Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
hypnotisiert und voller banger Erwartung auf die Bilder. Alfred Hitchcock hätte diesen Krimi nicht spannender inszenieren können.
Der Präsident atmete tief durch und wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Entgegen der Ankündigung von der HAMAS war das Telefon des Mannes auf dem Dach nicht explodiert, auch nicht in dem Moment, als der Mann mit einem Knopfdruck den Anruf von George T. Gilles entgegen genommen hatte.
»Guten Tag, mein Name ist George T. Gilles, Präsident der Vereinigten Staaten«, sprach das Staatsoberhaupt in den Hörer. Seine Stimme klang ruhig und gefestigt.
»Guten Tag, Mr President. Es ist schön, dass Sie anrufen. Ich glaube wir haben ein Problem und es tut mir aufrichtig leid, wenn ich ein Teil davon sein sollte.«
Die Antwort über das offene Lautsprechersystem des Situation Room war deutlich für alle Anwesenden zu hören.
»Verraten Sie mir bitte Ihren Namen? Ich würde gerne wissen, mit wem ich gerade spreche.«
»Gerne, Mr President. Mein Name ist Harold Tucker und ich bin einer der Aufseher hier oben auf der Aufsichtsplattform. Genauer gesagt, ich war einer der Aufseher. Heute ist mein letzter Arbeitstag, die Verwaltung wollte nicht mehr, dass ich weiter hier arbeite. Sie wissen ja, was man mit alten Leuten so macht«, verriet der alte Mann.
Sofort hatten die meisten Teilnehmer der Sitzung den alten Mann in ihr Herz geschlossen. Die junge Pressesprecherin musste laut schlucken, und Tränen liefen über ihre Wangen. Außenminister Don Fletcher stand auf und nahm die attraktive farbige Frau in den Arm.
»Das tut mit aufrichtig leid, Mr Tucker. Wenn ich irgendetwas für Sie …« Der Präsident brach den Satz ab, da er bemerkte, wie Harold Tucker lächelte und den Kopf schüttelte.
»Mr President, Sie haben bestimmt wichtigere Dinge zu klären, als sich mit den Problemen eines törichten alten Mannes zu beschäftigen. Ich habe mein Leben gelebt und ich blicke dankbar zurück. Es war ein einfaches und oftmals hartes Leben. Aber glauben Sie mir bitte, Mr President, ich habe immer versucht, mir nichts zu Schulden kommen lassen. Warum ich jetzt hier stehe, und warum alle diese Flugzeuge hier kreisen, das ist doch das eigentliche Problem. Ich hätte mich niemals mit diesem Fremden einlassen sollen, der sich in mein Vertrauen geschlichen hat.«
Der Präsident blickte in die Runde und sah die erhöhte Aufmerksamkeit in den Gesichtern der Anwesenden.
»Verraten Sie mir, wer dieser Fremde war, Mr Tucker?«
»Natürlich!«
»Und?«
»Er hat sich mir als Mammohan Singh vorgestellt. Aber ich glaube jetzt nicht mehr, dass dies sein wahrer Name ist. Er hat mich vor einigen Wochen hier oben angesprochen und interessierte sich für die Geschichte und Architektur des Empire State Building. Sie müssen wissen Mr President, dass ich im Schatten dieses Turms geboren wurde und Zeit meines Lebens hier gearbeitet habe. Ich kenne jeden Winkel dieses Gebäudes wie meine eigene Westentasche. Wenn ihm irgendjemand etwas erklären konnte, dann ich«, antwortete Tucker, und ein unüberhörbarer Stolz klang aus seine Worten.
Frank Harris von der CIA und Verteidigungsministerin Charlotte Stuyvesant lächelten, während der Rest nur ungläubig mit dem Kopf schüttelte.
»Da hat man Ihnen einen ganz schönen Bären aufgebunden, Mr Tucker. Ich glaube kaum, dass Sie der indische Regierungschef besucht hat«, erklärte der Präsident und versuchte, ohne jeden Tadel zu sprechen.
Tucker blickte beschämt zu Boden und antwortete mit geflüsterten Worten:
»Es tut mir leid, Mr President. Wie konnte ich nur so dumm sein? Aber ich interessiere mich nicht für die große Politik. Ich wusste das einfach nicht.«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen. Die meisten Menschen sind der Politik längst überdrüssig, und ich kann es in gewisser Weise verstehen. Überall, wo man hinsieht, sind nur Probleme. Probleme und abermals Probleme. Denken Sie an das Attentat auf meinen Vorgänger, denken Sie an 9/11. Wir leben in einer ziemlich kompliziert gewordenen Welt, Mr Tucker«, versuchte der Präsident den Ansatz einer Erklärung zu finden, wobei er genau wusste, dass die Zeit davonrannte und ein solches Gespräch in eine Sackgasse laufen würde.
»Fragen Sie ihn, ob er seinen Mr Singh beschreiben kann«, flüsterte General Grant dem Präsidenten zu. Dieser nickte stumm.
»Können Sie uns diesen Mr Singh etwas genauer beschreiben?«
Tucker ging mit dem Telefon in der Hand die Sicherheitsabsperrung der
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