Dein Auftritt Prinzessin
Breitmaul-Blindwels.«
»Apropos Ball …«, warf ich diskret ein. »Meinst du, die Contessa hat was dagegen, wenn ich … du weißt schon … noch jemanden mitbringe?«
Grandmère sah mich über den zitternden, rosaroten Rommel hinweg erstaunt an. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich deine Mutter auf Contessa Trevannis Schwarz-Weiß-Ball amüsieren würde, Amelia. Es sind keine anderen radikalen Hippies eingeladen …«
»Doch nicht Mom«, sagte ich. Vielleicht hatte ich etwas zu diskret gefragt. »Ich dachte eher an, na ja … einen männlichen Begleiter.«
»Den hast du bereits.« Grandmère rückte Rommels mit Brillies besetztes Halsband zurecht.
»Ach?« Ich konnte mich nicht erinnern, um einen Kadetten aus West Point als Begleiter gebeten zu haben.
»Mais oui«, sagte Grandmère und wich meinem Blick aus. »Prinz René hat sich großzügigerweise bereit erklärt, dich zu begleiten. Alors, wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, der Kleidungsstil der Contessa. Du dürftest inzwischen gelernt haben, dass du dich niemals negativ über die Kleidung deiner Gastgeber äußern darfst - jedenfalls nicht in ihrem Beisein. Trotzdem ein Wort der Warnung: Die Contessa bevorzugt einen modischen Stil, für den sie vielleicht eine Spur zu alt ist und der, nun … sagen wir, gewisse Körperteile enthüllt.«
»René?« Beim Aufspringen hätte ich beinahe Grandmères Sidecar umgestoßen. »René begleitet mich zu dem Schwarz-Weiß-Ball?«
»Nun ja. Ja«, sagte Grandmère und sah mich mit vollkommener Unschuldsmiene an. Ein bisschen zu vollkommen, wenn man mich fragt. »Immerhin ist er zu Besuch in dieser Stadt - in diesem Land, um genau zu sein. Du möchtest doch sicher, dass er sich hier willkommen fühlt …«
Ich starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was geht hier vor?«, fragte ich streng. »Grandmère, versuchst du, mich etwa doch mit René zu verkuppeln?«
»Mon dieu! Ganz gewiss nicht!« Grandmère sah ehrlich entsetzt aus, wobei ich mich schon oft von Grandmères Gesichtsausdruck habe täuschen lassen. Besonders von dem, den sie immer aufsetzt, wenn sie für eine hilflose alte Dame gehalten werden möchte. »Du hast zweifellos die überschäumende Fantasie deiner Mutter geerbt. Dein Vater kam nie auf solche verrückten Einfälle, wofür ich Gott nur danken kann. Es hätte mich mit Sicherheit ins frühe Grab getrieben, wenn er auch nur halb so kapriziös gewesen wäre wie du, Mademoiselle.«
»Ich hab ja wohl allen Grund, misstrauisch zu sein«, sagte ich, obwohl ich mich etwas für meinen hysterischen Ausbruch schämte. Grandmère ist ja wirklich viel zuzutrauen, aber die Vorstellung, sie könne mich mit irgendeinem Prinzen verheiraten wollen, obwohl ich erst vierzehn bin, ist wirklich ziemlich abwegig. »Erst wolltest du, dass wir zusammen tanzen …«
»Für ein Zeitschriftenfoto«, sagte Grandmère beleidigt.
»… und Michael magst du auch nicht …«
»Mit keinem Wort habe ich je gesagt, dass ich ihn nicht mag. Soweit ich weiß, ist er ein sehr charmanter junger Mann. Ich möchte nur, dass du dir der Tatsache bewusst wirst, Amelia, dass du nicht wie andere Mädchen bist. Du musst immer daran denken, was für dein Land das Beste ist.«
»…und dann taucht René plötzlich hier auf, und du erzählst mir, dass er mich zu einem Ball begleitet …«
»Ist es denn so schlimm, wenn ich möchte, dass der arme Junge einen schönen Aufenthalt in New York hat? Nach allem, was er mitmachen musste. Er hat den Stammsitz seiner Ahnen verloren, ganz zu schweigen von seinem Königreich...«
»Äh, Grandmère«, unterbrach ich sie. »René war noch gar nicht auf der Welt, als seine Familie aus Italien vertrieben wurde …«
»Umso mehr ein Grund ihn zu bemitleiden«, sagte Grandmère.
Ganz toll. Und was soll ich jetzt machen? Mit Michael, meine ich. Ich kann ja schlecht mit ihm und René zusammen zum Ball gehen. Mit meinem rausgewachsenen Haarschnitt und meinem jungenhaften Oberkörper sehe ich schon merkwürdig genug aus (obwohl die Contessa anscheinend noch viel merkwürdiger aussieht), da kann ich nicht auch noch mit zwei männlichen Begleitern und einem Bodyguard im Schlepptau auftauchen.
Ach, wäre ich doch nur Prinzessin Leia statt Prinzessin Mia. Ich würde viel lieber zum Todesstern fliegen, als auf diesen Schwarz-Weiß-Ball zu gehen.
Mittwoch, 21. Januar, zu Hause
Mom ist noch nicht dazu gekommen, Dad auf den Ball anzusprechen. Die Parkuhren-Regierungskrise ist total aus dem Ruder
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