Deep Secrets - Berührung
Dies ist Chris’ Meisterwerk. Diese beiden Männer waren früher einmal Freunde. Sie müssen Freunde gewesen sein, und doch können sie einander kaum ertragen.
»Wie war Ihr Kaffee, Ms McMillan?«
Ich reiße mich von dem Gemälde los und frage mich, wie er es schafft, eine Frage wie eine Forderung klingen zu lassen.
Spielen Sie seine Spielchen nicht mit, Sara, dann kann er Sie nicht mit ihnen besiegen.
Chris’ Worte spulen sich in meinem Kopf ab und hallen in mir wider, aber ich fühle mich befangen. Ich darf nicht gefeuert werden, bevor ich herausfinde, was aus Rebecca geworden ist.
»Mein Kaffee war exzellent, und herzlichen Dank für die zweite Tasse. Sie hat gewiss geholfen, den Nebel von zu vielen Weinen und nicht genug Zeit zu lichten.«
»Setzen Sie sich, und erzählen Sie mir, was Sie gelernt haben.« Er deutet auf die braunen Ledersessel vor seinem Schreibtisch und gibt mir zu verstehen, dass er möchte, dass ich mich auf den zu seiner Rechten setze.
Es drängt mich, den zu seiner Linken zu nehmen, und ich bin mir nur allzu bewusst, dass dieser Schritt ihm missfallen würde. Ich bin so hin- und hergerissen, was diesen Mann betrifft. Ich will ihm gefallen. Ich will ihm nicht gefallen. Aber die Erfahrung mit arroganten Männern obsiegt, und ich entscheide mich, weder das eine noch das andere zu tun. Wie hoch ich die Latte jetzt lege, wird festlegen, wie hoch er mich später springen lassen will.
Als ich mich nicht bewege, zieht er eine Braue hoch. »Bin ich so einschüchternd, Ms McMillan, dass Sie sich nicht setzen wollen?«
Ich recke das Kinn und blicke in seine stählernen grauen Augen. »Sosehr Sie sich auch bemühen, Mr Compton, nein, das sind Sie nicht. Aber Ihre Tests sind es. Ich ziehe es vor abzuwarten, bis meine Kenntnisse auf dem Stand sind, mit dem ich Sie gebührend beeindrucken kann. Ich will aber nicht bis zu diesem Zeitpunkt damit warten, im Verkauf zu arbeiten.«
»Wir bekommen nicht immer, was wir wollen, Ms McMillan.« Seine Miene ist undurchdringlich, aber seine Stimme klingt leiser, samten, und nicht zum ersten Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir über meinen Job reden. »Alles, was ich tue, ist kalkuliert und zielt auf einen bestimmten Zweck ab. Sie werden das eher früher als später lernen. Am Freitagabend findet hier eine Weinverkostung statt. Die Teilnehmer sind keine Gymnasiasten. Es sind wohlhabende, kultivierte Kunden mit kultiviertem Geschmack. Sie müssen sich auf sie einstellen. Sie müssen sich darauf konzentrieren, diese Veranstaltung vorzubereiten.«
Kultiviert. Das Wort frisst sich in mich hinein wie eine Beleidigung; sei sie real oder eingebildet, die Wirkung auf mich ist die Gleiche. Ein Gefühl der Unzulänglichkeit erfüllt mich, ein lange vergessener Feind, der droht, mich in die Knie zu zwingen. Zorn erhebt unvermittelt sein hässliches Haupt, und er ist viel leichter anzunehmen. »Dann würde ich sagen, dass ich besser nach Hause gehe und lerne.« Irgendwie schaffe ich es, dass meine Stimme fest klingt.
Seine Augen werden schmal und dunkel, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß, dass er bei mir einen Nerv getroffen hat. Ich muss lernen, meine Reaktionen zu kontrollieren und eine unerschrockene Miene aufzusetzen.
»Sie wissen, dass Riptide gemeinsam mit einigen der besten Kellereien der Welt eine Vielzahl von Weinverkostungen veranstaltet?«
Ich blinzle. »Nein, das wusste ich nicht.«
»Sind Sie sich darüber im Klaren, dass wir gemeinsam mit dem transsibirischen Orchester eine alljährliche Wohltätigkeitsveranstaltung ausrichten?«
Mein Herz rutscht mir in die Hose. Warum habe ich nicht recherchiert? »Nein. Nein, bin ich nicht.«
»Dann bin ich mir sicher, dass Sie jetzt begriffen haben, dass ich lediglich versuche, Ihnen zu helfen, Sara«, fährt er fort. »Ich habe etwas Besseres mit Ihnen vor, als Sie für einen Sommer hier im Verkauf zu beschäftigen. Wenn Sie das allerdings nicht wollen, lasse ich Sie ab morgen auf die Galerie los, damit Sie nach Herzenslust verkaufen können.«
Mein Ärger verwandelt sich in etwas, das an Panik grenzt. »Nein. Das will ich nicht. Ich will mehr tun. Ich kann mehr tun.«
»Dann vertrauen Sie mir.«
Ich bin verdutzt und schlucke hörbar. »Ja. Ich … okay. Ich werde lernen, was ich für Sie lernen muss.«
Seine Augen leuchten anerkennend auf. »Gut. Ich werde Ihnen über Nacht eine Gnadenfrist gewähren. Gehen Sie nach Hause und lernen Sie. Morgen früh werde ich Sie gleich als Allererstes
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