Tempest.« Er wollte noch etwas sagen, schüttelte dann aber nur bedauernd den Kopf. »Vertrau mir einfach, ja?«
»Wie soll ich dir vertrauen, wenn du nicht offen zu mir bist?«
»Ich bin so offen, wie ich kann.«
»Schwachsinn. Du bist so offen, wie du sein willst. Das ist nicht das Gleiche.«
Sein Blick wurde traurig. »Vielleicht hast du recht.« Er wandte sich zum Gehen.
»Warum kannst du es mir nicht einfach sagen?« Jetzt war ich an der Reihe, den Arm auszustrecken und seine Hand zu nehmen.
»Weil du noch nicht bereit bist für die Antworten.«
»Ich bin für vieles noch nicht bereit, aber so wie es aussieht, lässt man mir keine Wahl. Da draußen hast du >sie< gesagt und mir geraten >ihr< nicht nachzugeben. Was hast du damit gemeint?«
»Das war ein Versprecher.« Seine Stimme war leise und hatte einen gefährlichen Unterton, den ich noch nie gehört hatte, aber ich war zu sauer, um die Warnung zu beherzigen.
»Ja, klar.« Ich ließ seine Hand los und schwankte den Weg zum Haus hinauf. War es das, was Mark empfand, wenn ich ihn abspeiste, ohne seine Fragen zu beantworten? Ich hoffte nicht, denn es war ein lausiges Gefühl. »Hau ab, Kona.«
»Geh nicht im Dunkeln ins Wasser, Tempest. Ich meine es ernst.«
Ich wirbelte herum. »Sag mir nicht, was ich tun soll. Wenn du nicht offen zu mir bist, hast du kein Recht, irgendwas von mir zu erwarten.«
Er stieß einen Verzweiflungslaut aus, fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare und wollte etwas sagen. Dann änderte er seine Meinung und sah mich einfach nur wütend an. Er hatte den Kiefer fest zusammengepresst und seine Arm- und Schultermuskeln traten deutlich hervor. Gut! Sollte er ruhig eine Weile Frust schieben. Es ging mir mächtig an die Nieren, dass ich mich ihm so verbunden fühlte, so viel für ihn empfand, obwohl es ihm offensichtlich nicht genauso erging.
Er sagte eine ganze Weile kein Wort mehr und ich auch nicht. Stattdessen stieg ich die Stufen zur vorderen Veranda hoch, setzte mich und wartete darauf, dass er sich abregte.
Es ging schneller, als ich erwartet hatte. Dann saß er neben mir und sein Oberschenkel streifte bei jedem Atemzug meinen eigenen. Ein Stromschlag durchfuhr mich, sobald sich unsere Haut berührte, und ich befahl mir, wegzurutschen und ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen, brachte es aber nicht fertig. In meiner Einsamkeit fühlte sich diese Verbindung einfach zu gut an.
»Als ich noch ein kleiner Junge war, hat meine Mutter mir oft Fantasiegeschichten erzählt, voller weit entfernter Orte und unglaublicher Magie.« Seine Stimme war gedämpft und er sah stur geradeaus, als er fortfuhr. »Immer ging es darin um seltsame Geschöpfe und atemberaubende Tapferkeit. Um merkwürdige Dinge und erbitterte Kämpfe zwischen Gut und Böse.«
Mein ganzer Körper, mein ganzes Wesen fühlte sich zu ihm hingezogen wie eine Motte zum Licht. Ich wartete auf seine nächsten Worte und auf die Wahrheit, die sie bringen würden.
»Immer gab es einen tapferen Krieger, der kühne Kämpfe austrug und schreckliche Verletzungen erlitt, um sein Volk zu retten, und natürlich«, er grinste mich an, »eine wunderschöne Prinzessin, die ihn brauchte. Es gab Blut und Schwertkämpfe, magische Formeln und Zauberstäbe. Zerstörung und Erlösung.« Sein Lächeln erlosch und er drehte sich zu mir um. »Und immer war da die böse Wasserhexe und die Geschöpfe, die ihr folgten, die alles für sie taten und jeden für sie töteten.«
»Willst du damit sagen, dass es das war, was ich dort draußen gespürt habe? Eine Wasserhexe?« Ich versuchte mir einzureden, dass ich verrückt sein musste, auch nur in Erwägung zu ziehen, ihm zu glauben, doch alles, was heute Nacht passiert war, schien zu beweisen, dass er die Wahrheit sagte.
»Sie ist mächtig, Tempest, und sie will dich. Sie braucht dich.
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