Dein Auftritt Prinzessin
Spaß.
Trotzdem bleibt mir weiterhin unverständlich, wie jemand freiwillig bereit sein kann, Zeit mit Lana Weinberger zu verbringen.
Donnerstag, 22. Januar, Französisch
Mademoiselle Klein fand es nicht so toll, dass Tina und ich gestern blaugemacht haben.
Wobei wir natürlich nicht von Blaumachen geredet haben, sondern von einem medizinischen Notfall, der einen Tampon-Einkauf bei den Ho’s notwendig gemacht hat. Ich hab das Gefühl, sie hat uns das nicht abgenommen. Eigentlich sollte man meinen, sie als Frau würde für eine menstruelle Krisensituation etwas Verständnis zeigen, aber nein.
Wenigstens hat sie uns nicht ins Klassenbuch eingetragen. Sie lässt uns mit einer strengen Verwarnung davonkommen und wir müssen einen Aufsatz über escargots schreiben (500 Wörter, natürlich auf Französisch).
Aber eigentlich wollte ich ja was ganz anderes sagen. Und zwar das:
DAD IST DER CHEF!!!!!!
Und zwar nicht nur der Chef seines Landes, sondern ganz allgemein und überhaupt. Er hat durchgesetzt, dass ich jetzt doch nicht auf den blöden Schwarz-Weiß-Ball von der Contessa muss!!!!!!
Das kam so (Mr G hat mich eben auf dem Flur abgefangen und mir alles erzählt): Offenbar hat Mom ihn erreicht, nachdem im Anschluss an eine 36-stündige Marathonrede endlich über die Parkuhren abgestimmt worden war. (Die
Befürworter haben gewonnen, und obwohl das für die Umwelt und mich einen Sieg bedeutet, wiegt es für mich nicht auf, dass mir Grandmère nach der Rede an mein Volk solche Vorwürfe gemacht hat. Der wahre Gewinner ist sowieso die genovesische Infrastruktur und damit indirekt Grandmère.)
Jedenfalls hat Dad bestimmt, dass ich nicht zum Ball muss. Außerdem gebe es überhaupt keine schwelende Fehde zwischen Genovia und dem monegassischen Fürstenhaus, sagt er, allerhöchstens zwischen Grandmère und der Trevanni. Sie und die Contessa sind anscheinend schon seit ihrer Schulzeit auf einem feinen Mädchenpensionat erbitterte Konkurrentinnen und Grandmère wollte bloß angeben. Mit mir, ihrer Enkelin, über die Bücher geschrieben und Filme gedreht werden. Die Enkelin der Contessa kommt wohl auch zum Ball, aber über die wurde noch nie ein Film gedreht. Sie scheint im Gegenteil eine ziemlich trübe Tasse zu sein, die aus ihrem Schweizer Internat geflogen ist, weil sie sich beim Skifahren so blöd angestellt hat.
Ha! Ich bin also frei und kann morgen Abend mit meiner großen Liebe ins Kino gehen! Ich hab Michael ganz umsonst der Die-Katze-ist-auf-dem-Dach-Behandlung unterzogen! Obwohl meine Glücksunterhose verschwunden ist, wird alles gut. Ich spüre es genau.
Vor lauter Glück möchte ich am liebsten gleich ein Gedicht schreiben. Das muss ich aber versteckt machen, sodass Tina nichts mitkriegt, weil es echt fies ist, sich öffentlich seines Glücks zu freuen, wenn es andere so hart erwischt hat. (Tina weiß inzwischen übrigens, wer diese Jasemine ist. Sie geht wie Dave auf die Trinity-Highschool und ihr Vater ist auch ein Ölscheich. Sie trägt eine türkise Zahnspange und ihr Chatname ist Iluvjustin2345.)
Hausaufgaben:
Mathe:
Textaufgaben Kapitel 11
Englisch:
Tagebuch. Beschreibe deine Empfindungen bei der Lektüre von John Donnes Gedicht »Der Köder«.
Bio:
Keine Ahnung. Erledigt Shameeka für mich.
G-Lehre:
Kapitel 2: »Umweltgefahren«
T & B:
verstecktes Talent ergründen
Franz:
Chapitre onze, ecrivez une narration, 300 Wörter, doppelter Zeilenabstand und Aufsatz (500 Wörter über Schnecken)
Geschichte:
500 Wörter; beschreibe, wie es zum Armenienkonflikt kam.
Gedicht für Michael
O Michael
Bald sitzen wir vor der Leinwand
und blicken über den Tellerrand,
zum Gepiepse von R2D2
verspeisen wir unseren Risotto,
betrachten tatooinischen Wüstensand
und halten uns vielleicht sogar an der Hand.
Unsere Liebe hat solch einen heißen Kern,
ihre Sprengkraft übersteigt die vom Todesstern.
Unser Planet ist wohl dem Untergang geweiht,
doch mit dir zu sterben, bin ich jederzeit bereit.
Wie bei Leia und Han in den Sternen dort oben
ist mein Schicksal mit deinem für immer verwoben.
Der Millenniumfalke hat seinen Hyperantrieb,
aber ich und du - wir haben uns lieb.
Donnerstag, 22. Januar, in der Limousine auf dem Heimweg, nach dem Prinzessunterricht bei Grandmère
Es bedarf innerer Größe, sich einzugestehen, dass man sich geirrt hat - das hab ich von Grandmère gelernt.
Wenn das stimmt, dann bin ich innerlich noch um einiges größer als meine äußerlichen 1,77 m. Denn ich habe mich geirrt. Und
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