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Dein bis in den Tod

Dein bis in den Tod

Titel: Dein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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ich ihnen alles, von Anfang an. Dass Roar allein in die Stadt gefahren war, um mich zu engagieren, wie ich sein Fahrrad gefunden und ihn nach Hause gebracht hatte. Ich erzählte ihnen, wie Wenche Andresen mich am nächsten Tag angerufen hatte, wie ich Roar gefesselt und geknebelt oben in der Hütte im Wald gefunden hatte, und ich erzählte – mit bescheidenen Worten – von der kleinen Schlacht oben zwischen den Bäumen. Ich erzählte, wie ich ein gewisses Interesse für den Fall Joker gefasst hatte, als ehemaliger Sozialarbeiter, und wie ich mich bei Gunnar Våge und bei seiner Mutter nach Joker erkundigt hatte. Weiter erzählte ich, dass Wenche Andresen mich angerufen und gebeten hatte, ihren früheren Mann aufzusuchen, um nach diesem Versicherungsgeld zu fragen, und wie er mir erzählt hatte, dass er sie aufsuchen wollte, mit dem Geld, an einem der nächsten Tage. »Er hat es wahrscheinlich bei sich.«
    Ich sagte nichts von meiner Begegnung mit Wenche Andresen und Richard Ljosne, und ich erzählte nichts von Solveig Manger. Das sollte sie tun. Ich ließ es sein, mein letzter Gruß an Jonas Andresen. Er hatte mir ein Geheimnis anvertraut, und das würde ich nicht ohne weiteres verraten, wenn es nicht zwingend notwendig war.
    Hamre und die anderen hörten mir konzentriert zu. Jon Andersen schaute bestürzt drein, als ich von Joker und seiner Gang und ihren Großtaten erzählte. Hamre schien ungerührt. Er gehörte nicht zu denen, die anderen in ihr Spiel reinredeten, und sein Pokerface verriet nicht, ob er ein gutes Blatt hatte.
    Als ich fertig war, fragte er: »Und heute, was wolltest du heute hier draußen, Veum?«
    »Heute … Heute war ich gekommen, um Wenche Andresen zu erzählen, was – ihr – was Jonas mir erzählt hatte. Dass er das Geld bringen würde.«
    »Du warst also auf dem Weg zu ihr, als du sahst … Ja, was hast du eigentlich gesehen?«
    »Ich sah … Zuerst sah ich Jonas Andresen – oder jemanden, von dem ich glaubte, dass er es war, und er muss es ja gewesen sein – auf dem Weg zur Tür hier. Dann wurde ich von etwas anderem abgelenkt, und als ich wieder hersah, stand die Tür offen, und jemand stand in der Öffnung. Und gleich danach, da begriff ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich sah Wenche Andresen vom Treppenhaus zur Wohnung laufen, und danach, als sie herauskam und um Hilfe rief, da war ich schon auf dem Weg …«
    »Und du – nahmst den Fahrstuhl?«
    »Nein. Der eine war auf dem Weg nach unten und der andere war defekt, und ich konnte nicht ruhig dastehen und warten, also nahm ich die Treppe.«
    »Warte mal. Der Fahrstuhl war auf dem Weg nach unten, sagst du. Du hast nicht gesehen …«
    »Doch. Zufällig. Es war eine Frau – Solfrid Brede heißt sie. Ich … ich habe tatsächlich schon mal mit ihr im Fahrstuhl festgesessen.« Ich erzählte kurz auch davon.
    »Solfrid Brede«, wiederholte er und notierte den Namen in einem kleinen Buch mit orangen Seiten.
    Jon Andersen saß mit rot gefleckten Wangen da und sah aus, als säße er auf etwas Wichtigem. »Du – du«, wandte er sich an Hamre. »Die Mordwaffe – das Messer. Hast du gesehen, was für eins es war?«
    Hamre nickte. »Natürlich. Es war ein Springmesser.«
    Jon Andersen fuhr fort: »Genau. Und Veum hat eben erzählt, dass dieser Joker, wie sie ihn nennen, dass er und seine Gang – jedenfalls dass er – mit so einem Ding rumgelaufen ist.«
    Wenche Andresen zog heftig die Luft ein, und ihre Augen wurden noch dunkler.
    Hamre sagte: »Wir müssen zweifellos dringend mit diesem – Johan Pedersen reden.«
    Es entstand eine geladene, gespannte Pause, und ich hasste es, die Stimmung zu zerstören. Aber ich musste es tun. Also sagte ich: »Es ist nur so, dass Jok … dass Johan Pedersen für die Tatzeit ein hundertprozentig wasserdichtes Alibi hat.«
    »Wieso?«, fragten Hamre und Andersen im Chor.
    Wenche Andresen starrte mich verständnislos, fast misstrau­isch an. Ihre Finger krampften sich um das Taschentuch, das ich ihr gegeben hatte, die Zigarette glimmte zwischen ihren blutleeren Lippen vor sich hin.
    »Weil er genau zu dem Zeitpunkt unten auf dem Parkplatz stand und mit mir redete«, sagte ich.

25
    »Ja dann«, sagte Jon Andersen.
    Hamre betrachtete mich mit tiefgründigen Augen. »Ein hundert Prozent wasserdichtes Alibi«, wiederholte er nachdenklich, fast zerstreut.
    Ein weiblicher Wachtmeister klopfte an und kam herein. Sie nickte kurz ihren Kollegen zu. Es war eine Frau in den Dreißigern, durchschnittlich

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