Deep Secrets - Berührung
machst du da?«
»Dich in die Dusche bringen. Ich Tarzan. Du Jane. Tu, was ich sage.«
Ich lache über seine Torheit und denke, dass er der Widerspruch schlechthin ist. Ganz rauer, zäher, männlicher Mann und ein sanfter Bär gleichzeitig.
Wir kommen an dem Couchtisch vorbei. »Warte! Ich brauche meine Handtasche.«
Er hält inne und beugt sich vor, damit ich danach greifen kann. Ich schnappe sie mir. »Mein Rock …«
»Ich werde dir Kleider besorgen«, sagt er und stürmt die Treppe vom Wohnzimmer in das Foyer hinauf und durch einen weiteren Flur, den ich bisher nicht einmal bemerkt habe, und dann über eine gewundene Treppe, die in seinem Schlafzimmer endet, das spektakulär ist. Ein massives schwarzes Bett auf einem Podest mit einer unglaublichen Aussicht, die ich nur im Vorübergehen zu sehen bekomme, bevor ich auf einen weißen Marmorboden in einem Badezimmer von der Größe meines Schlafzimmers gestellt werde.
»Ich lasse dich hier und schließe dich ein, denn wenn ich mich zu dir geselle, werden wir nicht in absehbarer Zeit wegkommen.«
Ich öffne den Mund, um Einwände zu erheben. Er küsst mich schnell und fest auf die Lippen, dann verlässt er den Raum und schließt die Tür hinter sich. Ich bin allein in Chris Merits Badezimmer, und alles, was ich tun kann, ist lächeln.
21
Ich benutze Chris’ Seife und sein Shampoo; es hat einen moschusartigen Sandelholzgeruch, der mich an ihn erinnert und in mir den Wunsch weckt, er sei bei mir unter der Dusche. Bilder von den Dingen, die wir getan haben, Bruchstücke von den Gesprächen, die wir geführt haben, rauschen durch mich hindurch, während das heiße Wasser über mich hinwegfließt. Chris verwirrt mich. Oder vielleicht bin ich einfach so verwirrt. Bis zu dieser letzten Woche war ich überzeugt gewesen, mich mit dem Leben auszukennen. Habe ich, als mein Vater mich schlug, alles hinter mir gelassen? Etwas in mir sagt nein. Ich bin mit meiner eigenen Identität entkommen. Ich bin eingetreten für das, woran ich glaubte. Meine Liebe zur Kunst war wie die Liebe meiner Mutter gewesen, ein frivoles Hobby, keine Berufslaufbahn. Meine Rolle wäre die meiner Mutter gewesen. Ich hätte meinem Vater dienen müssen, und dazu auch noch Michael.
Eine andere innere Stimme erklärt mir dagegen grimmig, dass ich einfach nur weggelaufen bin, statt meinem Vater die Stirn zu bieten und zu verlangen, dass er akzeptiert, wer und was ich bin. Ich hatte immer gehofft, meine Mutter würde für sich selbst eintreten, doch was tat ich? Ich ging einfach. Ich lief weg. Kein Wunder, dass ich diesen Mann schlagen wollte. Er hat mich die bittere Wahrheit sehen lassen. Er hat mich dazu gebracht, dass ich mir wünschte, ich wäre mutiger gewesen. Hat mich begreifen lassen, dass ich fünf Jahre meines Lebens verloren habe. Ich kann nie mehr zurück.
Trotzdem, ich will meinen Vater nicht sehen. Ich will sein verdammtes Geld nicht. Ich habe keine Ahnung, ob sich mein Gemütszustand ändern wird, aber ich habe gekämpft, statt mich vor allem zu verstecken. War das nicht der Grund, warum ich gegangen bin? Um wie ich zu sein? Ich atme ein und wieder aus. Ich kenne mich selbst nicht.
Es ist völlig klar, woher meine Magenkrämpfe kommen, und ich stelle das Wasser ab. Ich kann es nicht leugnen. Verdammt, ich bin wütend auf mich, aber ich kann mein eigenes Leben gestalten, und jetzt habe ich beschlossen, es zu versuchen. Entschlossenheit bildet sich tief in meiner Seele, wo ich seit langer Zeit nichts gefühlt habe … bis Chris kam. Ich werde willkommen heißen, was vor mir liegt, einschließlich dieses Wochenendes mit Chris. Chris ist mein Ausweg. Dieser neue Job ist meine Hoffnung.
Ich drücke die Glastüren auf, hülle mich in ein flauschiges weißes Handtuch, das ich in einem Schrank gefunden habe, und wünschte, ich hätte eigene Klamotten. Chris kann mir natürlich ein Shirt herauskramen, aber er weiß sicher auch, dass ich für das Wochenende mehr brauche. Wir werden uns Zeit nehmen müssen, um bei mir vorbeizuschauen, und diese Aussicht stört mich. Mein kleines Mauseloch ist so groß wie Chris’ Schlafzimmer und Badezimmer. Das sollte keine Rolle spielen, aber irgendwie tut es das doch.
Ich trete vor den Spiegel und finde den Föhn auf den ersten Blick. Ich brauche auch irgendetwas, um mein Haar in Form zu bringen. In dem geräumigen Badschrank liegen Chris’ Elektrorasierer und verschiedene Toilettenartikel, darunter Rasierwasser und Lotion. Keine Haarprodukte. Er hat so
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