Defekt
kräftig gegen den
Schädelknochen, woraufhin sie aufschreit. Dann schaltet er die Beleuchtung
ein und betrachtet ihr hässliches, verquollenes, fleckiges Gesicht. Sie blutet.
Blut läuft ihr übers Gesicht. Als die andere Frau die Spinne zu Boden gefegt
hat, ist ihr Unterleib zerborsten, und gelbes Blut floss heraus. Hog musste
die Spinne wieder zusammenkleben.
„Sag, dass es dir Leid tut. Sie hat es getan. Willst
du wissen, wie oft sie es gesagt hat?“
Er malt sich ihr Gefühl aus, während die pelzigen
Beine über ihre nackte rechte Schulter krabbeln, wie sich die Spinne auf ihrer
Haut bewegt, stehen bleibt und sich an ihr festhält. Ev lehnt heftig zitternd
an der Wand und wirft immer wieder einen Blick auf die Schere, die auf der
Matratze liegt.
„Bis nach Boston. Das war eine lange Fahrt, und
hinten im Auto war es kalt. Sie war nackt und gefesselt. Hinten gibt es keinen
Sitz, nur eine kalte Metallfläche. Sie fror. Ich habe ihnen Stoff zum
Nachdenken geliefert.“
Er erinnert sich an die alten Backsteingebäude mit
den blaugrauen Schieferdächern und denkt an damals, als seine Mutter ihn,
nachdem er das Böse getan hatte, dort hingefahren hat. Dann, Jahre später, ist
er aus freien Stücken zurückgekehrt und hat inmitten von altem Backstein und
Schiefer gelebt. Aber er hat nicht lange durchgehalten. Das Böse hat dafür
gesorgt, dass er aufgeben musste.
„Was haben Sie mit den Jungen gemacht?“ Sie
versucht, stark und furchtlos zu klingen. „Lassen Sie sie frei. Es sind doch
noch Kinder.“
Als er sie mit dem Gewehrlauf an einer intimen
Stelle stößt, zuckt sie zurück, und er lacht und nennt sie hässlich, fett und
dumm. Er sagt, dass sie sowieso niemand will, so wie damals, als er das Böse
getan hat.
„Kein Wunder“, spricht er weiter und betrachtet ihre
Hängebrüste und ihren dicken, schwabbeligen Körper. „Du hast Glück, dass ich
es mit dir mache. Sonst würde es doch niemand tun. Du bist viel zu widerlich
und blöd.“
„Ich werde es niemandem verraten. Lassen Sie mich
einfach frei. Wo sind Kristin und die Jungen?“
„Ich bin zurückgefahren, um die armen kleinen
Waisenknaben zu holen. Wie ich versprochen hatte. Ich habe sogar dein Auto
wieder vor dem Haus geparkt. Ich habe nämlich ein reines Herz und bin kein
Sünder wie du. Keine Sorge, ich habe sie hergebracht, wie ich gesagt hatte.“
„Ich höre sie nicht.“
„Sag, dass es dir Leid tut.“
„Haben Sie sie auch mit nach Boston genommen?“
„Nein.“
„Haben Sie Kristin wirklich ...“
„Ich habe denen da oben Stoff zum Nachdenken
geliefert. Sicher wird er beeindruckt sein. Hoffentlich weiß er es. Früher
oder später wird er dahinterkommen. Viel Zeit hat er nicht mehr.“
„Wer? Sie können ruhig offen mit mir sprechen. Ich
hasse Sie nicht.“ Nun klingt sie mitfühlend.
Ihm ist klar, was sie vorhat. Sie will sich bei ihm
einschmeicheln. Sie glaubt, dass sie Freunde werden können und dass er sie
nicht bestrafen wird, wenn sie nur lange genug mit ihm redet und so tut, als
hätte sie keine Angst vor ihm und fände ihn sogar sympathisch.
„Das klappt nicht“, erwidert Hog. „Das haben sie
alle versucht, aber vergeblich. Ich habe ihm ein tolles Paket geliefert. Wenn
er es wüsste, wäre er beeindruckt. Ich halte die Leute da oben schon auf Trab.
Es ist nicht mehr viel Zeit, also solltest du sie besser nützen. Sag, dass es
dir Leid tut.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden“, erwidert
sie in demselben scheinheiligen Tonfall.
Die Spinne bewegt sich auf ihrer Schulter. Als er in
der Dunkelheit die Hand ausstreckt, krabbelt sie darauf. Er geht zur Tür. Die
Schere lässt er auf der Matratze liegen.
„Schneid dir die schmutzigen Haare ab“, befiehlt er.
„Aber alles. Falls du nicht fertig bist, wenn ich zurückkomme, wirst du es
bereuen. Und Finger weg von den Stricken. Du kannst nirgendwohin fliehen.“
38
Der Schnee, der unter dem Fenster von Bentons
Arbeitszimmer liegt, schimmert im Mondlicht, und alle Lampen sind ausgeschaltet.
Er sitzt vor dem Computer und sieht am Bildschirm Fotos durch, bis er das
Gesuchte gefunden hat.
Insgesamt sind es einhundertundsiebenundneunzig Aufnahmen,
eine abstoßender als die andere, weshalb die Suche für ihn eine Qual war, denn
der Anblick geht ihm sehr nah. Benton ist unruhig. Er hat das Gefühl, dass noch
mehr hinter den offensichtlichen Ereignissen steckt und dass dieses Etwas eine
gewisse Eigendynamik entwickelt. Der Fall macht ihm persönlich
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