Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Gegner an seinen Küsten zu überraschen. Zumindest ist das eine denkbare Möglichkeit, aus dem Nichts plötzlich aufzutauchen und für Verwirrung zu sorgen.«
»Vorausgesetzt, man entgeht dem gegnerischen Radar. Das schaffst du aber nur, wenn du lange genug im Tiefflug bleibst. Denn spätestens vierzig Meilen vor der Küste ist dann Ende. Dort ortet man dich. Irgendein Pilot unserer F-15 Abfangjäger zuckt mit dem Daumen am Knopf – und Zack! – pulverisiert dich eine AIM-9 Sidewinder, bevor du einen letzten Furz ablassen kannst.«
Spacy nickte und schaute angespannt auf die See, als gelte es jeden Moment den Kampf mit einem riesigen Kraken aufzunehmen, der mit seinen Tentakeln das Schiff an sich reißen wollte.
»Du könntest den Luft-Luft-Raketen entgehen, wenn du kurz vorher auf maximale Höhe steigst und dich dann wie ein Kamikaze fast aus dem Orbit auf das ungeschützte Space Shuttle am Boden stürzt. Allerdings sprechen zwei Dinge dagegen.«
»Ich klebe gebannt an deinen Lippen …«
»Die Lockheed U-2 ist kein Sturzkampfbomber. Es würde die Maschine zerreißen. Und es würde auch keinen Sinn machen, sich auf so einem umständlichen Weg ein altes Flugzeug zu besorgen, um es dann als reine Selbstmordbombe einzusetzen. Das könnte man viel einfacher haben.«
»Stimmt«, sagte Hunter. »Ich frage mich allerdings, was das Ganze dann soll? Vielleicht versteifen wir uns zu sehr auf diese U-2-Geschichte und übersehen etwas Wesentliches. Vielleicht passiert gar nichts und der Typ, der Fidel den alten Höhenaufklärer weggeschnappt hat, ist einfach nur ein spleeniger Sammler alter Flugzeuge. Der sitzt jetzt irgendwo in einem unterirdischen Bunker in Tokio auf seinem Sofa und imponiert einer kleinen Geisha mit seiner tollen Sammlung.«
In diesem Augenblick kam die Zweite Offizierin auf die Brücke und schnappte nur den letzten Satz von Hunter auf. Mit verdrehten Augen warf sie dem Chefingenieur einen amüsierten Blick zu, als wolle sie ihm zu verstehen geben, auch mal über etwas anderes als Männerspielzeuge und Männerphantasien zu reden. Nachdem sie auf ihrer Suche nach einem bestimmten Ordner fündig geworden war, verzog sie sich wieder. Spacy warf Hunter einen vielsagenden Blick zu.
»Läuft da was zwischen euch?«
»Vielleicht, wenn das hier überstanden ist. Aber erzähl` mir lieber von deiner Angriffstheorie, bevor mein Taxi kommt und mich ins kalifornische Vandenberg bringt.«
»Also gut«, fuhr Spacy fort. »Meiner Meinung nach ist es nicht der spleenige Sammler aus Tokio. Du erinnerst dich an diese seltsamen Ausbuchtungen, die wir auf Kuba an der Maschine gesehen haben?«
»Ja, und?«
»Das lässt doch nur zwei Möglichkeiten zu. Damit werden Bomben oder Personen transportiert. Und deshalb haben die Täter genau dieses Flugzeug ausgesucht. Sie wollen unerkannt auf Höhe kommen und dann etwas abwerfen, was sich selber ins Ziel steuert.«
Hunter stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich glaube, ich weiß, was du denkst. Wenn Houston nur das Vorspiel ist und Cape Canaveral der Hauptakt, wenn die Zerstörung der Atlantis gar nicht das Ziel ist, sondern deren Einnahme und Entführung, dann geht das nur …«
»Aus der Luft!«, vollendete Spacy den Satz. »Wenn die Terroristen kommen, dann nicht, um zu zerstören. Sie wollen ins Space Shuttle. Das Ganze ist eine total durchdachte Operation. Die kopieren womöglich ohne es zu wissen unsere Fallschirm-Nummer aus der Air Force One .«
»Du sagst es.«
In diesem Augenblick gab Kapitän Carlsen, der die ganze Zeit konzentriert dem Funk gelauscht hatte, den beiden Männer ein Handzeichen. Sofort hatte er die volle Aufmerksamkeit. »Neuigkeiten?«
»Ja, Neuigkeiten von der Küstenwache. Die haben einen Funkspruch aus dem Marineministerium erhalten. Demnach ist der Flugzeugträger Iwo Jima auf einen nicht identifizierten Kontakt über Wasser gestoßen, der sich in die Wolken verzogen hat. Der Kontakt nähert sich mit hoher Geschwindigkeit von Westen in über 60.000 Fuß Höhe. Der Chief of Naval Operations hat alles in die Schlacht geworfen, was er zur Verfügung hat. Die gesamte Zweite Flotte im Atlantik jagt dem Kontakt hinterher.«
»Showtime!«, schrie Hunter und klopfte seinem Freund auf die Schulter, da dieser mal wieder den richtigen Riecher gehabt hatte. »Ich weiß, wie gerne du jetzt da oben wärst, um ordentlich mitzumischen und dem Feind den Arsch aufzureißen. Aber die Jungs von der Navy und der Air Force werden den Job auch ohne dich
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