Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Bescheid, dass ich ihn unbedingt sehen möchte. Und zwar sofort, Judy!«
»Sehr wohl, Mr President. Ich funke ihn über den Pager an. Er hält sich momentan im Untergeschoss auf, wo er mit den Vereinigten Stabschefs ein Meeting abhält«, antwortete die rothaarige Sekretärin.
»Wer ist sonst noch im Haus?«
»Fast alle Kabinettsmitglieder. Einige warten im Cabinet Room, andere unten in der Navy Mess und dem Ward Room. Walter Franklin wollte gleich die Krisensitzung eröffnen. Aber das verzögert sich dann ja wohl, oder?«
»Genau. Teilen Sie den Leuten mit, der Präsident sei wieder an Bord. In dreißig Minuten will ich meinen Stab unten im Situation Room sehen. Und stellen Sie mir sofort eine Verbindung nach Vandenberg her, bitte!«
»Wohin, Sir?«
General Grant flüsterte der Sekretärin etwas zu, woraufhin diese nickte und auf dem Absatz kehrt machte.
»Wenn Ihr genialer Einfall von gerade … ich meine den Trick mit der Freiheitsstatue … wenn der funktionieren soll, brauchen wir die Presse. Aber zunächst brauche ich meinen Stabschef«, sprach Gilles mehr mit sich selber als mit seinem Sicherheitsberater. Dann rief er noch etwas seiner Sekretärin hinterher. »Und Joshua Rove soll sofort herkommen.«
Dann verschlossen sich die Türen des Oval Office, und die beiden Männer blickten durch die Fenster des Westflügels in den Rosengarten, dessen betörende Blumenpracht nicht von der angespannten Lage abzulenken vermochte.
»Die Presse ist das A und O in dem Plan. Und der Faktor Zeit. Selbst wenn alle mitspielen und die Army das Problem in New York lösen wird, kann es verdammt eng werden«, meldete sich General Grant zu Wort.
»In der Tat«, pflichtete der Präsident bei und nahm an seinem Schreibtisch Platz, wo er einige Dokumente flüchtig überflog.
Keine drei Minuten später klopfte es und die Sekretärin geleitete den Stabschef des Weißen Hauses und den Vizepräsidenten in die Schaltzentrale der Macht.
»George, schön dich wieder hier zu wissen, ich hoffe es geht dir gut. Glaube mir, hier ist die Hölle los. Ripper und seine Leute wollen allen Ernstes, das ich mich zum Abschuss der ISS durchringe«, schnappte Walter Franklin nach Luft. »So eine Entscheidung hätte ich nie treffen können. Ich habe mich kurz abgeseilt und mit meiner Frau telefoniert. Sie war genau wie ich der Meinung, dass ich zurücktreten sollte, um nicht vor diese grausame Wahl gestellt zu werden. Wenn die Vereinigten Stabschefs – und allen voran McNab – gleich weiter Stimmung gegenüber unseren Leuten machen, kann dieser Tag für uns das politische Ende bedeuten.«
»Kann mich bitte mal jemand aufklären? Wenn ich nicht informiert bin, bläst die Presse nur Unfug über die Sender«, bat Joshua Rove um Schilderung des Status Quo.
»Gleich«, antwortete George T. Gilles. »Und um es direkt heraus zu sagen: Ich bin noch nicht über den Berg, werde das hier aber überstehen. Wenn mein oder unser Rücktritt etwas bewirken könnte, sollten wir keine Sekunde zögern. Aber ich habe die große Sorge, dass nach uns ein Vakuum entsteht und einige Hardliner ihre Chance wittern.«
Franklin, Rove und Grant nickten stumm, bevor sie der Aufforderung des Präsidenten nachkamen und sich auf die Besuchersofas setzten.
»Und nun lasst uns zehn Minuten konzentriert darüber nachdenken, was jetzt die beste Lösung ist. Hört euch bitte den Vorschlag von General Grant an, den er mir gerade auf der Rückfahrt vom Krankenhaus unterbreitet hat.«
Neugierig hingen die Männer an den Lippen des Sicherheitsberaters, als dieser seinen tollkühnen Plan vortrug. Keine Viertelstunde später war die Entscheidung gefallen. Präsident Gilles wollte seine engsten Verbündeten gerade nach unten in den Situation Room schicken, als sich die Chefsekretärin über die Gegensprechanlage meldete.
»Die Leitung nach Vandenberg steht. Sie können das Gespräch jederzeit entgegennehmen. Allerdings habe ich noch jemanden in der Warteschleife, der Anruf kam soeben rein.«
»Ich habe jetzt keine Zeit – für wen auch immer«, reagierte der Präsident ungeduldig.
»Mr President, diesen Anruf sollten Sie besser entgegennehmen«, entgegnete die Sekretärin tapfer.
»Selbst wenn es der Papst ist, der uns jetzt in seine Gebete einschließt, habe ich wirklich keine Zeit dafür. Nicht jetzt!«
»Es ist nicht der Papst«, versicherte die Frau. »Es ist jemand, der behauptet, zu wissen, wer die Entführer sind.«
Erstaunt blickte der Präsident auf das Telefon und
Weitere Kostenlose Bücher