Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
General Grant meint, wir sollten …«
»Keine Namen«, würgte George T. Gilles seinen Berater ab. »Kümmert euch um diese delikate Sache, und zwar möglichst schnell. Und drückt mir die Daumen, dass die Presse meine kleine Showeinlage akzeptiert. Mein Gott, wie ich diesen Auftritt schon jetzt hasse.«
Dann gab der Präsident einem im Aufgang des Presseraums stehenden Mitarbeiter einen Wink, woraufhin dieser nickte und an das aufgestellte Rednerpult schritt. Ein weiteres Handzeichen genügte, um die Pressesprecherin die Worte des allseits bekannten Begrüßungsrituals sprechen zu lassen.
»Mein Damen und Herren, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Bitte erheben Sie sich!«
Mit energischen Schritten eroberte George T. Gilles die zwei Stufen des Podestes und richtete das Mikrofon aus. Ein gewaltiges Blitzlichtgewitter brach über ihn ein und nahm ihm für mehrere Sekunden die Sicht. Dann breitete er die Arme aus und erbat sich die volle Aufmerksamkeit. Er bedankte sich zunächst bei Condoleezza Bean, die dann ihrerseits die Betreuung der Medienvertreter übernahm. Der Präsident fand ein paar einleitende Worte und rekapitulierte dann die Ereignisse des Tages, wobei er auf Details der Unterredung mit den Vereinigten Stabschefs verzichtete. Ebenfalls vermied er es, den Minister für Heimatschutz in seinen Ausführungen zu erwähnen.
»Hinter den Kulissen arbeitet mein gesamter Stab auf Hochtouren. Wir stehen in Verbindung mit allen Führern der freien Welt. Die demokratischen Nationen sind sich einig darüber, dass dieser feige Akt der Terroristen durch nichts zu rechtfertigen ist. Aber wir haben die Situation im Griff und befinden uns trotz der zwischen uns und der ISS liegenden Entfernung am Verhandlungstisch. Eine erste Einigung konnte erzielt werden. Morgen Abend erfolgt die Freilassung der Geiseln in Houston. Im Gegenzug wird ein Teil der Staatsreserven aus dem Golddepot in Fort Knox treuhänderisch den Mittelsmännern übergeben, die das Geld auf dem Seeweg nach Afrika bringen.«
»Wer sind diese Mittelsmänner?«, ging ein Vertreter der Washington Post entgegen den festgelegten Spielregeln dazwischen. »Beugt sich die Regierung damit den Forderungen der Terroristen? Wie hoch ist die Zahlung?«
»Bob, der Präsident beantwortet Ihre Fragen nach seiner Erklärung«, tadelte die Pressesprecherin mit funkelnden Augen den bekannten Journalisten, der ungeduldig mit dem Bleistift auf seinem Notizblock trommelte und auf seine Schlagzeile hoffte. Als habe der Zwischenruf gar nicht stattgefunden, fuhr George T. Gilles fort.
»Wir werden dafür Sorge tragen, dass die Verteilung der gezahlten Summe auch tatsächlich die hilfsbedürftigen Menschen erreicht und nicht in dunklen Kanälen versickert. Unsere Überwachungssatelliten werden den Weg des Schiffes verfolgen und Hilfsorganisationen werden mit unseren Behörden zusammenarbeiten. Die Welt soll wissen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika bereit sind, einen Teil ihres Vermögens als Direkthilfe für unmittelbar vom Hunger bedrohte Völker zur Verfügung zu stellen. Es entspricht unserem grundsätzlichen Willen, anderen freiheitlich und demokratisch gesinnten Nationen Unterstützung zu gewähren. Allerdings erwarten wir im Gegenzug eine enge Zusammenarbeit mit den Regierungen vor Ort.«
Die Presse witterte Morgenluft und einzelne Vertreter hielten es nicht länger für notwendig, die Erklärung des Präsidenten abzuwarten. Es hagelte Zwischenfragen aus allen Ecken des Raums.
»Was ist mit der Gesamtsumme? Wollen Sie fünfzig Milliarden aus dem Staatsschatz entnehmen und das Gold diesen Verbrechern anvertrauen?«
»Warum soll nur Amerika bluten? Was ist mit den anderen Nationen?«
»Was ist mit der Besatzung der ISS? Wann wird diese freikommen?«
»Was weiß die Regierung über die Terroristen? Haben wir es mit einer Untergruppierung von Al Kaida zu tun?«
»Mr President, geben Sie nur deshalb nach, weil Ihre Tochter an Bord der Raumstation ist?«
George T. Gilles stand staatsmännisch hinter seinem Podium und sog die Lawine an Zwischenrufen und Fragen wie ein Schwamm in sich auf. Er war auf heftige Reaktionen der Presse vorbereitet gewesen und hatte erwartet, dass angesichts der Tragweite der Krise und der vielen offenen Fragen das übliche Protokoll bei solchen Veranstaltungen nicht funktionieren würde. Dass die Reaktionen allerdings so heftig ausfielen und die Journalisten – angestachelt durch einige Kollegen – jegliche
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