Deep Secrets - Berührung
»Nenne die Zeit, und ich werde den Preis mit Freuden bezahlen.«
»Ich bin nicht diejenige, die einen Beichtstuhl braucht«, rufe ich ihm ins Gedächtnis. »Vielleicht sollten wir dir eine Kiste Bier besorgen.«
»Nicht im Chateau, das wird leider nichts«, versichert Katie uns.
Chris beugt sich dicht zu mir vor. »Dazu wird erheblich mehr notwendig sein als eine Kiste Bier.«
Ja, denke ich. Das wird es. Ich habe mich ihm geöffnet, aber er sich mir nicht, und doch bin ich hier, umgeben von denen, die als seine einzige Familie gelten können. Und wieder denke ich, dass es etwas bedeutet. Ich schiebe alle Gedanken daran, dass aus meiner kleinen Flucht Dinge mit Konsequenzen geworden sind, beiseite. Ich will gar nicht wissen, wohin mich das führen wird.
Ich merke nicht, wie die Zeit vergeht, während ich Wein um Wein koste, Käse knabbere und zuhöre, wie Mike und Katie mir Geschichten darüber erzählen, wie sie angefangen haben. Es überrascht mich kaum zu erfahren, dass sie seinen Vater bei der großen Pariser Verkostung von 1976 kennengelernt haben, die sie und Napa Valley auf die internationale Weinkarte gebracht hat.
»Chris’ Eltern sind mit uns gereist, um uns moralische Unterstützung zu geben«, erklärt Katie. »Danielle – Chris’ Mutter –, sie war wie ein Schutzengel. Ich schwöre, diese Frau hatte eine Art, Menschen zum Lächeln zu bringen – selbst die eingefleischten Pariser, die uns Amerikaner nicht im Wettbewerb haben wollten, konnten ihrem Charme nicht widerstehen.«
Es ist schwer, Chris’ Reaktion auf Katies Erinnerungen an seine Mutter einzuschätzen, da er neben mir sitzt, aber ich wünschte, ich könnte es. Allzu bald kommen weitere Weinproben, und das Gespräch wendet sich in eine andere Richtung. Mein Fenster in Chris’ Familienleben hat sich zumindest für den Moment geschlossen.
Mit jedem Wein, den wir kosten, höre ich mir Geschichten darüber an, wie Katie und Mike die Geschmacksnote aus dem Erdreich, dem Klima und dem Produktionsprozess heraus entwickeln. Sie streuen Geschichten über die Reichen und Berühmten ein, die das Chateau besucht haben, und berichten, welche Sorte sie jeweils erworben haben.
»Aber Chris ist immer unser Star Nummer eins«, erklärt Katie.
Chris schnaubt und nippt an seinem Glas. »Ich bin bloß …«
»… ein berühmter Maler«, beende ich den Satz für ihn und küsse ihn auf die Wange.
Er streicht mir mit der Hand übers Haar und küsst mich auf die Stirn. »Ich«, sagt er und schaut auf mich herab. »Ich bin bloß ich.«
Ich lächle und spüre die Wirkung des Weins. »Mmmh. Ja. Bloß du.«
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Was bedeutet das schon wieder?«
Ein Kellner nähert sich uns, und Katie und Mike plaudern mit ihm. Ich senke die Stimme. »Ich mag ›bloß dich‹.«
Chris’ Augen verdunkeln sich. »Ach ja, tust du das?«
Meine Mundwinkel wandern nach oben. »Ja.«
»Er ist genau wie seine Mutter«, bemerkt Katie und zieht uns zurück ins Gespräch. Wir wenden ihr unsere Aufmerksamkeit zu, während sie hinzufügt: »Sie war so bescheiden, diese Frau. Man hätte nie gedacht, dass sie die Erbin eines Imperiums war, ebenso wenig wie man denken würde, dass Chris ein anerkannter Künstler ist.«
»Und sein Vater war ein arrogantes Arschloch«, brummt Mike. »Aber ich habe den Mann geliebt.« Er steht auf. »Sohn, da fällt mir ein, dass ich dir etwas geben will, bevor ich es vergesse.«
Ich sehe zu Chris auf und suche in seinen Zügen nach einer Reaktion auf die Bemerkung über seinen Vater. Er reagiert auf meine unausgesprochene Frage. »Er war ein arrogantes Arschloch, Baby.« Er streicht mir über die Wange. »Bleib brav. Ich werde gleich zurück sein.«
»Natürlich«, versichere ich ihm. »Ich werde nur Katie bitten, mir all deine großen, dunklen Geheimnisse zu verraten.«
Seine Miene ist angespannt. »Und sie wird dir nichts zu antworten wissen.«
»Oh, vielleicht habe ich doch ein paar Leckerbissen für sie«, schaltet sich Katie spielerisch ein.
Chris wirkt nicht erfreut, aber er steht dennoch auf und wirft eine gutmütige Bemerkung, passend zu Mikes Frauenkommentar zu Beginn in den Raum, bevor er mit seinem Patenonkel davongeht.
Katie stützt den Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in der Hand. »Sie tun ihm gut.«
»Ich … ja?«
»Ja. Das tun Sie. Der Junge ist so verdammt auf der Hut, dass es mir Sorgen macht, aber bei Ihnen ist er anders. Entspannt. Es tut meinem Herz wohl zu sehen, dass endlich jemand zu
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