Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
unbekannten Gegner hinterher und drang schließlich in eine Welt ein, in der enorme und unsichtbare Kräfte wirkten.
Alles Leben, was hier existierte, hatte sich über Millionen von Jahren an die feindliche Umgebung gewöhnt und die exotischsten und bizarrsten Formen hervorgebracht. In mehr als eintausend Metern Tiefe hatte selbst das Licht der Sonne nicht den Hauch einer Chance, durchzudringen. Alles war pechschwarz und würde es bis in alle Ewigkeit bleiben, da kein Mensch diesen Ort je besuchen und zivilisieren würde. Nur in den Winkeln, in die das Ungeheuer mit seinen strahlenden Augen hineinleuchtete, präsentierten sich für einen faszinierenden Augenblick die extremsten Kreaturen, die hier ihr Unwesen trieben. Hässlichkeit und grazile Schönheit tanzten hier, in einem ewigen Kampf um das Überleben und die Fortpflanzung, ein Wasserballet.
»Ich schalt die Lichter aus!«
»Okay.«
Das Ungeheuer war nun nichts anderes als ein unsichtbares Etwas. Ein Schemen, der von schwarzer Tinte aufgesogen zu werden schien. Nur die druckempfindlichen Organe einiger Lebewesen, die sich in seiner Nähe aufhielten, registrierten die sanften Schwingungen, die von ihm ausgingen und sich wellenförmig fortbewegten.
»Ich schalte jetzt die Innenbeleuchtung aus.«
»Okay.«
Jetzt, da endgültig jegliches Licht erloschen war, materialisierten sich die Gestalten der ewigen Nacht, welche bisher den aufmerksamen Augen des Ungeheuers entgangen waren. Es waren Beilfische, die mit riesigen Augen aus der Dämmerlichtzone oberhalb gefolgt waren und nun gleichgültig in wenigen Metern Entfernung kreisten. Gelegentlich wagte sich einer von ihnen ein wenig vor.
»Wir müssen die Zone des Mesopagial bereits verlassen haben. Es ist kein blaues Restlicht erkennbar«, sagte Spacy und regulierte die Helligkeit der Instrumente soweit es ging nach unten, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
»Noch keine Biolumineszenz erkennbar«, bestätigte Hunter.
»Nur diese hässlichen Kameraden, die uns wohl für ein eingeschlafenes, aber friedliches Monster halten.« Plötzlich tauchten immer mehr Beilfische auf und fingen an, mit ihren hässlichen Mündern an der Außenhaut zu saugen.
»Macht mir bloß keinen Kratzer in den Lack«, sagte Hunter und drehte unruhig seinen Kopf unter der dicken Plexiglas-Scheibe hin und her, um das Treiben zu beobachten.
»Okay, der böse Onkel hier möchte nicht, dass ihr ihm sein schönes Spielzeug kaputt macht.« Spacy brachte den Joystick in seiner linken Hand in Position und manövrierte den Flying Fish vom Schwebezustand in eine Abwärtsbewegung hinein. Dann schaltete er die komplette Außenbeleuchtung wieder ein. Sofort entfernten sich die Fische von dem Tauchboot. »Schauen wir uns mal an, ob im Bathylpelagial ein bisschen mehr Action ist. Das Plankton ist mir auf Dauer zu langweilig.«
Das Bathylpelagial bezeichnete die nächste Zone ihres Abstiegs; einen Bereich, den die Wissenschaftler bis etwa viertausend Meter Tiefe definierten.
Sie sanken tiefer und tiefer und konzentrierten sich in der Dunkelheit wieder voll auf ihre Instrumente. Alle Systeme funktionierten bisher einwandfrei.
»Druck liegt jetzt bei dreihundert bar«, sagte Hunter, als sie die 2000-Meter-Marke erreicht hatten.
»Mein Blasendruck liegt glaube ich deutlich höher. Ich würde gerne gleich umkehren«, erwiderte Spacy mit trockenem Humor.
»Vergiss es und such dir einen Eimer«, war Hunters Kommentar auf den ewig gleichen Witz seines Freundes in solch einsamen Momenten.
Die beiden Männer waren ein eingespieltes Team und jeder verließ sich blind auf den anderen. Sie hatten gemeinsam schon so viele Tauchfahrten hinter sich, dass man damit ein Logbuch vom Umfang der Encyclopaedia Britannica hätte füllen können.
»Druck jetzt bei vierhundert bar. Tiefe 3800 Meter. Na endlich, da vorne auf neun Uhr«, wies Spacy in die Richtung erhöhter Biolumineszenz.
»Okay, sehe ich. Mach mal wieder aus.«
Spacy schaltete das Licht aus, ließ aber einen nach hinten gerichteten Scheinwerfer an, um von den Reflektionen zumindest die Schemen des Untergrundes zu erkennen. Auch wenn Flying Fish über ein Unterwasser-Radar verfügte, welches die Topografie in Höhen- und Tiefenlinien auf einem Monitor wiedergab, wollte er zumindest bei der Erprobungsfahrt kein unnötiges Risiko eingehen.
»Ist ja mächtig was los hier. Sieht aus wie ein riesiger Unterwasser-Tannenbaum«, kommentierte Hunter die blauweiße Ansammlung von Licht, die sich
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