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Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Defcon One 01 - Angriff auf Amerika

Titel: Defcon One 01 - Angriff auf Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Lettau
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direkt vor seinen Augen.

KAPITEL 6
28.01., 00.01 Uhr
WashingtonD.C., Air and Space Museum
    T racy Gilles verließ zu dieser nächtlichen Stunde mit schnellen Schritten den Empfangsbereich des NASA Verwaltungsgebäudes und überquerte die Independence Avenue Richtung Air and Space Museum, welches direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite lag. Zu dieser Zeit waren kaum noch Fahrzeuge unterwegs, und ihr Ziel war innerhalb weniger Augenblicke erreicht. Das von der Smithsonian Institution betriebene Nationalmuseum für Luft- und Raumfahrt war eines von insgesamt achtzehn Museen, welche die Forschungs- und Bildungseinrichtung in der Hauptstadt betrieb. Die Einrichtung ging zurück auf ein Gesetz von 1846, als der US-Kongress die Hinterlassenschaft des verstorbenen Wissenschaftlers James Smithson zugunsten der Vereinigten Staaten für Zwecke der nationalen Bildung einsetzte. Der größte Museumskomplex der Welt dokumentierte und verwaltete über 142 Millionen Artefakte menschlichen oder natürlichen Ursprungs für das amerikanische Volk beziehungsweise Touristen und Forscher aus aller Welt.
    Tracy strahlte enormes Selbstbewusstsein aus, und man sah ihr an jedem Schritt ihre Zielstrebigkeit an. Sie duldete keine Kompromisse auf ihrem beruflichen Weg und hatte sich bisher mit Intellekt, Charme und einem losen Mundwerk in ihrer von Männern dominierten Arbeitswelt behauptet. Ihren Kleidungsstil wählte sie in der Regel konservativ; Röcke bis zu den Knien oder Hosenanzüge. Es hatte nur wenige Situationen gegeben, in denen Tracy von ihren weiblichen Attributen Gebrauch gemacht hatte, um sich der Konkurrenz eines gleich- oder minderbefähigten männlichen Bewerbers zu entledigen.
    Tracy war nicht verheiratet und führte eine lockere und von vielen Entbehrungen gekennzeichnete Beziehung, und diese Situation gefiel ihr nicht. Sie liebte auf der einen Seite ihre Freiheit, vermisste aber auf der anderen Seite das Gefühl von Geborgenheit. Mit ihrem langjährigen Freund Mark Spacy war das so eine Sache. Auf der einen Seite verkörperte Mark absolute Männlichkeit und Stärke. Er war charakterfest, entschlossen, mutig und verwegen; darüber hinaus war er ungemein attraktiv und humorvoll, wenn auch manchmal sehr zynisch. Er konnte charmant und liebevoll sein, er konnte ein guter Zuhörer sein und man konnte mit ihm Pferde stehlen. Aber Mark hatte ein Problem: Er war ständig auf der ganzen Welt auf Reisen und setzte nahezu täglich sein Leben in gefährlichen Expeditionen und verdeckten Operationen für die Regierung oder andere Auftraggeber aufs Spiel. Es lag schon eine Weile zurück, dass sie miteinander geschlafen hatten, und sie vermisste dieses Gefühl sehr. Vor der heutigen Begegnung, der ersten seit Monaten, hatte sie Angst. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihm die Meinung zu sagen und ein Ultimatum zu stellen: Entweder sein Job – oder sie! Tracy malte sich aus, wie er wohl darauf reagieren würde. Er würde ihr sagen, dass er sie wahnsinnig liebte und dass sie ihm sehr viel bedeutete nach all den Jahren. Aber seinen Job würde er unter gar keinen Umständen aufgeben, um als Pantoffelheld zu enden. Dabei würde er auch nicht das Argument gelten lassen, dass er finanziell bereits ausgesorgt hatte und nicht wie ein Bombenentschärfer tagtäglich seinen Kopf bei irgendwelchen Missionen riskieren musste. Nein, so würde das nicht funktionieren. Denn umgekehrt hätte sie ihm diesen Wunsch auch nicht erfüllt.
    Deshalb war ihr Ultimatum an ein Zeitfenster gebunden, und zumindest aus ihrer Sicht war es eine faire Sache. Sie wollte den Höhepunkt ihrer Karriere unbedingt erreichen und als Chefpilotin in einer Space Shuttle Mission fliegen. Sie hatte gerade heute noch einmal bei der NASA in Washington ihr Anliegen verdeutlicht und dabei klar gemacht, dass sie aufgrund ihrer Qualifikation und nicht aufgrund der Einflussnahme durch ihren Vater auf den Cockpitsessel wollte. Ihr war natürlich ohnehin klar, dass ihr Vater in dieser Angelegenheit eher gegen als für eine Nominierung seiner Tochter war.
    Als sie vor dem angestrahlten Gebäude des Smithsonian stand und aus der Ferne das Rotorgeräusch eines sich nähernden Helikopters hörte, wusste sie, wer im Anflug war.
    Warum kann er nicht wie jeder andere Mann mit dem eigenen Auto oder mit dem Taxi zur Verabredung kommen , dachte sich Tracy und verfluchte sich dafür, zu dieser Zeit an diesem Ort zu sein.
    Nein, es stand fest: Sie würde die neuen Spielregeln aufstellen. Sie

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