Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Überlebenden?«
»Negativ. Die Sidewinders haben Charlie in tausend Stücke gerissen.«
»Roger, gute Arbeit. Kehren Sie zur Basis zurück. Um den Rest kümmern sich unsere Jungs von der Navy.«
Norris warf einen letzten Blick auf die in der Dunkelheit verglühenden Trümmer und startete dann Richtung Heimat, seinem Stützpunkt entgegen.
KAPITEL 64
24.04., 18.59 Uhr
Cape Canaveral, Startkontrollzentrum
D ie Sümpfe und die üppige Vegetation umhüllten das Kennedy Spacy Center wie ein dichter und schutzgebender Kokon, über den in einem gleißenden Scheinwerfermeer die Startrampe 39A wie ein übergroßes Insekt zu wachen schien. Tausende von Augenpaaren auf dem weitläufigen Gelände und Abermillionen Zuschauer an den Fernsehschirmen in aller Welt waren gleichermaßen von dem Anblick beeindruckt. Seit von dem Raketenstartgelände der NASA die ersten Astronauten ins All geflogen waren, und lange nachdem das Gelände seinen Namen Cape Kennedy verloren hatte, hatten unzählige Besuchermassen ihre neugierigen und staunenden Blicke in alle zugänglichen Ecken und Winkel des Weltraumbahnhofs geworfen, um hier die spannende Geschichte der Eroberung des Alls zu erleben. Es war kaum möglich, sich der Faszination dieses Ortes zu entziehen.
Zwei Meilen von der Startrampe, hinter einer riesigen Glasfront aus verstärktem Sicherheitsglas, verschwendete Michael Lion McNab im Startkontrollzentrum nicht einen einzigen Gedanken daran, dass er sich an einem historischen Ort befand. Er hatte weder Sinn für die Schönheit dieses Küstenabschnitts, noch für die seiner Meinung nach verschwendungssüchtige NASA, die mit ihrem aufgeblähten Behördenapparat den Steuerzahler jedes Jahr an die zwanzig Milliarden Dollar kostete. Er zweifelte den Sinn von sündhaft teuren Experimenten in der Schwerelosigkeit ebenso an wie das Aussenden von Sonden auf entfernte Planeten, um dort nach den Ursprüngen menschlichen Lebens und der Entstehung des Universums zu suchen. Er war der Überzeugung, solche Forschungen dienten lediglich dem persönlichen Ego einiger Wissenschaftler und den Konten der Zulieferindustrie. Würde es nach McNab gehen, hätte er den Auftrag der NASA schön längst auf die reine Erprobung und Verbesserung von Überwachungs- und Spionagetechnologie reduziert.
Der Minister für Heimatschutz war ein Wolf im Schafspelz, den nur die eigene Karriere interessierte. Er würde ohne mit der Wimper zu zucken dabei zusehen, wie das Space Shuttle vor seinen Augen explodierte – natürlich nur dann, wenn nicht gerade eine Fernsehkamera auf ihn gerichtet war. Da dies aber in genau diesem Augenblick der Fall war, zeigte er sich von seiner Schokoladenseite und schaffte den perfekten Spagat zwischen energischem Auftreten und höflicher Unverbindlichkeit gegenüber den anwesenden Journalisten.
Dass er jetzt in den Strudel der Ereignisse hineingezogen wurde, passte ihm gut ins Konzept. Die HAMAS erpresste ihn, und nur er wusste, warum man es nicht mit gewöhnlichen Kriminellen zu tun hatte. Da er in dieses Dilemma hineingerutscht war, wollte er wenigstens das Bild des unerschütterlichen Krisenmanagers abgeben, der jederzeit alles im Griff hatte und sich wie ein Löwe vor die Terroristen stellte. Und vielleicht war diese Krise seine persönliche Chance, sich erneut auszuzeichnen. Er wollte die Macht an sich reißen – um jeden Preis.
Vor ihm stand, wie ein Rudel Hyänen, die versammelte linientreue Presse, die er ohne viel Federlesen und unter Umgehung der üblichen Akkreditierungsvorschriften kurzerhand mitgeschleppt hatte.
»Was soll diese Drohung, das MCC in Houston in die Luft zu jagen, falls Atlantis evakuiert werden sollte? Falls diese hinterhältigen Geiselnehmer in Texas meinen, sie könnten uns hier die Suppe versalzen, haben sie sich geirrt. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht erpressbar, und wir werden hier bestimmt nicht herumsitzen und warten, bis irgendein Taliban aufkreuzt, zur Startrampe marschiert, und eine Bombe unter das Space Shuttle legt. Diese Leute mögen in Houston leichtes Spiel gehabt haben. Hier aber werden wir nicht einen Millimeter Boden preisgeben, falls plötzlich ein arabisches Überfallkommando einfällt«, gab McNab den starken Mann, ohne zu wissen, was wirklich geschehen würde. Jedoch war ihm klar, dass es um die Präsidententochter ging. Sie wollten die Terroristen in der Schusslinie haben. Er würde Tracy Gilles der HAMAS auf dem Silbertablett servieren, ohne selber ins Kreuzfeuer der
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