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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Gericht hinauffuhr. Sie passierten das Häuflein Demonstranten auf dem Gehsteig, bogen in die Einfahrt zum Büro des Sheriffs ein und fuhren hinten um das Gebäude herum.
    »Armer Junge«, sagte Cameron. »Jetzt liegt es an uns, daß ihm Gerechtigkeit widerfährt.«
    Ellen fand den Anflug eines Lächelns für ihn, während sie ihre Schlüssel einsteckte. »Dafür bezahlt man uns großzügig, Mister Reed.«
    »Richter Rudy Stovich.« Rudy sprach den Titel laut, um zu testen, wie es klang. Es klang gut.
    Er hatte dieses Eckbüro im ersten Stock des Gerichtsgebäudes von Park County seit nunmehr zwölf Jahren. Auf der Eichenanrichte türmten sich Aktenhefter und juristische Fachbücher, die er nie zu Rate zog. Sein Schreibtisch war übersät mit Krempel, die Zierwaage der Justitia, die in einer Ecke stand, neigte sich unter dem Gewicht von Golf-Tees. Ein Satz Ping-Schläger stand in einer dunklen Ecke des Raumes und wartete auf die jährliche Februarreise nach Phoenix. Eine Reise, die er nur allzugern verschieben würde, um in Frankens alte Räume einzuziehen.
    »Richter Rudy Stovich«, kam das Echo von Manley Vanloon. Er nahm sich eine Nuß aus der Schale und knackte sie mit einem Werkzeug, das als wütende Stockente getarnt war. Feine Schalensplitter regneten wie Tabakkrümel auf seinen beigefarbenen Wollpullover. Er war gebaut wie ein Buddha, bestand hauptsächlich aus Bauch und einem runden, lächelnden Gesicht. Seine Brauen wölbten sich über winzigen Augen. »Vielleicht solltest du Rudolph sagen. Klingt würdiger.«
    Rudy drehte seinen Stuhl hin und her, als wäre die Bewegung eine Zentrifuge, die gute Entscheidungen von schlechten trennt. »Klingt prätentiös. Die Leute mögen mein Image eines Anwalts vom Lande.«
    »Gutes Argument.« Manley knabberte mit nachdenklichem Blick an seiner Nuß und versuchte, sich seinen Freund in Richterrobe vorzustellen. Er und Rudy waren schon seit Ewigkeiten Kumpel, unterstützten sich gegenseitig bei ihren Geschäften und den politischen Kampagnen. »Wie lange dauert es, bis der Gouverneur sich entscheidet?«
    »Oh, er muß einen angemessenen Zeitraum verstreichen lassen, nachdem sie den alten Franken begraben haben. Eine Woche oder so, denke ich. Übrigens ist die Aufbahrung morgen bei Olgethorpe's. Beerdigung am Freitag um halb vier in der Grace Lutheran.«
    »Grace Lutheran? Und ich habe die ganze Zeit geglaubt, er wäre Methodist.« Er klopfte die Schalenreste von seiner Strickjacke und griff nach einer Pecannuß. »Essen nach der Beerdigung? Freitag ist › All you can eat -Fischtag‹ im Scandia-Haus.«
    »Ja, sicher«, murmelte Rudy verträumt. Er stellte sich vor, welch bewegende Eloge er vor einer Trauergemeinde von Richtern, Anwälten und Politikern aus dem ganzen Land halten würde. Franken hatte lange gelebt und sich viele mächtige Männer zu Freunden gemacht. Seine Beerdigung schien Rudy ein günstiger Zeitpunkt zu sein, sie alle mit seiner Beredsamkeit und seiner Ehrlichkeit zu beeindrucken.
    Die Gegensprechanlage summte, und Alice Zymanskis Stimme peitschte wie ein Blitz aus dem Lautsprecher. »Ellen will Sie sehen. Ich gehe jetzt.«
    »Schicken Sie sie rein.« Rudy zwang sich aufzustehen, obwohl er fand, es sei schon reichlich spät am Tag für gute Manieren. Sobald er fest auf seinem Richterposten etabliert war, würde er die guten Manieren aufgeben.
    Ellen schloß die Tür hinter sich und rang sich ein Lächeln für Manley Vanloon ab. Manley hatte sich während der landwirtschaftlichen Depression der siebziger Jahre ein kleines Vermögen an Immobilien erworben, indem er Farmen am Stadtrand von Deer Lake aufgekauft und das Land in teure Parzellen für die Yuppies, die aus den großen Städten in die Provinz strömten, aufgeteilt hatte. Er hatte drei Autohandlungen aufgekauft und war noch reicher geworden, indem er mit seinem ländlich-sittlichen Image Autokäufer aus den Cities angelockt und ihnen dann die Taschen geleert hatte.
    »Hallo, Ellen.« Manley hob sich nur soweit aus dem Stuhl, wie er es sonst zum Furzen tat, und wandte sich dann wieder der Pecannuß zu. »Wie läuft denn der Bonneville? Ein wirklich schöner Wagen.«
    »Sehr gut, Manley.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Boß zu. »Ich hatte gerade einen Anruf von der Personalstelle. Sie teilen Garrett Wright Richter Grabko zu. Ich dachte, Sie würden das gern wissen.«
    »Und, sind Sie mit dieser Wahl zufrieden?«
    Sie hob die Schultern. »Wir könnten es schlimmer treffen.«
    »Werden Sie

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