Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
vibrierte stark, und Spacy hatte Mühe, die Skala des Tachometers richtig abzulesen. Auf dem Boden wurde die gesamte Telemetrie des Jägers als Datenpaket per Funk empfangen und aufgezeichnet. Hunter und sein Team hatten errechnet, dass die Maximalgeschwindigkeit bei 630 Meilen – das entsprach etwas mehr als eintausend Kilometern pro Stunde – liegen müsste. Wenn sich der alte Jäger denn überhaupt noch bei diesen Geschwindigkeiten steuern ließ. Die ursprünglich in den 1940er Jahren eingesetzten Maschinen waren nie über 870 Stundenkilometer hinausgekommen und hatten selbst bei diesem Tempo den Piloten schwer zu schaffen gemacht. Viele von ihnen hatten riskante Einlagen mit dem Leben bezahlt. Im Nachhinein konnte man froh darüber sein, dass es die Me nicht mehr zur Serienreife geschafft hatte.
»Wahrscheinlich zu starker Gegenwind«, schrie Spacy in das Mikro. »Ich steige auf und bringe sie raus aufs Meer, gehe auf 20.000 Fuß, dann 180 Grad Wende und zurück auf die Küste.«
»Okay, aber sieh zu, dass du nicht überziehst. Sie erscheint mir noch etwas schwanzlastig«, kam die Warnung von Hunter.
Spacy blickte einmal um sich. Die Nacht und der Atlantik zeigten nichts als einsame, bedrohliche Schwärze. Dann durchbrach er die erste Wolkenschicht und wurde von heftigen Turbulenzen durchgeschüttelt.
»Alles klar bei dir? Unsere Messgeräte tanzen gerade Rock`n Roll.«
»Nur ein paar Turbulenzen, das dürfte aber gleich vorbei sein.«
Als sich die lang gezogene Nase der Messerschmitt durch die letzte Wolkenschicht bohrte, reflektierte das fade Mondlicht über eine endlose graue Landschaft, die wie überdimensionierte Wattekugeln aussah.
Fehlt nur noch, dass sich jetzt ein alliierter Bomberverband zeigt. Ein paar Fliegende Festungen, Typ B-17 , sagte Spacy zu sich selber und musste unwillkürlich an die Piloten denken, die sich zu Zeiten dieses Flugzeugs grausame Luftschlachten über dem Ärmelkanal geliefert hatten.
Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe und nahm die imaginäre Küste mit seinen Cockpitanzeigen ins Ziel.
Erneut wurde die Messerschmitt von starken Vibrationen durchgerüttelt und die Geschwindigkeitsanzeige kletterte kontinuierlich weiter.
»980 … 990 … bleibt konstant … 995 … 1000 … 1005 … 1010!«, gab Spacy heftig atmend die Daten durch, welche die Männer am La Guardia Airport auf ihren Aufzeichnungsgeräten am Boden verfolgten. »1010 und absolut ruhige Fluglage. Maschine liegt stabil. Was sagst du nun?«
Mit einem kurzen Augenblick Verzögerung, den Hunter zum Auswerten seiner Daten benötigte, kehrte die Stimme des NUSA-Chefingenieurs zurück in die Kopfhörer. Die Verbindung war einwandfrei.
»Sehr schön; etwas mehr, als wir errechnet hatten. Du solltest jetzt abbrechen und langsam den Sinkflug einleiten. Dein Sprit reicht für circa fünfundzwanzig Minuten.«
Spacy vertraute Hunter blind und beendete den erfolgreichen Geschwindigkeitstest. Dann gab er die Zielkoordinaten für Washington ein und machte sich bereit für den Anflug auf den Dulles International Airport, wo Hunter ihm einen gecharterten Helikopter mit Sondergenehmigung für den Weiterflug in die Stadt organisiert hatte. Über Funk meldete er sich bei der Flugsicherung und kündigte sein Vorhaben an, mit einem etwas ungewöhnlichen Vogel dem Flughafen einen Besuch abzustatten.
Am Dulles International Airport herrschten im Gegensatz zu New York gute Bedingungen für einen Sichtanflug. Zahlreiche Maschinen mit Ziel New York waren zwar hier hin umgeleitet worden, aber Spacy bekam einen Slot, der ihn nicht zu unnötigen Warteschleifen zwang. Zumal die Warnanzeige der Treibstofftanks genau in diesem Augenblick rot aufzublinken begann.
Doch bereits kurze Zeit später berührten die Räder des deutschen Kriegsflugzeuges wieder amerikanischen Boden und Spacy steuerte die Maschine unter den staunenden Blicken einiger Berufspiloten auf einen reservierten und geschützten Bereich der Air Force an das Außengelände. Dort erwartete ihn bereits ein hiesiger Mechaniker der NUSA, der ihn für seinen kurzen Weiterflug zum Air & Space Museum instruierte und die Wartung der Messerschmitt übernehmen würde. Alles war wie immer perfekt organisiert.
Spacy schaute auf die Uhr: 23.20 Uhr. Es waren noch vierzig Minuten bis Mitternacht und er würde rechtzeitig zu seiner Verabredung kommen.
Wo um alles in der Welt bekomme ich um diese Zeit noch Blumen her? , fragte er sich und entdeckte dann die Lösung
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