Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
sein sollte?«
Tucker zögerte einen Moment, warf die letzten Brotkrumen in die Luft und sah dabei zu, wie die Tauben sich flatternd in die Luft erhoben.
»Versprechen Sie mir, Mr President, dass Sie das Empire State Building wieder so aufbauen, wie es immer hier gestanden hat. Versprechen Sie es mir, bitte!«
»Das verspreche ich Ihnen, Harold. Sollte es zerstört werden, werde ich mich für die Wiederaufbau einsetzen. Mit all meiner Macht, die mir dazu verliehen wurde.«
Die Bildschirme fingen das breite Lächeln auf dem Gesicht des alten Mannes in voller Größe ein. Er wirkte entspannt, so als habe er seinen inneren Frieden mit Gott und der Welt geschlossen.
»Leben Sie wohl, Mr President. Es hat mich gefreut Sie kennen zu lernen. Sie sind ein tapferer und aufrichtiger Mann. Möge Ihnen Gott die Kraft geben, Ihr Amt mit Würde und Augenmaß zu erfüllen. Und finden Sie die Leute, die für das hier verantwortlich sind. Meine Zeit ist nun abgelaufen. Machen Sie jetzt das, was Präsidenten immer machen müssen«, bereitete sich Harold Tucker auf seinen Tod vor.
»Und das wäre?«, wollte George T. Gilles, der sich seiner Tränen nicht schämte, noch wissen.
»Drücken Sie den roten Knopf!«
KAPITEL 27
11.02., 15.23 Uhr
New York City, CNN Helikopter
F ünf Explosionen erschütterten im Abstand von Bruchteilen von Sekunden die Gegend um das Empire State Building. Der alte Mann auf dem Dach des Wahrzeichens der Stadt wurde vor laufenden Kameras buchstäblich in Stücke gerissen. Die schwarzen Trucks mit ihren Insassen wurden mit einem ohrenbetäubenden Knall zerfetzt und die verkohlten Überreste mit rasender Geschwindigkeit durch die Luft geschleudert. Kleine und große Metallteile schossen als tödliche Projektile durch die Straßen und verletzten Hunderte von Einsatzkräften, die sich in sicherem Abstand vom Ort der Katastrophe wähnten. Autos wurden durch die Gegend gewirbelt, Fensterscheiben barsten und ein ätzender Gestank von verbranntem Gummi, Metall und einer unbekannten Chemikalie legte sich wie eine Pestglocke über die Straßen, während der Asphalt unter den alles verzehrenden Flammen zu schmelzen begann.
CNN-Reporter Larry Cypreski hätte fast seinen Kameramann verloren, als die Druckwelle den Hubschrauber erfasste und durchrüttelte. Als erfahrener Nachrichtenmann, der den 11. September hautnah miterlebt hatte, war der Neununddreißigjährige auf alles vorbereit gewesen und hatte sich zuvor gleich doppelt in dem Helikopter angeschnallt. Dennoch hatte ihn die Wucht der Explosion zu Tode erschreckt, da sie aus heiterem Himmel mitten im Herzen der Stadt stattfand und einen ganzen Block in ein Flammenmeer verwandelte.
»Hast du das aufgezeichnet, Peter? Sag mir bitte, dass du alles drauf hast«, schrie Cypreski seinen Kameramann an, einen stoisch wirkenden Typ mit Vollbart und langer Mähne.
»Klar, Mann, alles drauf. Als es Bumm gemacht hat, war ich genau auf dem Alten in der Uniform auf dem Dach«, gab der Mann lässig zurück. »Heilige Scheiße, was für eine abgefuckte Show.«
Der Helikopter drehte eine Runde und übertrug die Bilder des Flammenmeers zwischen West 33. und 34. Street beziehungsweise Fifth und Sixth Avenue direkt ins Sendezentrum. Der gesamte Block brannte lichterloh und die Flammen griffen auf das Empire State Building über. Von überall her rasten die Löschfahrzeuge des New York Fire Department heran und umzingelten den mächtigen Komplex. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks spulten die Einsatzkräfte ihr Rettungsprogramm ab und nahmen den Kampf gegen das Feuer auf. Hunderttausende Kubikmeter Wasser und Spezialschaum ergossen sich in der glutrote Hölle, ohne wirklich etwas zu bewirken. Während auf der Aussichtsplattform des Hochhauses lediglich ein hässlicher schwarzer Fleck, einige verkohlte menschliche Überreste und eine rußgeschwärzte Wand an den tödlichen Handysprengsatz erinnerten, drangen aus den unteren Stockwerken des Gebäudes bereits dichte, grauweiße Rauchschwaden, welche die Sicht für die Feuerwehrmänner zusätzlich erschwerten.
»Das Feuer frisst sich wie ein bösartiges Krebsgeschwür durch die Innereien des Turms. Das Empire State Building brennt von unten nach oben aus«, setzte Larry Cypreski seinen Live-Bericht fort. »Es ist unwahrscheinlich, dass sich noch Menschen in dem Gebäude aufgehalten haben, da die Polizei und der Sicherheitsdienst rechtzeitig reagiert und vor den Explosionen alle Etagen evakuiert haben. Wenn ich von hier
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