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Defekt

Defekt

Titel: Defekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nachlesen. Das habe ich überprüft.“
    Sein großes gerötetes Gesicht starrt sie an und
blickt so abweisend drein, dass sie es kaum wiedererkennt.
    „Können wir kurz über Johnny Swift reden?“, bittet
sie ihn.
    „Frag, was du willst“, entgegnet er mürrisch.
    „Ich verstehe das mit dem möglichen Einbruch als
Motiv nicht ganz. Ist nun etwas gestohlen worden oder nicht?“
    „Aus dem Haus fehlt nichts Wertvolles. Nur die Sache
mit den Kreditkarten bereitet uns noch Kopfzerbrechen.“
    „Welche Kreditkarten?“
    „In der Woche nach seinem Tod hat jemand insgesamt
zweitausendfünfhundert Dollar in bar von seinem Konto abgehoben, und zwar in
fünf Portionen an fünf verschiedenen Geldautomaten in der Umgebung von
Hollywood.“
    „Weiß man, von welchen?“
    Marino zuckt die Achseln. „Ja. Es waren
Geldautomaten auf Parkplätzen. An verschiedenen Tagen. Zu verschiedenen Uhrzeiten.
Überhaupt war alles verschieden - bis auf die Summe. Jedes Mal der Höchstbetrag
von fünfhundert Dollar. Als die Kreditkartenfirma schließlich versuchte, Johnny
Swift zu benachrichtigen - inzwischen war er bereits tot -, weil die ungewöhnlichen
Kontobewegungen darauf hinwiesen, dass jemand seine Karte benutzte, hatten die
Abhebungen schon aufgehört.“
    „Was ist mit Kameras? Besteht vielleicht die
Möglichkeit, dass wir den Betreffenden irgendwo auf Film haben?“
    „Offenbar hat er sich die Geldautomaten sorgfältig
ausgesucht, denn keiner davon ist mit einer Kamera ausgestattet. Derjenige
muss sich gut ausgekannt haben. Vermutlich ist er also kein Ersttäter.“
    „Wusste Laurel die Geheimnummer?“
    „Wegen seiner Operation konnte Johnny nicht Auto
fahren.
    Deshalb musste Laurel alles für ihn erledigen,
einschließlich der Abhebungen.“
    „Hatte sonst noch jemand die Nummer?“
    „Nicht, soweit wir informiert sind.“
    „Sieht gar nicht gut für ihn aus“, meint Scarpetta.
    „Ich glaube allerdings nicht, dass er seinen
Zwillingsbruder wegen einer Kreditkarte umgelegt hat.“
    „Menschen haben schon aus viel banaleren Gründen getötet.“
    „Ich denke, wir müssen nach einer dritten Person
suchen, jemandem, mit dem Johnny Swift Kontakt hatte. Vielleicht hatte der
Täter ihn ja gerade umgebracht und dann Laurels Auto gehört. Deshalb hat er
sich versteckt, was eine Erklärung für das Gewehr auf dem Boden wäre. Als
Laurel dann aus dem Haus floh, hat der Täter sich die Waffe geschnappt und ist
abgehauen.“
    „Was hatte die Waffe eigentlich auf dem Boden zu
suchen?“
    „Kann sein, dass der Täter alles so arrangieren
wollte, dass es nach Selbstmord aussieht, und dass er dabei gestört wurde.“
    „Soll das heißen, dass du sicher von einem Mord
ausgehst?“
    „Zweifelst du etwa daran?“
    „Ich habe dich nur etwas gefragt.“
    Marino lässt den Blick durch Scarpettas Büro und
über den voll gestapelten Schreibtisch mit den Stößen von Akten und Fallunterlagen
schweifen. Dann betrachtet er Scarpetta mit harten Augen, was sie als
beängstigend empfinden würde, hätte sie in der Vergangenheit nicht so oft
Verwirrung und Schmerz darin gelesen. Vielleicht wirkt er ja nur so verändert
und abweisend, weil er sich den kahl werdenden Schädel rasiert und seit einiger
Zeit einen kleinen Diamantohrring trägt. Außerdem trainiert er wie ein
Besessener im Fitnessstudio und ist so muskulös, wie sie ihn noch nie gesehen
hat.
    „Ich würde mich freuen, wenn du meine Horror-Szenen
durchschauen könntest“, sagt er. „Alle, die ich mir je ausgedacht habe, sind
auf dieser CD. Bitte lies sie sorgfältig. Schließlich hast du im Flugzeug
sowieso nichts Besseres zu tun.“
    „Vielleicht doch“, gibt sie scherzhaft zurück, um
ihn ein wenig aufzumuntern. Es klappt nicht.
    „Rose hat sie, angefangen bei der ersten vom letzten
Jahr, auf CD gespeichert. Sie ist in dieser Akte dort. In einem versiegelten
Umschlag.“ Er weist auf die Akten auf ihrem Schreibtisch. „Du könntest sie in
deinen Laptop stecken und einen Blick hineinwerfen. Die Sache mit dem Schuss
durch die Maschendrahttür ist auch drauf. Dieser verlogene Scheißkerl. Ich
schwöre, dass die Idee von mir war.“
    „Wenn du im Internet den Suchbegriff >abgelenkte
Geschosse< eingibst, wirst du garantiert Fälle und Waffentests finden, bei
denen es um Schüsse durch Maschendrahttüren geht“, erwidert sie. „Ich fürchte,
inzwischen gibt es nicht mehr viel, was wirklich neu ist.“
    „Der Typ ist nichts weiter als eine Laborratte und
hat bis vor einem

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