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Dein bis in den Tod

Dein bis in den Tod

Titel: Dein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Merkst du es nicht, Veum? Das klingt wie in einem schlechten amerikanischen Gangsterfilm!«
    »Du klingst wie ein schlechter amerikanischer Gangsterfilm, Våge. Und du kannst verdammt noch mal nicht mal Bogies Charme aufweisen. Du ziehst mir die Worte aus der Schnauze, bevor ich sie gesagt habe – Worte, die ich nicht im Traum sagen würde.«
    Ich trat zwei Schritte vor.
    Er sagte: »Wenn …«
    Ich unterbrach ihn. »Wenn du mal für zwei Minuten deine Schnauze halten und dich nicht ständig an deiner eigenen Redegewandtheit berauschen würdest, dann könnte vielleicht ein anderer armer Sünder auch mal für ein, zwei Sekunden zu Wort kommen, okay?«
    »Armer Sünder – soll das ein Konzentrat eines Selbstporträts sein, oder was?«
    »Nenn es wie du willst. Nenn es einen fünfbändige Roman, wenn du Lust hast. Ich weiß, dass Joker Jonas Andresen nicht getötet hat, und ich hatte nie die Absicht, ihn dessen zu beschuldigen. Auch die Polizei tut das übrigens nicht.«
    Ach, nein?, formte er unhörbar mit den Lippen.
    Also fuhr ich fort: »Ich stand nämlich mit ihm auf dem Parkplatz vor dem Haus und habe mit ihm geredet, gerade als der Mord geschah. Schlau, was?«
    Schlau, sagte er ebenso unhörbar, aber mit einem zynischen Gesichtsausdruck. Er erinnerte mich an einen Satyr, an einen enttäuschten Satyr, einen Nachkommen der Rotweinradikalen der sechziger Jahre, einen gescheiterten Optimisten.
    Ich sagte: »Aber Jonas Andresen wurde ermordet – und zwar mit einem Springmesser. Und deshalb bin ich hier. Denn als ich das letzte Mal hier war, hast du mir erzählt, dass du ein ansehnliches Lager an beschlagnahmten Springmessern hättest – hier. Und ich dachte – manchmal denke ich tatsächlich, Våge –, ich dachte, ein Springmesser kauft man nicht am Tag vorher und sticht es dann einem Kerl in den Bauch. Ein Springmesser hat man, man ist damit geboren und aufgewachsen, sozusagen – oder man besorgt es sich. Aber man kauft es nicht, wie gesagt – nicht, wenn man vorhat, es jemandem in den Bauch zu rammen. Aber es wäre doch denkbar, dass man auf die Idee käme, zu stehlen. Und siehe da: Jetzt kommen wir zur Sache, Våge. Eine sehr einfache Frage – oder zwei: Wo bewahrst du deine Sammlung auf? Sicher? Ist es denkbar, dass jemand Unbefugtes sich ein Exemplar geklaut hat? Und wenn ja: hast du in der letzten Zeit ein Springmesser vermisst?« Ich hob ihm meine Hände entgegen. »So einfach ist das, Ginger. Willst du tanzen?« Ich machte ein paar schnelle Steppschritte auf ihn zu. Ich kann ein ganz schöner Komiker sein, wenn ich nur ein Publikum habe, das mir nicht gefällt oder umgekehrt.
    Er sah mich missbildigend an und sagte mit dünnen, trockenen Lippen: »Nein. Ich habe in letzter Zeit kein Springmesser vermisst, Veum. O ja, ich verwahre sie sicher. Ich habe jedenfalls nie eins vermisst.«
    »Und wo bewahrst du sie auf? Hier?«
    Er sah mich säuerlich an. »Nein, Veum. Nicht hier, sondern zu Hause, in einer verschließbaren Schublade.«
    »Und wo wohnst du?«
    »Ich wohne hier. Wusstest du das nicht? Das gehört zum Job.«
    Ich sah mich ironisch grinsend um, jedenfalls hoffte ich, dass es so aussah. »Und wo bewahrst du deine Schmutzwäsche auf?«
    »Im zwölften Stock dieses Hauses, Veum. In einer hübschen kleinen Zweizimmerwohnung, mit Aussicht auf dieses ganze Paradies und eine Reihe angrenzender Herrlichkeiten.«
    »Welche? Den so genannten Markt? Ist der noch nicht weggeschwemmt worden?«
    »Also wie gesagt, du bist umsonst gekommen, Veum. Und ich muss mich jetzt wohl verabschieden.«
    Ich hatte nichts Lustiges mehr zu sagen, aber ich konnte ihn natürlich noch ein wenig weiter beleidigen. Irgendetwas beunruhigte mich, ich war mir nur nicht sicher, was es war. Ich sagte: »Die Bullen haben natürlich Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden. Ich gehe davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn sie auch deine abnehmen – wenn ich ihnen den Tipp gebe?«
    Aber ich konnte ihn nicht mehr beleidigen. Er hatte jetzt zu sehr Oberwasser. »Selbstverständlich nicht. Mit dem größten Vergnügen. Ich habe die Schweine zwar nie gemocht, aber – was tut man nicht alles für alte Freunde? Doch, ich würde gerne tanzen, Fred, sehr gerne. Aber nicht mit dir.«
    Ich stand da und sah ihn an. Die Glatze, die dünnen, hellen Locken um die Ohren, die dunklen Bartstoppeln …
    »Tja dann …«, sagte ich, drehte mich um und ging zur Tür. »Danke für die Hilfe«, fügte ich hinzu, ging hinaus und den langen, feuchten

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