Dein Auftritt Prinzessin
meine... das ist echt wichtig für mich.«
»Und dass es echt wichtig für mich wäre, von dir auf den Ball begleitet zu werden, ist dir egal?« Grandmère starrte so betrübt auf mich hinunter, dass ich einen Moment lang glaubte, Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen, vielleicht spielte mir aber auch nur das Dämmerlicht einen Streich. »Dich kümmert es nicht, dass sich Elena Trevanni, seit wir kleine Mädchen waren, immer als etwas Besonderes aufgespielt hat, nur weil sie aus einer angeseheneren Familie stammt als ich - aus dem hohen, nicht bloß aus dem niederen Adel. Dass sie immer die prächtigeren Kleider trug und die schöneren Schuhe und Handtaschen besaß, weil sich meine Eltern nichts Besseres für mich leisten konnten. Das änderte sich erst, als ich deinen Grandpère heiratete. Und trotzdem triumphiert sie heute noch über mich, weil sie einen Grafen geheiratet hat, der keinerlei Verpflichtungen oder lästigen Grundbesitz hatte, sondern lediglich unendlich wohlhabend war, während ich mir die Finger wund schuften musste, um Genovia in das Touristenparadies zu verwandeln, das es heute ist. Ich hätte mir so sehr gewünscht, es ihr einmal so richtig heimzahlen zu können, indem ich ihr meine reizende und äußerst gelungene Enkelin vorstelle, aber... ach!«
Ich war baff. Also echt. Ich hatte ja nicht geahnt, wie wichtig dieser bescheuerte Ball für sie ist. Ich dachte immer, es ginge ihr nur darum, einen Keil zwischen mich und Michael zu treiben und mich mit René zu verkuppeln, damit wir unsere jeweiligen Familien eines Tages im heiligen Stand der Ehe vereinigen und eine neuartige Rasse von Superfürsten begründen. Aber so sieht die Sache natürlich anders aus… die Contessa Trevanni scheint so was wie Grandmères Lana Weinberger zu sein.
Es hört sich nämlich so an, als hätte diese Elena Trevanni Grandmère genauso gnadenlos gemobbt und schikaniert wie Lana Weinberger mich im Laufe der Jahre.
Ob Elena Grandmère wohl auch mal vorgeschlagen hat, statt eines BHs einfach Heftpflaster über ihren Minibusen zu kleben? Wenn sie es gewagt hätte, so was zu Clarisse Renaldo zu sagen, wäre sie ganz schön mutig. Mutiger als ich.
»Aber jetzt«, fuhr Grandmère mit dünner Stimme fort, »bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr zu gestehen, dass ich von meiner Enkelin leider nicht genug geliebt werde und dass sie nicht bereit ist, mir zuliebe mal einen einzigen Abend lang auf die Gesellschaft ihres neuen Freundes zu verzichten.«
Meine Hochstimmung verflog, als mir klar wurde, was ich zu tun hab. Hey, ich weiß genau, wie sich Grandmère fühlt. Wenn sich mir irgendeine Gelegenheit bieten würde, es Lana Weinberger so richtig heimzuzahlen - egal wie - (außer ihr den Freund auszuspannen, was ich ja schon gemacht hab, bloß war ich anschließend viel gedemütigter als Lana), würde ich sie beim Schopfe packen. Ich würde ALLES tun.
Wenn jemand nämlich so fies und gemein und schlichtweg böse ist wie Lana, und zwar nicht bloß zu mir, sondern zu allen Mädchen an der Albert-Einstein-Highschool, die nicht so gut aussehen und so angepasst sind wie sie, dann verdient sie es einfach, es mal so richtig gezeigt zu bekommen.
Echt komisch, dass es im Leben von Grandmère, die mir immer so sagenhaft selbstsicher vorgekommen ist, auch eine Lana Weinberger gibt. Ich hatte mir immer vorgestellt, Grandmère würde Mädchen, die ihre blonden Mähnen arrogant nach hinten werfen und ihr damit über den Tisch wischen, voll Tiger&Dragon-mäßig anspringen und dann mit einem kräftigen Klitschko niederstrecken.
Aber möglicherweise gibt es ja doch jemanden, vor dem sich selbst Grandmère fürchtet. Und möglicherweise heißt dieser Jemand Contessa Trevanni.
Obwohl ich Grandmère nicht mehr liebe als Michael (ich liebe niemanden mehr als Michael, außer Fat Louie), fand ich, dass sie eigentlich noch schlechter dran ist als ich. Als ich es wäre, meine ich, wenn Michael mit mir Schluss machen würde, weil ich unser Date platzen lasse. Das klingt total verrückt, ist aber wahr.
Und deshalb hörte ich mich plötzlich zu meiner eigenen Verblüffung sagen: »Na gut, Grandmère. Dann komme ich eben mit zu deinem Ball.«
Schlagartig ging mit Grandmère eine seltsame Verwandlung vor. Sie strahlte.
»Wirklich, Amelia?« Sie griff nach meiner Hand. »Würdest du das wirklich für mich tun?«
Natürlich weiß ich, dass ich Michael als Freund damit praktisch schon Adieu sagen kann. Aber Mom hat Recht. Wenn er das nicht
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