Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
weiß nicht, ob du dir deiner Sache wirklich sicher bist.«
»Das hier ist nicht die Mark Spacy Show Wie bekomme ich hübsche Mädchen ins Bett « , versetzte er etwas verärgert.
»Ich will dir ja glauben, dass du es ernst meinst. Aber ehrlich gesagt, bin ich heute mit dem festen Entschluss hier her gekommen, dir Lebewohl zu sagen. Bevor der eine das Leben des anderen zerstört, sollten wir uns lieber trennen. Ich liebe dich auch, sehr sogar. Aber ich brauche dich ganz und am Stück und nicht scheibchenweise zwischen irgendwelchen Himmelfahrtkommandos.«
Tracy hatte nun einen feuchten Glanz in den Augen, und Mark wirkte mit einem Male ebenso bedrückt. In solchen Situationen fiel ihm nicht viel ein und er nahm sie einfach nur in den Arm.
»Und deine Mission? Lässt du dich von der Liste streichen?«
»Ich kann nicht. Es würde mich um Jahre zurückwerfen.«
Mark hatte geahnt, dass Tracy so reagieren würde. Sie hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, und das versuchte sie mit aller Macht zu erreichen. Er hingegen hatte ihr ein Angebot gemacht und es hatte ihn sehr viel Überwindung gekostet. Wahrscheinlich hatte Tracy aber Recht. Er machte sich selber etwas vor, wenn er plötzlich aus dem Job aussteigen würde. Die NUSA war seine Heimat, seine Welt.
»Was für eine verdammte Scheiße, Tracy«, murmelte er in ihr Ohr und wiegte ihren Kopf an seiner Brust. »Was für eine verdammte Scheiße.«
Noch einmal war Frank Sinatra zu hören, und sein Yesterday erfüllte die Halle mit einer melancholischen Stimmung.
Mark schaute auf in den nächtlichen Himmel über Washington und hoffte, die gute alte Amelia Earhart würde eine Antwort auf alle diese Fragen in Form einer Sternschnuppe senden. Aber da oben war nur Schwärze. Nichts als einsame, kalte Schwärze.
»Ich bringe dich jetzt besser heim«, sagte Mark und richtete Tracy auf. Sie zögerte und wischte sich einen imaginären Staubfusel von der Wange. Voller Sehnsucht und Verlangen sah sie ihn schließlich an.
»Geh nicht heute Nacht, bitte. Bleib bei mir!«
Sie schauten sich abermals tief in die Augen.
»Wie stellst du dir das vor?«, wollte Mark wissen.
»Wie du weißt, wohnt mein Vater jetzt in einem sehr, sehr großen Haus. Da werden wir schon ein gemeinsames Plätzchen für uns beide finden.«
»Der Gedanke, dass der Secret Service im Weißen Haus vor deinem Schlafzimmer steht, gefällt mir gar nicht.«
»Hast du etwa vor, etwas Unerlaubtes mit mir anzustellen?«
»Wenn du mich so fragst: Ja!«
Tracy kicherte. »Also gut. Aber den Heli lässt du hier. Wir wollen schließlich nicht das ganze Haus aufwecken.«
KAPITEL 7
28. Januar, 02.30 Uhr
New York City, Fulton Fish Market
S teve Miller hatte sich nach seiner gestrigen Bekanntschaft auf dem Empire State Building noch lange Zeit mit Harold Tucker, dem Zeitzeugen des Wolkenkratzerbaus, unterhalten und dabei sein perfekt geheucheltes Interesse an den ausführlichen Erzählungen des alten Mannes gezeigt. Dabei hatte Miller erfahren, dass Tucker als Sohn deutscher Einwanderer im ehemaligen Stadtteil Little Germany , Kleindeutschland , aufgewachsen war. Der ehemalige Stadtteil lag an der Lower East Side und wurde in seiner Hochzeit von bis zu 170.000 deutschen Auswanderern, hauptsächlich Handwerkern, bewohnt. Tuckers Eltern waren einige der wenigen Überlebenden der größten Schiffskatastrophe von New York gewesen, bei der 1904 der Raddampfer General Slocum der Knickerbocker Steamship Companyaufgrund eines Feuers an Bord im East River ausgebrannt und gesunken war. Mit diesem Unglück hatte die deutsche Gemeinde und speziell die Gemeinde der lutherisch-protestantischen St. Markus Kirche auf einen Schlag mehr als tausend der einflussreichsten Mitglieder verloren, sodass im Laufe der Jahre der Stadtteil zerfallen war und deutsches Brauchtum sich nicht weiter ausbreitete. Harold Tuckers Eltern waren in New York geblieben und somit hatte er 1918 das Licht der Welt erblickt. Tucker, dessen Vorname in seiner Geburtsurkunde eigentlich auf Harald ausgestellt worden war, hatte eine glückliche Kindheit verbracht, die geprägt war vom wirtschaftlichen Blühen in den Goldenen Zwanzigern. Als es 1929 zu massiven volkswirtschaftlichen Einbrüchen in den Industrienationen gekommen war und die Weltwirtschaftskrise auch Amerika Deflation und Massenarbeitslosigkeit bescherte, mussten auch Tuckers Eltern sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen und hart um ihr tägliches Brot kämpfen. Die Jahre waren vergangen und die
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