Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
Gedanken in seinem Kopf kreisten in wilden, blutigen Bildern. Er stellte das Radio an und es ertönte ein Song, der von Schlagzeug und kreischenden E-Gitarren geprägt war. Der Sänger schrie mehr als dass er sang, und die Melodie – wenn denn überhaupt eine zu erkennen war – vermittelte einfach nur Aggressivität.
Rodriguez sah die Waffe in dem Handschuhfach liegen und nahm sie heraus. Es war ein schweres Modell von Smith & Wesson, das der Fremde ihm in einem Versteck einer alten Lagerhalle deponiert hatte. Wie vereinbart enthielt die Trommel keine Patronen, da sie nur Angst einflößen sollte. Rodriguez hatte in der Wohnung von Hinkley die Erkenntnis gewonnen, welche Macht man mit einem solchen Teil ausüben konnte. Nie zuvor hatte er eine Waffe besessen, geschweige denn damit geschossen. Dennoch, er wollte sie loswerden und nie wieder ihren Lauf auf einen Menschen richten.
Vom Anblick des kalten und glänzenden Metalls fasziniert, hob er die Waffe, sodass sie oberhalb des Armaturenbretts zum Vorschein kam. Ohne Unterlass kreischte die E-Gitarre, und die Lautsprecher drohten wegen der brutalen Lautstärke zu bersten.
In diesem Augenblick brachen die letzten Sekunden im Leben von Carlos Rodriguez an. In einer Verkettung von Missverständnissen nahm das Drama seinen Lauf.
Sergeant Hankowitz hatte sich dem Pickup genähert und dabei zugesehen, wie der Mann in dem Wagen etwas in seiner Hemdtasche verschwinden ließ, sich auf die Beifahrerseite beugte, anscheinend Alkohol trank und schließlich eine Waffe in die Hand nahm. Der junge Scaletti kam mit dem Streifenwagen herangebraust und sah seinen Kollegen vor dem fremden Pickup mit der Hand an der Dienstwaffe stehen. Laute Rockmusik hallte aus dem Wagen und der Fremde fuchtelte plötzlich seinerseits mit einem Revolver in der Hand. Rodriguez wurde urplötzlich von zwei Scheinwerfern geblendet und wollte die Hand mit der Waffe zum Schutz vor die Augen nehmen. Sergeant Hankowitz ging in die Hüfte, um aus der Schusslinie zu gelangen. Leo Scaletti stoppte den Wagen und dachte, irgendetwas wäre mit seinem Kollegen. Eine Flasche fiel aus dem geöffneten Seitenfenster des Pickup und zerschellte in einem knallenden Geräusch. Rodriguez betätigte mit der nun freien Hand den Lichtschalter und sah den Polizeiwagen und die Beamten. Sergeant Hankowitz vermutete, der Fahrer würde starten und ihn überrollen. Der unerfahrene Scaletti meinte einen Schuss gehört zu haben und drückte ab.
Die Kugel tötet Rodriguez auf der Stelle. Es war ein Schuss mitten ins Herz. Ein Treffer, der eigentlich dem blendenden Scheinwerfer gegolten hatte. Als der letzte Gitarrenakkord verklungen war, rutschte der tote Mexikaner von seinem Sitz und hing kopfüber über dem matten Asphalt. Auf seinem Hemd breitete sich ein dunkler Fleck aus. Wo zuvor der Name Edwin Hinkley auf dem Zettel gestanden hatte, war jetzt ein kreisrundes Loch.
KAPITEL 16
10.02., 00.15 Uhr
New York City
D ie Stimmen klangen seltsam gedämpft und gerade so, als sprächen sie aus weiter Ferne oder gar aus der Vergangenheit. Man vernahm ein Geräusch, das klang, als ob sich eine Person in einen Ledersessel setzen würde. Leise, fast weich klingende Schritte waren zu vernehmen. Die Unterhaltung lief ohne jegliche Aufgeregtheit ab, obwohl es anscheinend ein größeres Missverständnis zwischen den beiden Männern gab. Es schien noch ein unsichtbarer Dritter in dem Raum zu sein, da ein undefinierbares Räuspern zu hören war, das menschlichen Ursprungs sein musste.
»Also, wollen wir jetzt das Geschäftliche besprechen?«
»Ja, das käme mir sehr gelegen.«
»Ich möchte ganz einfach, dass Sie mir erzählen, was und wie viel Sie über unsere Tätigkeiten wissen und natürlich, wie Sie zu diesen Informationen gekommen sind. Selbstverständlich erwarte ich das nicht ohne Entschädigung.«
»Natürlich nicht!«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich erwarte in Wirklichkeit nicht, dass Sie zu meinem Vorschlag ja sagen. Aber das wenigste, was ich für Sie tun kann, ist ihnen die Möglichkeit zu bieten, diesen Abend zu überleben!«
»Was zum Teufel soll das jetzt wieder bedeuten?«
»Nun, warum überraschen Sie mich nicht, Herr Kaplan, und sagen endlich ja?«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt …«
Steve Miller zog die Badezimmertür leise auf und warf einen verstohlenen Blick in den Raum, aus dem die Stimmen zu ihm drangen. Sofort sah er die Männer, die das Gespräch führten. Es waren James Mason und Cary Grant, beide
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