Defcon One 01 - Angriff auf Amerika
vor ihnen ausbreitete.
Alle möglichen Lebewesen erzeugten durch Organellen oder biochemische Prozesse ihr eigenes Licht, um damit Jäger abzuschrecken, Beute anzulocken, Partner zu werben oder einfach nur zu kommunizieren.
»Sag mal, kommt der Vampirtintenfisch nicht eigentlich nur in geringeren Tiefen vor?«, wollte Spacy wissen und drehte das Tauchboot vorsichtig in eine Gruppe der leuchtenden Kopffüßler.
»Bin mir auch nicht sicher, aber ich glaube, du hast Recht. Soviel ich weiß, ist er bisher nur in Tiefen von zweitausend Metern gesichtet worden.
»Gut, dann würde ich sagen, ab damit in die Gefriertruhe.«
Die Gefriertruhe war eine mit mehreren Schächten versehene Box am unteren Rumpf des Tauchboots, die mit Hilfe ausfahrbarer Saugrüssel Kleinstlebewesen wie Krebse, Schnecken, Fische oder eben in diesem Fall einen Kopffüßler aufnehmen konnte. Spacy und Hunter hatten schon zu Beginn ihres Abstiegs in der oberen Schicht einige Proben eingesammelt und dabei eine Wette abgeschlossen, wer am geschicktesten mit dem ferngesteuerten Saugrüssel umgehen konnte. Spacy lag mit wenigen Punkten vorne, konnte aber noch von Hunter eingeholt werden.
Hunter aktivierte das Gerät, welches unterhalb der Maschine ausfuhr und durch einen Kugelgelenkmechanismus im 360 Grad Winkel arbeiten konnte. Das Gerät erforderte ein gewisses Fingerspitzengefühl von seinem Bediener, vor allem wenn die Beute nicht freiwillig bereit war, in diesen Unterwasserstaubsauger einzusteigen.
»Wollen doch mal sehen, wer am Ende der Nahrungskette steht, du oder ich«, sagte Hunter zu seinen kleinen Opfern hinter der Wand aus Plexiglas. Der Sportsgeist in ihm war geweckt. »Ich brauche zwei von euch, um auszugleichen. Einer mehr und ich liege in Führung vor diesem Angeber neben mir.«
Spacy versuchte das Tauchboot möglichst ruhig zu halten, damit Hunter eine Chance hatte.
»Möchte nicht wissen, wie viele Stunden du das zuhause im Labor geübt hast, um mich zu schlagen.«
»Jede einzelne Überstunde ist dabei draufgegangen«, antworte Hunter und erwischte den ersten Vampirtintenfisch. Dann folgte das zweite Exemplar und somit stand es Unentschieden. Aber danach verließ Hunter sein Glück und alle Versuche endeten ergebnislos.
»Gib mal her, das ist ja nicht mit anzusehen«, forderte Spacy mit einem übertriebenen Gähnen seinen Freund auf, die Steuerkonsole zu übergeben.
»Anglerpech, sie wollen heute nicht anbeißen«, entgegnete Hunter.
Spacy brachte den Arm in Position und aktivierte den Ansaugmotor. Nach einer halben Minute hatte er drei Exemplare eingefangen und schaltete das Gerät aus.
»Damit dürfte die natürliche Hackordnung auf dem olympischen Treppchen wieder hergestellt sein. Du schuldest mir einen Abend in einer Bar meiner Wahl. Noch Fragen?«
Hunter gab sich geschlagen und die Männer setzen ihren Abstieg fort. Flying Fish tauchte bis auf eine Tiefe von sechstausend Metern hinab, wo ein fast vierhundertfacher Druck auf der Zelle lastete. Ab hier begann das Hadopelagial, die tiefste Zone im Meer. Da sie noch einen langen Aufstieg vor sich hatten und noch vor Sonnenaufgang den Oberflächenflug abgeschlossen haben mussten, brachen sie an dieser Stelle ihren Tauchgang in die Tiefsee ab. Flying Fish war zwar so konstruiert worden, dass er einen siebenhundertfachen Druck aushalten konnte, aber die Zeit reichte einfach nicht, um noch weiter runter zu gehen.
»Wenn man bedenkt, dass Jacques Piccard und Don Walsh damals auf elftausend Meter runter waren, könnte man sagen, wir haben auf halber Strecke schlapp gemacht«, sagte Spacy und erinnerte an jene Männer, die seit 1960 den absoluten Tiefentauchrekord hielten.
»Sie hatten mit der Trieste auch kein Tauchboot, welches noch fliegen musste«, verteidigte Hunter seine Konstruktion. »Um den elfhundertfachen Druck auszuhalten …«
»Brauchst du ein verdammt dickes Fell, ich weiß.«
»Die Trieste hättest du jedenfalls niemals zum Fliegen gebracht. Aerodynamisch nicht und gewichtsmäßig sowieso nicht.«
Die Männer setzten ihre Unterhaltung fort und nutzen den Aufstieg, um einige grundsätzliche konstruktionsbedingte Probleme zu besprechen, die ihnen während ihrer Tauchfahrt aufgefallen waren. Einige Stunden später kehrten sie an einer Stelle gut neunzig Meilen vor Eleuthera Island an die Oberfläche zurück. Wasser spritze auf und sie wurden heftig durchgeschüttelt. Ihr Radar zeigte an, dass sich in einem Umkreis von fünfundachtzig Meilen nur einige wenige
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