Dein Auftritt Prinzessin
schon die ganze Zeit her.
Wichtig: Nachschauen was libidinös heißt und was ein Jokus ist.
Freitag, 23. Januar, T&B
Beim Mittagessen heute herrschte richtige Partystimmung. Alle waren glücklich:
1. Shameeka, weil sie bei den Cheerleadern aufgenommen worden ist und damit für alle großen, unangepassten und nicht blonden Mädchen dieser Welt eine Tür aufgestoßen hat (wobei Shameeka zugegebenermaßen wie ein Supermodel aussieht und die Beine im Nacken verschränken kann …).
2. Lilly, weil ihre Sendung vielleicht von einem großen Sender produziert wird.
3. Tina, weil sie sich dazu durchgerungen hat, Dave endgültig Adieu zu sagen, nicht aber der Liebe im Allgemeinen. Und weil sie sich wieder den schönen Dingen des Lebens zuwenden will.
4. Ling Su, weil ihr Porträt von Joe dem Steinlöwen für die Kunstauktion unserer Schule ausgesucht worden ist.
5. Und Boris, weil er … na ja, eben Boris ist. Boris ist immer glücklich.
Michael fehlt in dieser Auflistung. Das liegt daran, dass ich nicht weiß, in welchem seelischen Zustand er sich während des Mittagessens befand - ob er glücklich war oder traurig oder libidinös oder was auch immer. Michael ist nämlich gar
nicht zum Mittagessen erschienen. Ich stand kurz vor der vierten Stunde vor meinem Spind, als er an mir vorbeikam und sagte: »Hey! Ich muss nachher noch was erledigen. Wir sehen uns dann in T & B, ja?«
Was erledigen.
Natürlich hätte ich ihn fragen sollen. »Hör mal«, hätte ich sagen sollen. »Willst du wegen der Sache vielleicht mit mir Schluss machen, oder was? Ich würde nämlich echt gern mal Bescheid wissen.«
Nur dass ich nicht auf Michael zugehen und ihn fragen kann, wie die Dinge zwischen uns stehen, weil er jetzt gerade mit Boris irgendwelche Bandangelegenheiten bespricht. Bis jetzt besteht die Band übrigens aus: Michael (Bass), Boris (elektrische Violine), dem schlaksigen Jungen aus der Computer-AG namens Paul (Keyboard), diesem Trevor, der auch im Schulorchester spielt (Gitarre), und Felix - einem ziemlich fertig aussehenden Zwölftklässler, dessen Ziegenbart noch flusiger ist als der von Mr G (Schlagzeug). Sie haben noch immer keinen Namen und auch keinen Proberaum. Aber sie sind ziemlich zuversichtlich, dass unser Schulhausmeister Mr Kreblutz sie am Wochenende in den Orchesterübungsraum lässt, wenn sie ihm Karten für die Westminster-Hundeausstellung im Februar besorgen. Mr Kreblutz ist ein totaler Bichon-Frisé-Fan.
Dass sich Michael auf seine Band konzentrieren kann, während gerade seine Beziehung den Bach runtergeht, bestätigt wieder mal, dass er ein wahrer Musiker ist, der sich ganz der Kunst verschrieben hat. Ich, die talentlose Missgeburt, kann dagegen nur an mein gebrochenes Herz denken und an nichts anderes. Michaels Fähigkeit, sich nicht durch Privatprobleme ablenken zu lassen, beweist seine Genialität.
Entweder das oder ich war ihm sowieso nie besonders wichtig.
Ersteres wäre mir lieber.
Ach, hätte ich doch nur auch irgendein Ventil (wie die Musik), durch das ich meine Gefühle stärker ausdrücken könnte! Aber leider bin ich keine Künstlerin. Ich muss stumm in meinem Schmerz verharren, während um mich herum talentiertere Wesen, als ich es bin, ihren ureigenen Emotionen durch Gesang, Tanz und Film Ausdruck verleihen.
Na gut, vielleicht auch nur durch Film. Wir haben nämlich keine Tanz- oder Gesangstalente in T & B. Aber Lilly arbeitet gerade an einem journalistischen Coup. In der nächsten Folge von »Lilly spricht Klartext« will sie der amerikanischsten aller Caféketten - »Starbucks« - die Maske vom Gesicht reißen. Lilly ist nämlich überzeugt davon, dass Starbucks in Wahrheit eine geheime Unterabteilung der CIA ist, der es mithilfe der neu eingeführten »Starbucks Card« (mit der die Koffeinsüchtigen ihre Kaffeedröhnung elektronisch bezahlen können) möglich ist, die Bewegungen der kritischen amerikanischen Intellektuellenszene - Schriftsteller, Verleger und andere bekannte liberale Agitatoren, die sich durch ihren starken Kaffeekonsum auszeichnen - lückenlos nachzuvollziehen.
Na, mir kann’s egal sein. Ich trink eh nicht so gern Kaffee.
Ach, Mist. Es klingelt.
Hausaufgaben:
Mathe:
egal
Englisch:
alles Gelaber
Bio:
Ich hasse mein Leben.
G-lehre:
Mr Wheeton ist auch verliebt. Ich sollte ihn warnen. Er muss sich in Sicherheit bringen, solange er noch kann.
T & B:
Da gehöre ich sowieso nicht rein.
Franz:
Wieso existiert diese Sprache überhaupt noch? Die sprechen doch alle
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