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Dein bis in den Tod

Dein bis in den Tod

Titel: Dein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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von selbst aus.«
    »Was?«, fragte sie zerstreut.
    »Ehen«, sagte ich. »Sie sterben von selbst aus, jedenfalls viele.«
    »Wann genau, kann ich nicht sagen«, fuhr sie fort. »Ich könnte keinen Kalender hervorholen und einen Monat, ein spezielles Datum aufschlagen, darauf zeigen und sagen: Genau an dem Tag hat es aufgehört. Es war eher wie … krank zu sein. Oder richtiger … wieder gesund zu werden.«
    Sie schenkte sich mehr Rotwein ein. »Man ist lange krank, weißt du? Ich lag als kleines Mädchen einmal monatelang krank im Bett und langweilte mich und wurde bedient. War der absolute Mittelpunkt. Es tat beinah weh, wieder gesund zu werden, verstehst du. Alles wurde auf einmal so gewöhnlich. So war es, wie eines Morgens aufzuwachen und zu hören, wie er neben mir schlief, seinen Geruch von Schweiß und altem Bier wahrzunehmen und zu denken: Was ist mit uns passiert?
    Nun, er hatte angefangen, ziemlich viel zu trinken. Manchmal kam er spät von der Arbeit nach Hause. Musste noch ein Bier trinken, sagte er. Und dann Abendessen mit Kunden und Wochenendseminare und Konferenzen in Oslo. Er hatte in einer größeren Werbeagentur angefangen, die ihre Kunden im ganzen Land hatte. Immer öfter lag ich nachts allein zu Hause. Aber dann, an einem solchen Morgen dachte ich: Früher, früher, wenn ich neben dir aufwachte, Jonas, da war da sofort ein Feuer in mir, nach dir, etwas, das den ganzen Tag in mir brannte, bis wir abends zusammen einschliefen. Aber jetzt? Jetzt bin ich ganz kalt. Und wenn du wach wirst, beugst du dich nicht über mich und küsst mich, wie du es früher getan hast. Du siehst mich mit kalten, leblosen Augen an und grunzt, als wolltest du sagen: Bist du schon wieder da? Werde ich dich nie los? – Rede ich zu viel?«, unterbrach sie sich plötzlich.
    Ich trank einen Schluck Wein, um nicht sofort antworten zu müssen. »Aber nein«, sagte ich. Komm nur zu Veum, dem guten alten Veum. Keine Lebensgeschichte ist ihm zu viel und sei sie auch noch so durchschnittlich. Rede nur. Der willige Veum hört zu, das ist schließlich sein Job.
    »Es ist schon so lange her, dass ich mit jemandem geredet habe. So gut, meine ich. Aber wir müssen auch über dich reden. Erzähl was, Veum.«
    »Kannst du mich nicht Varg nennen?«, sagte ich.
    Sie nickte. »Doch. Natürlich.« Sie goss sich ein neues Glas Wein ein. Ihre Augen begannen zu glänzen. »Schon in Ordnung, Varg. Erzähl mal von deiner … Frau. Die, mit der du …«
    »Beate?« Ich zuckte die Schultern. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Nicht mehr. Wir waren ein paar Jahre verheiratet. Fünf, um genau zu sein. Wir bekamen einen kleinen Jungen, und dann wurden wir geschieden. Sie hat wieder geheiratet, einen Studienrat. Sie wohnen draußen in Ytre Sandviken, in ein paar Jahren haben sie einen Logenplatz für die neue vierspurige Stadtautobahn. Sie haben etwas in Aussicht. Beate … sie …«
    Es war jetzt vier Jahre her, und es tat nicht mehr so weh, an sie zu denken. Ich war tatsächlich kurz davor, über sie sprechen zu können.
    Wenche Andresen sagte: »Ich weiß nicht mehr, wann ich begriff, dass er eine andere hatte. Aber schließlich habe ich es begriffen. Und da war es schon ein paar Jahre so gegangen. Solveig hieß sie.« Sie sprach den Namen mit einem lang gezogenen, zischenden S-Laut aus, der mich an ein Kriechtier denken ließ, an die Schlange im Garten Eden vielleicht.
    »Manchmal frage ich mich ja selbst«, fuhr sie fort, »ob es vielleicht an mir … ob es meine Schuld war. Ob zuerst die Ehe starb – und er sich deshalb andere nahm. Oder ob es umgekehrt war, dass die Ehe in die Brüche ging, weil er andere hatte. Aber warum musste er damals – beim ersten Mal? Ihr Männer!«
    Sie blickte mich mit zornigen, funkelnden Augen an. Jetzt saß ich auf der Anklagebank. Aber das machte mir nicht viel aus. Ich hatte schon früher da gesessen.
    »Ihr könnt euch nie beherrschen. Sobald ihr eine verlockende – aufreizende – Frau seht, müsst ihr gleich flirten und … Könnt ihr das nicht lassen?«
    »Das gilt wohl eigentlich auch für Frauen«, meinte ich. »Jedenfalls für einen Teil.«
    »Aber ihr seid schlimmer! Ich garantiere dir, es gibt mehr untreue Ehemänner und mehr enttäuschte Ehefrauen in der Welt als umgekehrt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja … Wer hat denn die Statistik aufgestellt? Die UNESCO?«
    Sie setzte das Glas heftig ab und zeigte auf mich. »Und noch einen Fehler habt ihr. Immer verteidigt ihr einander! So war

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