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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scotty
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»Für ein bestimmtes Kind vielleicht.«
    »Hör schon auf. Das Gedicht gibt es schon ewig.«
    »Kann sein. Aber was glaubst du, warum deine Mutter es dir so oft vorgesprochen hat?«
    »Weil mein Name darin vorkommt. Tempestas. Das lateinische Wort für Sturm.« Ich verdrehte die Augen. »Ich habe es immer wieder hören wollen, weil ich mir berühmt vorkam mit einem Namen, der in einem Kindergedicht auftaucht.«
    »Du bist berühmt.«
    »Was sagst du da?«, fragte ich, vergaß das Essen und beugte mich über den Tisch. »Ihr glaubt tatsächlich an diesen blöden Reim?«
    »Ja, das tun wir. Die letzten Jahre waren sehr schwer und das hier gibt unserem Volk Hoffnung.«
    »Und du glaubst, der ganze Quatsch handelt von mir?«
    »Ich weiß, dass es so ist.«
    »Aber warum? Weil ich Tempest heiße? Weil meine Tätowierungen lila sind? Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
    »Weil du die Tochter der mächtigsten Priesterin bist, die es gibt. Weil du mehr Zauberkraft in dir hast als jede andere Person, der ich je begegnet bin. Weil ich dich nur ansehen muss, um es zu wissen.«
    Die Schockwelle fuhr mir das Rückgrat hinauf und in die Arme. Dann sammelte sie sich in meinem Innern, bis ich die Wärme der aufgehenden Sonne nicht mehr spürte. »Ich glaube, du bringst alles durcheinander. Meine Mutter ist eine Wassernixe. Einfach nur eine Wassernixe. Und ich habe keinerlei Kräfte ...«
    »Wirklich? Dann erkläre mir mal, wie du mich auf deiner Party durchs halbe Zimmer schleudern konntest? Niemand sonst hätte das fertig gebracht, nicht einmal deine eigene Mutter. Und wie bist du mir durch den Ozean gefolgt?«
    »Du hast eine Spur hinterlassen.«
    »Nein, das habe ich nicht. Du hast eine Spur gesehen. Du hast sie mit purer Willenskraft erzeugt. Jede andere wäre verloren gewesen, aber du bist mir gefolgt. Du hast mich gefunden, weil du es wolltest, obwohl meine Brüder sich mächtig ins Zeug gelegt haben, um meine Gegenwart zu verbergen - und meine Verletzungen.«
    Seine Worte entfachten ein Feuer, das sich durch die Kälte meiner Ungläubigkeit und Verleugnung fraß. Weil ich wusste, dass er recht hatte? Oder weil ich wollte, dass er sich irrte?
    »Der Streifen war da«, beharrte ich. »Er hatte die gleiche Farbe wie deine Augen, so klar wie der helle Tag. Du hast ihn bloß nicht gesehen, weil du am Verbluten warst.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, weil er nicht da war. Jedenfalls für niemanden außer für dich.«
    Ich wusste nicht, wie ich gegen seine Überzeugung ankommen sollte, also ließ ich die Sache auf sich beruhen, auch wenn die Erinnerung an den leuchtenden silbernen Schweif nicht weichen wollte, zumindest nicht, bis auch der Rest seiner Worte bei mir ankam. »Du hast gesagt, meine Mutter wäre eine Priesterin?«
    »Das ist sie, und zwar eine ungeheuer mächtige. Vor fünfhundert Jahren hat sie Tiamat auf dem Grund des Marianengrabens in einen Käfig gesperrt. Er war so stabil, dass sie ein halbes Jahrtausend gebraucht hat, um sich zu befreien.«
    »Das glaubst du doch selber nicht, oder?«, fragte ich fassungslos.
    »Und ob.«
    »Aber das ist lächerlich. Total verrückt. Meine Mutter ist neununddreißig.«
    Er lachte. »Deine Mutter ist mehr als sechshundert Jahre alt.«
    »Das ist absurd!«
    »Wirklich?«
    »Aber natürlich! Niemand kann so lange leben.«
    »Aber sicher.« Kona lächelte grimmig. »Ich bin zweihundertvierundzwanzig.«
    Ich starrte ihn an und war mir sicher, dass es diesmal mein Mund war, der auf- und zuklappte wie bei einem Fisch. »Jetzt weiß ich, dass du mich auf den Arm nimmst. Du siehst aus wie neunzehn. Zwanzig vielleicht. Aber nie im Leben wie zweihundert.«
    Er schüttelte den Kopf. »Selkies haben ein langes Leben. Normalerweise altern wir, bis wir ausgewachsen sind, dann legt sich irgendein Schalter um und wir verändern uns nur noch ganz langsam.«
    »Wie langsam?«
    »Meine Eltern sind fast fünfhundert Jahre alt und stehen in der Blüte ihres Lebens. Alt werden sie erst in etwa dreihundert Jahren.«
    »Und wie ist es mit Wassernixen?«, fragte ich matt.
    »Mehr oder weniger das Gleiche.«
    »Du willst mir also erzählen, dass ich achthundert Jahre alt werde?«
    Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Willst du es wirklich wissen, Tempest? Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob du es schaffst, achtzehn zu werden. Geschweige denn achthundert. Nicht, wenn Tiamat dir weiter derartig nachstellt.«
    Ich wollte fort von ihm, stieß mich abrupt vom Tisch ab und warf dabei meinen Stuhl um.

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