Defekt
geparkt haben - vorausgesetzt, dass eine der
beiden gefahren ist.
Durch die Fensterscheibe betrachtet sie die mit
grauem Vinyl gepolsterten Sitzbänke und das ordentlich an der Innenseite der
Windschutzscheibe angebrachte Maut-Lesegerät. Dann macht sie sich noch ein paar
Notizen. Inzwischen ist ihr ein Muster aufgefallen. Garten und Pool sind
makellos gepflegt. Die mit einem Fliegengitter versehene Veranda und die
Gartenmöbel blitzen vor Sauberkeit. Im Wagen kann sie weder Müll noch
herumliegenden Krimskrams erkennen. Nur einen schwarzen Regenschirm auf der
Matte im hinteren Fußraum. Dennoch ist der Wagen schlampig geparkt, so als
könnte der Fahrer nicht gut sehen oder hätte es eilig gehabt. Sie bückt sich,
um Erde und Pflanzenreste, die im Profil kleben geblieben sind, gründlich zu
betrachten. Ihr Blick fällt auf die dicke Staubschicht, die dem Unterboden die
gräuliche Farbe alter Knochen gibt.
„Offenbar wurde dieser Wagen irgendwo im Gelände
gefahren“, sagt Scarpetta, richtet sich auf, untersucht die schmutzigen
Reifen und geht um den Wagen herum.
Reba folgt ihr, einen fragenden Ausdruck auf dem
faltigen, gebräunten Gesicht.
„Aus der Erde im Profil schließe ich, dass der Boden
beim Darüberfahren feucht oder nass gewesen sein muss“, erklärt Scarpetta. „Ist
der Parkplatz der Kirche geteert?“
„Ja, hier wurde das Gras zerdrückt“, sagt Reba mit
Blick auf die Reifenspur unter dem Hinterrad.
„Das kann nicht der Grund sein. Schließlich klebt
die Erde an allen vier Reifen.“
„Vor der Einkaufszeile, in der die Kirche liegt,
befindet sich ein großer Parkplatz. Soweit ich weiß, gibt es in dieser Gegend
keine ungeteerten Flächen.“
„Stand der Wagen schon hier, als die Dame von der
Kirche hier war, um nach Kristin und Ev zu suchen?“
Reha umrundet den Wagen und mustert interessiert die
schmutzigen Reifen. „Das behauptet sie wenigstens. Und als ich am Nachmittag
ankam, stand er ganz sicher hier.“
„Es wäre bestimmt nicht falsch, das Mautgerät zu
überprüfen, um festzustellen, welche Mautstellen der Wagen wann passiert hat.
Haben Sie die Türen geöffnet?“
„Ja. Sie waren nicht abgeschlossen. Ich konnte
nichts Wichtiges entdecken.“
„Also wurde das Auto nicht von der Spurensicherung
untersucht.“
„Ich setze die Spurensicherung nicht auf ein
Fahrzeug an, wenn es keine Hinweise auf ein Verbrechen gibt.“
„Ich verstehe Ihr Problem.“
Reba wendet Scarpetta ihr dunkel gebräuntes Gesicht
zu und beobachtet, wie sie wieder durch die Fenster späht. Sie sind von einer
dünnen Staubschicht bedeckt. Scarpetta tritt zurück, umrundet erneut den Kombi
und lässt jeden Zentimeter auf sich wirken.
„Wem gehört der Wagen?“,
fragt sie. „Der Kirche.“
„Und das Haus?“
„Ebenfalls.“
„Man hat mir gesagt, dass die Kirche das Haus nur
gemietet hat.“
„Nein, es gehört ihr eindeutig.“
„Kennen Sie eine Mrs. Simister?“, erkundigt sich
Scarpetta. Sie bekommt ein seltsames Gefühl, und zwar eines von der Sorte, die
im Magen beginnen und dann die Kehle hinaufsteigen. Genauso ist es ihr
ergangen, als Reba Marino gegenüber den Namen Christian Christian erwähnt hat.
„Wen?“ Reba verzieht das Gesicht, als von der
anderen Seite des Kanals ein gedämpfter Knall zu hören ist.
Die beiden Frauen verstummen, treten näher ans Tor
und betrachten die Häuser am gegenüberliegenden Ufer. Niemand ist zu sehen.
„Eine Fehlzündung“, beschließt Reba. „Viele Leute
hier fahren ziemliche Schrottlauben. Die meisten hätten ohnehin längst den
Führerschein abgeben sollen, alt wie Methusalem und blind wie die Maulwürfe.“
Scarpetta wiederholt den Namen Simister.
„Da klingelt bei mir nichts“, erwidert Reba.
„Sie meinte, sie hätte mehrmals mit Ihnen
gesprochen. Ich glaube, sie sagte dreimal.“
„Ich kenne diese Frau nicht und habe nie ein Wort
mit ihr gewechselt. Wahrscheinlich ist sie diejenige, die versucht, mich
schlecht zu machen, und behauptet, ich würde mich nicht um den Fall kümmern.“
„Verzeihung“, sagt Scarpetta. Sie versucht, Marino
am Mobiltelefon anzurufen, erreicht allerdings nur seine Mailbox und bittet
ihn um sofortigen Rückruf.
„Wenn Sie rauskriegen, wer diese Mrs. Simister ist“,
sagt Reba, „würde ich das gern erfahren. Irgendetwas stimmt da nicht.
Vielleicht sollten wir wenigstens das Wageninnere nach Fingerabdrücken
absuchen, nur um die Spuren der Hausbewohner auszuschließen.“
„Leider werden Sie die
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