Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
ungern herausfinden wollen, wie sich gezündeter Plastiksprengstoff in der Schwerelosigkeit verhält.«
Kennedys Augen weiteten sich, als er das weiße Semtex sah, welches Hyacinth wie zum Beweis aus einer Tasche ihres Overalls zog. Die kautschukartige Masse würde in dieser Umgebung eine verheerende Wirkung entfalten.
»Wenn Sie vorhaben, diese Station in die Luft zu jagen, würden wir gerne wissen, warum«, kam Olga Putinowa, die attraktive russische Kosmonautin, ihrem Kommandanten zuvor. Die vollbusige Ingenieurin mit den hohen Wangenknochen und den langen braunen Haaren starrte Miller an, als ob sie ihm auf der Stelle den Gulag wünschen würde. »Wir Raumfahrer sind es gewohnt, mit Risiken zu leben. Der Tod ist für uns ein ständiger Faktor. Hier oben können tausend Dinge schief laufen. Aber als Wissenschaftler wollen wir den Dingen permanent auf den Grund gehen. Wir wollen die Ursache wissen, warum etwas nicht funktioniert. Verraten Sie uns, was Sie und Ihre Clique eigentlich hier oben wollen?«
Miller leckte sich über die Lippen und fixierte die russische Schönheit, deren mandelbraunen Augen Sinnlichkeit und eine deutliche Aggressivität ausstrahlten. In seiner Phantasie malte er sich aus, wie er in der Schwerelosigkeit ihren makellosen Körper erkunden würde. Der Gedanke erregte ihn und es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder gesammelt hatte. Putinowa meinte in diesem Moment zu erahnen, was in dem Kopf des Terroristen vorging, und sie verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.
»Nun, Mrs Putinowa, wir sind bestimmt nicht hier, um Ihr teures Spielzeug zu zerstören. Wir haben die allergrößte Hochachtung vor diesem technischen Meisterwerk. Sollten Sie uns allerdings in die Quere kommen …«
Es war Hassan, der den Satz vollendete, indem er den entleerten Trinkbeutel aufblies und mit einem dumpfen Knall zerplatzen ließ. Wie ein kleines Mahnmal schwebten die schlaffen Reste der Verpackung zwischen den Kidnappern und der Crew.
Zufrieden fuhr Miller fort.
»Diese kleine Demonstration soll Ihnen Warnung genug sein, uns uneingeschränkt an Bord arbeiten zu lassen. Sobald wir eine Position erreicht haben, die der Frühstückszeit in Washington entspricht, werden wir unsere Forderungen bekanntgeben. Sie werden also früh genug erfahren, was der Grund unseres Besuchs ist. Bis dahin dürfen Sie sich wieder Ihren Experimenten widmen.«
Dann bewegten sich die drei Terroristen halb schwebend, halb kletternd, durch das Innere der Internationalen Raumstation und durchquerten die unter Druck stehenden Module Sarja , Unity und Destiny .
Die verwinkelten Gänge und Verbindungstunnel waren zwar nicht mit den unrealistischen Größenverhältnissen in einem Science Fiction-Film zu vergleichen, erlaubten aber dennoch ein professionelles und ungestörtes Arbeiten, ohne dass man sich permanent behinderte und in ständiger Sichtweite seines Nachbarn befand. Die ISS war im Laufe der Jahre zu einer beeindruckenden Größe herangewachsen, sodass ein Versteckspiel durchaus möglich war. Doch mit solchen Überlegungen konnte sich weder die aktuelle Mannschaft noch Miller beschäftigen.
Während Commander Kennedy und Commander Brown gemeinsam mit Tracy beratschlagten, ob es einen Ausweg aus der prekären Lage gab, verkabelten die Besetzer weitere Zündvorrichtungen mit dem weißen Plastiksprengstoff. Binnen weniger Stunden würde die rund einhundert Meter lange ISS einer fliegenden Bombe gleichen.
Nach getaner Arbeit suchte das Trio das Pirs-Andockmodul auf, welches auf russischer Technologie basierte und die Verbindungsschleuse für die sowjetischen Sojus-Raumschiffe und Progres s -Frachter darstellte. Einige mehr als rustikal anmutende russische Orlan-Raumanzüge, sowie diverse Nahrungsvorräte und Ausrüstungsgegenstände waren in dem engen Bereich vor der Schleuse in praktischen Transportbehältnissen verstaut und blockierten die Außenschleuse.
»Hier schlagen wir unser provisorisches Lager auf. Die Russen werden wohl kaum in der Lage sein, plötzlich hier aufzukreuzen. Sollten sie von Baikonur oder Archangelsk was hochschießen, dürfte das gut eine Woche von jetzt an dauern«, sagte Miller.
»Und die Amerikaner? Die können wirklich keine Rakete oder ein weiteres Shuttle starten?«, stellte Hassan zum x-ten Mal die gleiche Frage. Wirkliche Besorgnis war aus seiner Frage allerdings nicht herauszuhören.
»Nein. Die Endeavour würde frühestens in zwei Wochen startklar sein. Und seitdem die NASA
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