Deep Secrets - Berührung
gehorchen.
»Okay«, erklärt Ava, als sie neben mir auftaucht. »Wir müssen unbedingt zusammen Mittag essen. Ich habe Chris Merit noch nie mit jemandem so lange sprechen sehen wie mit Ihnen. Ich will den Knüller.«
Ich blinzle sie an. Den Knüller? Ich habe keinen Knüller für sie, aber selbst wenn ich ihn hätte, empfinde ich meine kleine Begegnung mit Chris als viel zu privat und persönlich. Ich will sie mit niemandem teilen. »Es gibt nichts zu erzählen. Ich habe mehrere von seinen Gemälden verkauft, und er hat sich bei mir bedankt.«
Sie zieht eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Sie haben ihn reicher gemacht, als er ohnehin ist. Das ist also eine Methode, um die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erringen. Junge, und wie Sie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Er sah aus, als wolle er Sie verschlingen. Ich werde Sie morgen anrufen, damit wir ein Mittagessen vereinbaren können, es sei denn, ich sehe Sie vorher hier.« Sie eilt davon, und ich starre ihr nach.
Mich verschlingen? Chris hat ausgesehen, als wolle er mich verschlingen? Im Geiste gehe ich die Begegnung noch einmal durch und versuche, an einen zweideutigen Augenblick zu denken, den sie vielleicht beobachtet haben könnte. Es gab Momente, in denen ich dachte, ich spürte einen Funken zwischen uns, aber ich wagte nicht zu glauben, dass es mehr war als mein Wunschdenken.
Mein Telefon summt, eine SMS von Mark. Er wartet immer noch. Ich verziehe das Gesicht. Er ist ein solcher Kontrollfreak, dass es mir leichtfällt, ihn für den dominanten Mann aus den Tagebüchern zu halten. Diese Vorstellung finde ich gleichzeitig erotisch und Furcht einflößend, weil ich nicht weiß, wo Rebecca steckt. Tief im Innern bin ich mir sicher, dass sie für immer verloren ist, auf unabänderliche Weise verletzt.
Ich schüttle meine düsteren Gedanken ab und kehre in die Galerie zurück, wo Amanda hinter dem Empfangstisch steht und ihre Sachen zusammenpackt.
»Mark erwartet Sie in seinem Büro«, sagt sie.
»Und das wäre wo?«
Sie feixt. »Die Tür am Ende Ihres Flurs. Viel Glück, und ich hoffe wirklich, dass ich Sie morgen sehen werde.«
Ich erbleiche. »Sie hoffen es?«
Sie hebt die Hände. »Oh nein, Sie haben das falsch verstanden. Ich meinte nicht, dass Sie gefeuert werden sollen. Ich meinte, dass ich hoffe, dass Sie zurückkommen. Ich weiß, dass Sie keine Lust auf all die Tests haben.«
Ich entspanne mich ein wenig. »Ich werde zurückkommen.«
Sie lächelt und streift den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter. »Gut. Prima. Und wissen Sie was? Ich werde Sie mit Freuden abfragen, falls es irgendwie helfen sollte.«
»Sie sind versiert in Weinen, Opern und klassischer Musik?«
»Nein«, antwortet sie, »und ich würde es auch gar nicht sein wollen. Aber das bedeutet nicht, dass ich Ihnen nicht helfen kann zu lernen. Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, dass es großen Spaß machen wird, Sie hierzuhaben. Es ist einfach ein Gefühl.«
Ein Lächeln erblüht auf meinen Lippen. »Vielen Dank, Amanda. Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen und werde Sie vielleicht beim Wort nehmen.«
»Das hoffe ich«, versichert sie mir. »Wir sehen uns dann morgen früh.« Sie senkt die Stimme. »Viel Glück mit der Bestie. So nennen wir ihn. Es ist sehr passend.«
Mit einem entkrampfenden Lachen über den Spitznamen gehe ich widerstrebend durch die Tür, die zu den Büros führt. Das Gefühl, auf einem Drahtseil zu balancieren und jeden Moment herunterfallen zu können, verzehrt mich. Ich klopfe an die Ecktür und höre Marks tiefe Stimme, die mich hereinbittet. Dieses eine Wort klingt mehr nach einem Befehl, als die meisten es in einem vollen Satz zuwege bringen können. Der Mann ist wirklich eine geballte Ladung Tyrannei.
Ich hieve meine XXL -Handtasche hoch, drücke die Tür auf und wünschte, ich hätte meine Sachen in meinem Büro gelassen. Als ich in Marks Büro trete, vergesse ich alles andere. Der Raum ist oval, in der Mitte prangt ein massiver Glastisch. Ich bin überwältigt von den prachtvollen Kunstwerken an den Wänden rechts und links. Irgendwie bin ich sicher, dass Mark wollte, dass ich dies sehe, dass ich sehe, wie mächtig er hier wirkt, mehr König als Mann im Zentrum dieser Pracht.
Aber was mich am meisten fasziniert, ist das spektakuläre Wandgemälde – es bedeckt die ganze halbmondförmige Wand, die den »König« rahmt. Mein Blick wandert über den exquisit gemalten Eiffelturm, und ich erkenne Technik und Künstler sofort.
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