Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
würden. Eine alte Folge von Dallas wäre jetzt nicht schlecht«, murmelte Armstrong und schaute sich im Kontrollzentrum um.
Das Licht war abgedunkelt und fast alle NASA-Techniker hingen schlaff an ihren Computerarbeitsplätzen und schliefen. Nur die wirklich lebensnotwendigen Systemdaten wurden von einigen wenigen Männern im Auge behalten. Armstrongs eigene Leute hatten sich ebenfalls in Schichten eingeteilt und teilten sich abwechselnd die Ruhe- und Wachphasen. Auf der riesigen Monitorwand liefen die Kurvenbewegungen und Telemetriedaten der Raumstation ab. Diverse elektronische Peripheriegeräte erzeugten dazu einen monotonen Klangteppich. Obwohl die Welt rund um das Lyndon B. Johnson Space Center in hellem Aufruhr war, herrschte hier im Inneren die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Eine allgegenwärtige Müdigkeit hatte die Anspannung und Angst gnädig verdrängt. Niemand rechnete jetzt ernsthaft mit einem Angriff durch ein SWAT-Team oder die Special Forces, da dies das Leben der ISS-Besatzung gefährden würde. Alle waren sich sicher, dass erst der nächste Tag ein neues Highlight bringen würde. Dann würde sich zeigen, ob wirklich eine Lieferung aus Fort Knox das Drama in Houston beenden würde.
»Weck mich in fünf Stunden oder wenn irgendwas Außergewöhnliches passiert«, instruierte Armstrong einen seiner Männer und entschied sich trotz seiner inneren Unruhe für eine Portion Schlaf.
Er suchte einen mit Decken hergerichteten Platz in einer Ecke auf und machte es sich bequem. Dennoch dauerte es mehr als eine halbe Stunde, bis er den Schlaf die Oberhand über seinen Körper gewinnen ließ.
Im Traum sah er eine riesige von Urwaldlandschaft umgebene Pyramide aus Goldbarren, die sich bis in den Himmel über Afrika auftürmte und auf dessen Spitze er stand. Während zu seinen Füßen Millionen von Eingeborenen seinen Namen riefen, hielt er in Siegerpose die makabre Trophäe eines gestürzten Gottes in die Luft. Frisches Blut tropfte aus dem abgeschlagenen Kopf von Hannibal und bespritze die halbnackte und am Boden liegende Hyacinth, die sich verzweifelt abmühte, die Ketten an ihren Arm- und Fußgelenken abzustreifen. Immer wieder skandierten die Massen seinen Namen, den er sich als neuer Herrscher von Afrika zugelegt hatte.
»Arm-Strong! Arm-Strong! Arm-Strong!«
Dann schleuderte der Texaner den enthaupteten Körper seines toten Rivalen in einer weitausholenden Bewegung von sich weg. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck registrierte er, wie der Körper am Fuß der Pyramide mit einem dumpfen Geräusch aufschlug. Wie ein Rudel wilder Tiere fielen die Massen in einem rasenden Blutrausch über den Rumpf und die Gliedmaßen her, zerhackten alles in Stücke und rissen das Fleisch von den Knochen, bis nur noch die Fragmente eines Skeletts übrig blieben.
Hannibal, abgerechnet wird zum Schluss! Bis alles Gold mir gehört …
KAPITEL 91
27.04., 21.58 Uhr
Washington D.C., Weißes Haus
D ie Pressesprecherin des Weißen Hauses, Condoleezza Bean, bemühte sich mit unendlicher Geduld darum, die Fragen der im Briefing Room versammelten Journalisten zu beantworten. Die ebenso junge wie hübsche Absolventin der John F. Kennedy School of Government in Harvard gehörte seit zwei Jahren zum Team von George T. Gilles und war für die jetzige Pressekonferenz eingehend instruiert worden. Der Präsident hatte sie persönlich in einer ruhigen Minute zur Seite genommen und auf den offiziellen Kurs gegenüber den Medien eingeschworen. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit ließ die Frau mit den afroamerikanischen Wurzeln das Blitzlichtgewitter und die Mikrofonangriffe über sich ergehen, als sei dies die normalste Sache der Welt.
Ja, der Präsident hat die Amtsgeschäfte wieder übernommen, es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er fühlt sich gestärkt genug, diese Krise durchzustehen. Ja, der Präsident hat gemeinsam mit dem Nationalen Sicherheitsrat eine Entscheidung getroffen. Ja, die Entscheidung wurde den ausländischen Regierungen bereits mitgeteilt. Ja, der Besatzung der Internationalen Raumstation geht es gut, ebenso der Tochter des Präsidenten. Nein, es wird kein militärisches Vorgehen durch die Entsendung eines weiteren Space Shuttles geben. Nein, es wird kein gewaltsames Eingreifen in Houston geben, solange die ISS in der Gewalt der Terroristen ist. Nein, der Präsident wird nicht zurücktreten, und seine Gründe dafür wird er Ihnen gleich erläutern. Und er wird ebenso Stellung dazu beziehen, ob die
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