Dein bis in den Tod
sagte ich verbissen. »Nein.«
»Ich wusste instinktiv – ich habe viele Frauen gehabt, Veum –, ich wusste, dass dies eine Pflanze war, die man gut behandeln musste, mit der man sich Zeit lassen musste, sie verwöhnen – und wenn die Zeit dann endlich reif wäre, dann würde sie erblühen, ihre Blütenblätter entfalten – blühen wie keine zuvor, weder vorher noch danach … Und ich behielt Recht.«
Ein kalter Stich fuhr mir ins Herz, als hätte jemand darin plötzlich einen Eiszapfen umgedreht. »Ach ja?«
»Ja. Und erst diese Woche – am Dienstag.« Sein Kopf hing jetzt fast zwischen seinen Schenkeln. Sein Nacken war rot gefleckt, und er trug plötzlich schwerer an seinem Alter. Schweißperlen hingen in dem grauen Haar, und es wirkte matter und dünner. Er hatte eine deutliche kleine Lichtung auf dem Kopf und an den Schläfen traten die Adern hervor.
»Dienstag – dieser Woche?«
Er drehte den Kopf herum und sah zu mir auf, wie ein verletzter Ochse. Seine Augen hatten rote Ränder. »Zwei, drei Jahre lang, Veum, war ich ihr gefolgt – wie ein Hund. Stunde um Stunde habe ich mit ihr geredet, unzählige Kaffeetassen geteilt … Ich habe ihr Gefallen getan, die mir nicht schwer fielen. Habe ihr Dinge besorgt. Gab ihr extra freie Tage, wenn sie sie brauchte – wegen des Jungen. Und dann – dann trennte sie sich, und ich dachte: Jetzt, jetzt! Aber sie war immer noch so verdammt standhaft, genauso aufrecht und – starrköpfig. Und da schwor ich mir: Zum Teufel, du wirst mich nicht abhängen, Wenche. Wenn es eine Frau auf der Welt gibt, die ich begehre, dann dich, und du wirst mich verdammt noch mal nicht leer ausgehen lassen.
Früher, in der Messe, da haben wir immer gesagt, dass es keine Frau auf der Welt gibt, die man nicht flachlegen kann, wenn man nur seine Karten richtig ausspielt. Für jede Frau eine andere Vorgehensweise – und doch bei allen dieselbe. Es gibt immer einen Zugang: Er ist nur manchmal so verdammt schwer zu finden. Aber dann – am Dienstag …«
»Ja? Dienstag?«
»Ich hatte sie zum Essen eingeladen, schon vor langer Zeit, aber – na ja, ich bin schließlich verheiratet, und es musste ein Tag sein, an dem meine Frau – verreist war oder so. Und Dienstag war sie in Trondheim, irgendwas wegen der Familie. Also sagte ich zu Wenche: Du, dieses Essen … Und plötzlich sagte sie Ja.«
»Ihr wart vorher nie zusammen ausgegangen?«
»Nein. Waren wir nicht. Also kannst du dir denken, wie ich mich fühlte. Was ist los, Wenche?, fragte ich mich selbst. Was ist passiert? Bist du endlich über ihn weggekommen? – Und dann …«
Er zuckte heftig mit den Schultern. »Kurz gesagt: Wir waren aus und haben gegessen, ich brachte sie nach Hause, in ihre Wohnung, das heißt – ich wartete im Treppenhaus, bis sie den Babysitter weggeschickt hatte. Und dann, dann schlief ich dort mit ihr, wie ich noch nie mit einer Frau geschlafen haben Veum!« Er schlug mit einer Faust hart in die offene Handfläche der anderen Hand. »Verdammt!«, fügte er hinzu. »Und jetzt – drei Tage danach …«
Dienstag … während ich mit Jonas Andresen geredet hatte. Aber sie hatte doch gesagt …
»Es war keine normale Nummer, Veum. Es war etwas – Großes – so wie es ein alter Räuber wie ich nicht mehr erwartet. Ich meine: Hast du eine Frau zwischen den Beinen gesehen, dann hast du sie alle gesehen. Was Neues gibt es da nicht -. Aber dann, plötzlich, plötzlich schläfst du mit einer Frau, die zwanzig Jahre jünger ist als du, und sie zeigt dir etwas Neues … So dass dir die Tränen kommen, weißt du, Veum?«
Ich räusperte mich und sagte heiser: »Und sie – hat sie dir den Grund dafür gesagt, dass sie – sich plötzlich hingab?«
Er sah mich an, und ein schiefes Lächeln wuchs unter seiner Nase. »Hingab? Du redest wie eine alte Jungfer, Veum!« Sein Gesicht näherte sich meinem. »Sie hat sich nicht hingegeben! Sie hat gefickt, dass es nur so spritzte. Und sie sagte …« Er entblößte seine Zähne. »Hinterher sagte sie, sie habe es noch nie so gut gehabt. Also habe ich auch ihr etwas gegeben.«
Ich sagte: »Willst du mir die Nase abbeißen, oder was?«
Er zog sein Gesicht wieder zurück. »Sei nicht so empfindlich, Veum. Bist du eifersüchtig? Hattest du es vielleicht selbst auf sie abgesehen?«
»Mein Verhältnis zu Frau Andresen ist – rein geschäftlich«, sagte ich.
»Jaja, dass ich nicht lache. Als ob jemand ein rein geschäftliches, wie du es nennst, Verhältnis zu Wenche haben
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