Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Nachtwächter zu und hielt dabei die Tür auf. »Ich soll Ihnen die besten Grüße des Direktors ausrichten. Sie sind völlig ungestört; die alte Amelia erwartet Sie schon.« Der Nachtwächter zwinkerte ihm zu.
Spacy verstand sofort und bedankte sich mit einem großzügigen Trinkgeld bei dem älteren Sicherheitsbeamten.
»Besten Dank. Ich werde nichts mitgehen lassen und die Dame wohlbehalten zurückbringen. Wäre nett, wenn Sie derweil ein Auge auf das kleine Spielzeug da hinten werfen könnten. Ich würde der Mietstation nur ungern mitteilen, dass mir ein Hubschrauber gestohlen wurde«, antwortete Spacy.
»Geht in Ordnung. Und viel Spaß, Sie Glückpilz«, verabschiedete sich der Mann und bewunderte insgeheim seinen nächtlichen Gast.
Tracy wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah. Sie folgte wortlos Mark, der sie zielstrebig durch das Treppenhaus in die einsamen Ausstellungshallen führte.
Das Museum, welches tagsüber von Menschenmassen bevölkert wurde, hatte um diese Uhrzeit seinen ganz besonderen Reiz. Sie gingen vorbei an den seltenen und kostbaren Exponaten der Luft- und Raumfahrt und sahen Flugzeuge aus einer Epoche, als die Fliegerei noch in den Kinderschuhen gesteckt hatte. Wie große und stumme Vögel hingen die Maschinen an unsichtbaren Seilen unter der Decke, als warteten sie nur darauf, sich in ein luftiges Abenteuer zu stürzen. Und alle erzählten sie ihre eigene Geschichte: Die filigrane und nur aus zwei Tragflächen bestehende Konstruktion des Wright Flyers , mit dem sich die Gebrüder Wilbur und Orville Wright 1903 erstmals in die Luft erhoben hatten; die kleine Ryan NYP , besser bekannt als Spirit of St. Louis , mit der Charles Lindbergh 1927 in dreiunddreißig Stunden den Atlantik überquert hatte; die Bell X-1 , die Captain Chuck Yeager 1947 nach Durchbrechen der Schallmauer mit Glemorous Glennis auf den Namen seiner Frau getauft hatte; oder die Mercury-Kapsel Friendship 7 , mit der Astronaut John Glenn 1962 als erster Amerikaner im Orbit dreimal die Erde umkreist hatte.
Obwohl Tracy schon einige Male die geschichtsträchtigen Hallen dieses Museums gesehen hatte, war dieser mitternächtliche Ausflug doch ein ganz besonderes Erlebnis. Sie fühlte sich zurückversetzt in ihre Kindheit, als sie mit großem Enthusiasmus und einem nie enden wollenden Hunger auf Fliegergeschichten alles las, was ihren Wissendurst stillte. Hier, an der Seite von Mark, war sie die kleine Tracy, die nachts in ein Museum einbrach und etwas Verbotenes tat. Aber es war nicht schlimm, denn schließlich würde Mark sie beschützen. Er war ihr großer Held und er würde nie zulassen, dass ihr irgendjemand etwas zufügen würde.
»Ah, da ist ja unser lauschiges Plätzchen«, sagte Mark und führte sie zu dem knallroten, einmotorigen Schulterdecker, um den drei Kerzenständer, ein Sektkübel mit Eis und eine Hollywoodschaukel angeordnet waren. »Ist doch ein schöner Ort für ein Picknick unter Sternen.«
Genau in diesem Augenblick riss die Wolkendecke auf und der fahle Mondschein zauberte ein milchiges weißes Licht durch die Glaskonstruktion in diesen Trakt des Gebäudes. Während Mark die Kerzen anzündete und den Champagner kühl stellte, machte Tracy es sich in der Hollywoodschaukel bequem. Sie trug Jeans und Lederstiefel mit halbhohen Absätzen, dazu einen beigen Kaschmirpullover mit Rollkragen. Sie war froh darüber, endlich den Mantel ablegen zu können, den sie sich heute bei einer der Sekretärinnen im Weißen Haus geborgt hatte. Sie spürte keinerlei Kälte, und der Grund dafür war wahrscheinlich dieser einfallsreiche Kerl, der sich mächtig ins Zeug legte und ihr warm ums Herz werden ließ.
Nun betrachtete sie die unwirkliche Szene und wunderte sich darüber, was Mark hier mit ihr veranstaltete. Sie wunderte sich gleichzeitig über sich selber und stellte fest, dass jegliches Vorhaben, Mark zur Rede zu stellen, anscheinend vor dem Eingang zurückgeblieben war.
»Die gute alte Lockheed Vega, eine wirklich schöne Maschine«, ließ Mark seine Hand fast zärtlich über die glatte Außenhaut des historischen Flugzeugs von 1932 gleiten. »Hättest du zu Zeiten von Amelia Earhart gelebt, so hättest du wohl als erste Frau eine Solo-Atlantiküberquerung hingelegt.«
»Wahrscheinlich hätte ich ihr auch den Titel der ersten Überquerung der Vereinigten Staaten vor der Nase weggeschnappt«, führte Tracy den Gedanken von Mark amüsiert fort.
»Wahrscheinlich.«
Amelia Earhart war in der Tat eine beachtliche
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