Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Ein kurzes Zucken fuhr durch seine Mundwinkel, dann nickte er. »Also gut, Sie fühlen sich dieser Sache nicht gewachsen. Fragt sich nur, ob es der NASA-Direktor ist. Da uns ein wenig die Zeit davon läuft und ich unnötiges und zeitraubendes Wissenschaftler-Blabla befürchte, schlage ich vor, direkt Washington zu kontaktieren. Dort erwartet man ohnehin meinen Rückruf. Wenn Sie mich für eine Sekunde entschuldigen würden, ich habe mit dem Präsidenten zu telefonieren.«
McNab wollte sich gerade umdrehen, als plötzlich ein weißes Signallicht am Kommandotisch von Nicole Bormann aufleuchtete.
Fast zeitgleich ging ein Raunen durch den großen Raum und alle Köpfe drehten sich in Richtung der Startleiterin. In einer Ecke fingen ein paar Leute an zu applaudieren, schließlich war es der ganze Saal. An allen Tischen, die in direktem Kontakt mit dem MCC standen, bot sich das gleiche Bild. Kleine blinkende Lichtschalter gingen an und aus und warteten darauf, gedrückt zu werden. Ein Mitarbeiter kam auf Borman zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
»Ah, sehr schön«, sagte die Startleiterin. Ihre Gesichtszüge entspannten sich für einen Moment.
»Was geht hier vor?«, wollte McNab wissen und schaute sicherheitshalber durch die riesige Glasfront zu dem angestrahlten Shuttle, als würde dort in diesem Moment etwas Außergewöhnliches passieren. Doch der Raumtransporter verharrte nach wie vor regungslos an der Startrampe. Ungläubig sah er der Startleiterin in die Augen.
»Keine Angst, Herr Minister. Es ist nicht das, was Sie denken. Die Crew flüchtet nicht.«
»Sondern?«
»NORAD hat sich soeben gemeldet. Die haben ein feindliches Flugzeug ausgeschaltet, welches sich im Anflug befand. Aber das ist noch nicht alles.«
MacNab war ganz Ohr. »Und? Welche Neuigkeit haben Sie noch für mich?«
»Houston hat sich soeben zurückgemeldet. Wir stehen wieder in Verbindung.«
KAPITEL 65
24.04., 19.15 Uhr
Houston, Mission Control Center
F lugdirektor John Forrester hatte eine neue Fliege von seiner Frau geschenkt bekommen, die noch fein säuberlich eingebettet in einem durchsichtigen Karton auf seinem mit riesigen Flachbildschirmen vollgestellten Kommandotisch lag. Wie bei jeder neuen Mission wollte er auch dieses Mal seinem alten abergläubischen Ritual folgen, das gute Stück umbinden und seiner Mannschaft damit signalisieren, dass der neue Glücksbringer an Bord war. Doch angesichts der in dem großen und abgedunkelten Raum anwesenden Geiselnehmer schien es ihm etwas fragwürdig, dieses kleine bunte Stoffteil um den Hals zu binden und so zu tun, als sei nichts geschehen.
»Machen Sie schon, Forrester, diese hübsche Fliege wird uns Glück bringen«, forderte ihn ein hünenhafter Kerl mit blondem Haar, eiskalten grauen Augen, Kinnbart und gebräunter Haut auf.
Der Mann trug wie alle anderen Gangster eine schwarze Kampfausrüstung mit kugelsicherer Weste und Kampfstiefeln. Er überragte mit seiner Größe von knapp zwei Metern die Köpfe der fast dreißig Kampfgefährten deutlich.
Während alle anderen Terroristen ihre Gesichter hinter Strumpfmasken verbargen, stellte der Anführer, den Forrester aufgrund seines ausgeprägten Akzents als Texaner einordnete, sein Gesicht unverhohlen zur Schau. Anscheinend schien sich der Hüne sicher zu sein, diesen Überfall unbeschadet zu überleben und anschließend unerkannt abtauchen zu können.
»Stört Sie etwas an meinem Gesicht, Mr Forrester?«, fragte der Mann, den alle nur mit Boss ansprachen, wobei er seine Awtomat Kalaschnikowa Obrasza 47, die weltweit unter dem Begriff AK-47 bekannte Kalaschnikow, lässig vor den Oberkörper des NASA-Flugdirektors tippte.
»Ihr Gesicht stört mich nicht im Geringsten«, erwiderte Forrester mit fester Stimme, um seinem Team das Gefühl zu geben, die angespannte Situation unter Kontrolle zu haben.
»Was stört Sie dann?«
»Die Verwundeten müssen dringend behandelt werden. Sie leiden fürchterliche Schmerzen. Wir brauchen einen Arzt, sofort!«
Am Seitenaufgang des leicht abschüssigen Kontrollraums lagen zwei schwer verwundete Techniker, die sich beim Angriff des Sturmtrupps tapfer zur Wehr gesetzt hatten und nun leise stöhnten, während eine junge Wissenschaftlerin sie notdürftig versorgte. Als sei dem Boss dieser Umstand völlig entgangen, legte er mit einem gespielten Stirnrunzeln ein paar Schritte in Richtung der Schwerverletzten zurück und beugte sich über sie. Dann erhob er sich wieder und warf Forrester einen finsteren Blick
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