Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
in einem Liegestuhl.
»Ist sie nicht süß, wie sie so da liegt? Sie ist mein Lieblingsdelphin«, entzückte sich die rothaarige Zwanzigjährige, die als angehende Meeresbiologin ein Praktikum im weltweit angesehenen Dolphin Research Center machte und mit Erlaubnis der Betreiber zu dieser vorgerückten Stunde Beobachtungen anstellte.
»Vor allem ist es verdammt praktisch, wenn man mit einem offenen Auge schlafen kann. Man verpasst keine Sportsendung im Fernsehen mehr«, pflichtete ihr der schwarzhaarige Leonardo Scaletti, den alle Welt einfach nur Leo nannte, bei.
Leo war unübersehbar Sohn italienischer Einwanderer und hatte erst vor kurzem die Aufnahmeprüfung bei der Florida Highway Patrol in Tallahassee erfolgreich absolviert. Dreißig Wochen war er gedrillt und getestet worden, und der sportliche Aspekt der Ausbildung hatte ihm, der stets ein wenig Bodybuilding betrieb, mehr behagt. Mehr noch als die Waffenausbildung, die er als bester Kursteilnehmer abgeschlossen hatte.
Leo war zweiundzwanzig und wollte sich an der Seite von Sergeant Bob Hankowitz in den nächsten drei Jahren zum Corporal hocharbeiten.
Während sein Partner draußen das Gebäude kontrollierte, war Leo innerhalb des Geländes unterwegs. Vor zwei Wochen hatte er Sarah auf seinem nächtlichen Streifzug entdeckt und die beiden hatten sich ein wenig angefreundet. Leo kam aus Jennings, einem Kaff an der Grenze zu Georgia, wo er der hübscheste Junge des Dorfes gewesen war. Seinen Weggang betrauerte wahrscheinlich die gesamte weibliche Gemeinde. Aber nun war er hier. Das Florida Highway Patrol Department hatte ihm einen County zugewiesen, in dem er niemanden kannte. Er genoss zwar die tolle Landschaft hier unten an den Keys, wurde dadurch aber nicht für die Einsamkeit entschädigt, die ihn gelegentlich überkam. Von daher freute er sich jeden Tag darauf, hier Halt machen zu können.
Leo mochte Sarahs sanftes, kluges und leicht verspieltes Wesen, ihre grünen Augen, die Sommersprossen auf ihrer hellen Haut und ganz einfach die Art, wie sie ihn anschaute. In vierzehn Tagen hatte er ein dienstfreies Wochenende und er würde sie fragen, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Sie würde bestimmt nicht nein sagen. Geduldig würde er sich anhören, was sie über Delphine zu erzählen wusste.
»Leo, hörst du mich? Bitte kommen!«, meldete sich Bob Hankowitz über das Funkgerät.
»Hi, Bob, ich höre«, antwortete Leo und entfernte sich einen Schritt von dem riesigen Wasserbecken, in dem sich mehrere der intelligenten Meeressäuger aufhielten. Sarah sah ihm dabei zu, ohne etwas Außergewöhnliches zu vermuten.
»Sieh zu, dass du dich von der Kleinen verabschiedest. Ich habe hier eine verdächtige Person. Sei vorsichtig, wenn du rauskommst.«
»Ist die Person bewaffnet?«
»Keine Ahnung. Die Person durchwühlt gerade einen Abfallbehälter. Wahrscheinlich ein Penner.«
Leo Scaletti verabschiedete sich von Sarah und gab ihr mit ein paar Handzeichen und einem Flüstern ins Ohr zu verstehen, dass er morgen während seiner nächtlichen Streife wieder hier sein würde.
»Ich freue mich, dich wiederzusehen«, rief Sarah dem jungen Beamten hinterher und dieser winkte ihr noch einmal zu, bevor er das großräumige Gelände im Sprint durchquerte und sich von dem Nachtwächter durch die Gittertür am Kasseneingang führen ließ.
»Er sitzt jetzt wieder in seinem Wagen. Hat gerade laut geflucht und dabei den Mülleimer umgetreten. Sobald du da bist, schauen wir uns das mal gemeinsam an«, knarzte es aus dem Funkgerät.
Leo Scaletti vermutete, dass ihn Bob Hankowitz ein wenig testen wollte und deshalb wegen dieser Bagatelle auf ihn wartete. Was sollte schon gefährlich sein an einem Landstreicher, der hungrig einen Mülleimer durchwühlte?
Der große Parkplatz war leer. Nur ein einziges Fahrzeug, ein grauer Toyota Pickup, war etwas abseits vom direkten Lichteinfall an einer Laterne geparkt. Der Motor war abgestellt, die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, allerdings brannte die Innenbeleuchtung. Hinter dem Steuer saß eine Person, die auf das Lenkrad einschlug.
»Ist er das?«, wollte Leo wissen, der mittlerweile zu seinem älteren Kollegen aufgeschlossen hatte. Gemeinsam duckten sie sich hinter einem Verkaufswagen, an dem tagsüber Souvenirs verkauft wurden.
»Ja, er ist es. Hat da hinten in einem Mülleimer rumgewühlt. Konnte ihn nicht genau erkennen. Jedenfalls hat er mich nicht gesehen. Alles ein bisschen seltsam, wenn du mich fragst.«
»Was schlägst du
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