Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
US-Firmen die Zuschläge erhalten. Machen Sie sich von dem Gedanken frei, Sie würden hier mit einem alten Terroristen verhandeln. Ich bin ein stabilisierender Faktor in der Region, mein Wort hat Gewicht. Sie haben die Chance, zwei Vögel mit einem Stein zu töten.«
»Sie meinen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.«
»So ist das alte arabische Sprichwort wohl richtig übersetzt. Wenn Ihnen an meiner Hilfe gelegen ist, melden Sie sich wieder. Und vergessen Sie nie, dass es nur drei Dinge gibt, die unwiederbringlich sind: Der Pfeil, der den Bogen verlassen hat, das zu schnell gesprochene Wort, und die verpasste Gelegenheit.«
Damit verabschiedete sich der Libyer und legte das drahtlose Telefon auf seinen Bürotisch. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Zimmer verließ und an einen unbekannten Ort verschwand.
KAPITEL 86
27.04., 13.45 Uhr UTC
Apogäum, Internationale Raumstation ISS
S arja war das russische Wort für Sonnenaufgang und bezeichnete die älteste Komponente der Internationalen Raumstation. Das Modul hatte ursprünglich als Klimasteuerung und Energieversorgung gedient, war aber nun zum reinen Lagerraum umfunktioniert worden, da nachträglich angelieferte Baugruppen auf einem neueren Stand der Technik waren. Tracy hielt sich alleine im kugelartigen Kopfteil des zylinderförmigen Sarja-Blocks auf und machte sich nützlich, indem sie einige defekte Messgeräte reparierte, welche den Energiezustand der Nickel-Kadmium-Batterien anzeigten. Anhand der Batteriestände kontrollierte Tracy anschließend die Effektivität der Solarpanels, wobei im Moment nichts darauf hindeutete, als ob hier ein Problem auftauchen würde. Die riesigen Segel speisten die Batterien durch umgewandeltes Sonnenlicht, welches für die Elektronik an Bord benötigt wurde. Im Gegensatz dazu dienten mehr als fünf Tonnen konventioneller Treibstoff in den Außentanks für den Antrieb der Steuerdüsen, mit deren Hilfe Kopplungs- und Verfolgungsmanöver eingeleitet werden konnten. Die Astronautin verdrängte den Gedanken, was wohl passieren würde, wenn diese fünf Tonnen Treibstoff nach Zündung des Semtex explodierten.
»Sie haben Ihre Sache richtig gut gemacht«, drang eine Stimme an ihr Ohr, die sie dem Anführer der Gruppe zuordnen konnte. »Aus Ihrem Mund klang es so, als ob die Generalsekretärin der Vereinten Nationen persönlich gesprochen habe. Sie werden viele neue Verehrer da unten von sich überzeugt haben. Es war die richtige Entscheidung von mir, einer hübschen und intelligenten Frau das Wort überlassen zu haben. Eigentlich schade, dass ich Sie heute Abend umbringen muss.«
Tracy jagte ein Schauer über den Rücken, als Steve Miller mit dem eiskalten Lauf einer Pistole ihren Nacken berührte. Während sie sich an einen Haltegriff klammerte und scheinbar konzentriert auf die blinkenden Pegel der Messgeräte starrte, glitt der Lauf der Waffe von hinten an ihre Wange und weiter vorwärts zu ihren Lippen. Unsanft drehte der Terrorist sie um, sodass sie ihm plötzlich gegenüber hing und den Geruch seines Mundwassers roch. Die Mündung der Pistole machte sich auf einen langsamen Weg abwärts, wobei sie in Höhe ihrer Brüste eine S-förmige Bewegung vollzog und einen kurzen Moment verharrte. Schamlos blickte der Mann sie an und seine Augen verrieten, wie sehr ihn die Situation erregte. Offenbar erwartete er eine verängstigte Reaktion ihrerseits, was seine Erregung noch steigern würde. Tracy versuchte aber mit aller Macht, gegen äußere Anzeichen von Angst und Panik anzukämpfen. Es schien ihr halbwegs zu gelingen, denn urplötzlich ließ Hannibal, wie ihn seine Begleiter nannten, von ihr ab und schwebte an die gegenüberliegende Wand der Röhre.
»Sie spielen die Unterkühlte und Beherrschte. Aber in Wirklichkeit haben Sie sich noch nie zuvor in ihrem Leben so zu Tode gefürchtet. Sie sind die Tochter des mächtigsten Mannes der Welt. Und dennoch kann dieser Ihnen nicht helfen, weil er geschwächt und hilflos und ohne jede Hoffnung auf einen Ausweg mit ansehen muss, wie ich die Oberhand gewinne.«
»Wenn Sie das sagen«, erwiderte Tracy mit ausdruckloser Stimme. Sie hatte bruchstückweise mitbekommen, was auf der Erde seit ihrem Abflug bisher vorgegangen war. Schließlich gab es an Bord TV-Empfang, auch wenn dieser der Besatzung mittlerweile untersagt worden war. Ihr letzter Stand der Dinge war, dass ihr Vater nach einem Zusammenbruch ins George Washington Hospital gebracht worden war, wo die
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