Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
gelangweilten Eindruck hinterlassen, doch Menschen, die ihn näher kannten, wussten, dass es unter seiner Oberfläche brodelte wie im Inneren eines Vulkans.
Verschmitzt grinste Kapitän Carlsen den Operationsleiter an und zeigte ihm die aktuellen Wetterprognosen.
»Von Osten her braut sich was zusammen. Gut, dass wir nicht den Job mitten im Atlantik erledigen müssen.«
»Solange sich von Osten her nichts anderes zusammenbraut als ein kleines Tiefdruckgebiet, soll es mir Recht sein«, entgegnete Spacy.
»Es wird schon keine Invasion von Killeraliens, die bisher tief auf dem Grund des Bermudadreiecks geruht haben, geben. Du machst dir, glaube ich, wirklich unnötig Sorgen, was einen Angriff auf Cape Canaveral anbelangt.«
»Mit Aliens könnte man vielleicht noch verhandeln. Bei Terroristen sieht das in der Regel anders aus.«
»Hm, komische Theorie. Übrigens: Der Admiral hat mir gesteckt, die Navy habe sogar das alte SOSUS vor der gesamten Ostküste, an einigen Punkten im Zentralatlantik, auf den Bahamas und in der Nähe des Puerto Rico Grabens zwischenzeitlich reaktiviert, damit wir ganz sicher gehen können, dass kein feindliches U-Boot nach Florida durchkommt.«
Kapitän Carlsen sprach auf das alte Sound Surveillance System an, ein in den 1950er Jahren entwickeltes Geräuschüberwachungssystem, welches ursprünglich der Überwachung russischer U-Boote gegolten hatte und mittels kabelverlegter Passiv-Sensorbojen akustische Leistungen von weniger als einem Watt über mehrere hundert Meilen Entfernung an eine Auswertungsstation übermitteln konnte.
»SOSUS? Ist doch Schnee von gestern«, mischte sich Hunter, der soeben die Brücke betrat, in das Gespräch ein. »Mit den neuentwickelten Hydrophonen im Flying Fish sind wir mindestens doppelt so gut aufgestellt. Gib mir ein Akustikmuster, und ich programmiere dir den Bordcomputer unseres Babys so, dass ich poppende Makrelen in achthundert Meilen Entfernung identifiziere.«
»Ich liebe deine blumenreichen Übertreibungen«, sagte Spacy, dessen Miene sich ein wenig aufhellte.
»Na gut, ich hab keine Ahnung, wie es Makrelen so treiben, aber so ganz weit hergeholt ist meine Behauptung nicht. Wenn das Geräusch bekannt ist, und wenn ich es in meiner Datenbank habe, lokalisiere ich es unter Wasser auf genau diese Entfernung heraus, nach dem alle anderen Störgeräusche beseitigt wurden«, verteidigte Hunter sein System.
»Ich glaube kaum, dass sich eine Lockheed U-2 unter Wasser Cape Canaveral nähern wird«, merkte Spacy an.
»Und mit einem U-Boot werden es diese Freaks wohl auch nicht versuchen. Da können wir getrost unserer atomaren U-Boot-Flotte vertrauen.«
Kapitän Carlsen warf einen Blick auf einige Seekarten und runzelte die Stirn. »Wenn ich mir Florida so anschaue, könnte ein Angriff aus der Luft doch genauso so gut über das Festland erfolgen. Über den Golf von Mexiko. Oder direkt aus dem karibischen Raum. Vielleicht steht die U-2 mittlerweile wieder auf Kuba?«
Spacy schüttelte energisch den Kopf, weil er diese Möglichkeit selber schon bedacht hatte. »Ein Angriff über den Golf oder direkt von Kuba aus würde unseren Abfangjägern genügend Zeit geben, um zu reagieren. Selbst vom Atlantik her wäre der Eindringling früh genug auf den Radarschirmen, um abgeschossen zu werden. Wenn ein Angriff erfolgt, dann nach einem Plan, auf den noch keiner gekommen ist.«
»Ich hasse Einsätze, für die es kein vernünftiges Aufgabenprofil gibt«, sagte Hunter, während er an einer Schachtel mit Keksen herum fingerte und vergeblich versuchte, das Cellophan vom Karton zu lösen. »Im Grunde schippern wir völlig orientierungslos ins Zielgebiet und halten nach fliegenden Untertassen Ausschau.«
»So ähnlich könnte man das formulieren. Wir suchen buchstäblich die Nadel im Heuhaufen«, pflichtete der Kapitän bei.
»Das machen wir schon seit Monaten«, musste auch Spacy eingestehen. »Und es wird Zeit, diesen Zustand zu ändern. Ich möchte in dreißig Minuten die gesamte Besatzung in der Kantine versammelt sehen. Wollen wir doch mal schauen, ob die NUSA ihr Geld wert ist. Jack, treib den Haufen zusammen!«
»Was hast du vor?«
»Wir spielen Apollo 13 Bodencrew.«
»Wir spielen was?«
»Wir versuchen uns in die Lage der Terroristen zu versetzen. Wir haben eine amerikanische U-2, einen gesunkenen angolanischen Frachter, ein unbekanntes nordkoreanisches Schiff und dazwischen eine mit Mann und Maus bewachte Distanz von fast viertausend Meilen bis zur
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