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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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schon kannte. Schließlich hatte er sie als Praktikantin ausgewählt. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Lou. »Franziska hat mich überzeugt, es mit dir zu versuchen. So ist die Idee mit dem Wettbewerb entstanden. Ich bin gespannt, wie ihr beide euch macht.« Abwartend sah er in die Runde.
    Lou bedankte sich für die Chance. Sylke flötete, wie wunderbar es sei, bei Döhrig Communications arbeiten zu dürfen. Es klang, als sei bereits alles entschieden.
    Julian Döhrig lächelte Sylke an. »Wenn es Fragen oder Probleme gibt, wendet euch an Franziska. Im Übrigen duzen wir uns hier alle. Also sagt Julian zu mir.«

15
    Franziska begleitete sie an ihren Platz und bat Peter, ihnen etwas zu tun zu geben. »Kommt ihr mit Photoshop zurecht?«, fragte er.
    Sylkes Augenbrauen stiegen als schmale Bögen in die Höhe. »Natürlich. Meinen Eltern gehört eine Hotelkette. Ich habe alles dafür gemacht. Flyer, Broschüren, Preislisten, Infomappen, Anzeigen und natürlich auch die Website.«
    Lous erwartungsfrohe Stimmung rutschte um ein paar Grad Richtung Wintereinbruch. Sylke hatte viel mehr Erfahrung.
    »Und du?«, fragte Peter.
    »Geht so. Also perfekt bin ich in Photoshop nicht«, stotterte sie und verzog den Mund entschuldigend. »Ich habe etliche Freisteller gemacht. Mit Masken und mit Pfaden. Darin bin ich also relativ fit. Und ich kann Bilder auf Druckfähigkeit prüfen und kleinere Retuschen machen. Mit dem Kopierstempel und so.«
    »Das ist doch prima. Freisteller haben wir im Moment jede Menge zu bewältigen.« Peter zeigte ihnen die Entwürfe eines Snowboard-Katalogs, der rechtzeitig zur Sportartikelmesse ISPO fertig sein musste. Auf den letzten Seiten sollte es eine tabellarische Produktübersicht geben. Die Boards waren dafür vor Wänden aus Profilstahl fotografiert worden. So war es mit dem Kunden abgestimmt gewesen. Und nun wollte er doch lieber neutrale weiße Hintergründe. Achtundzwanzig Bilder mussten dementsprechend bearbeitet werden. Peter zog die Aufnahmen auf USB-Sticks. »Besser ihr arbeitet nicht mit den Originalen. Wenn es Fragen gibt, dann fragt. Und wenn ihr mit dem ersten fertig seid, würde ich es gern sehen.«
    Okay, der Sprung ins kalte Wasser. Lou setzte sich an ihren Platz, startete den Rechner, übertrug die Daten von ihrem Stick auf den Mac und machte sich an die Arbeit. Eigentlich war das keine schwierige Aufgabe. Die Boards hatten klar definierte Formen. Lou legte einen Freistellpfad an, löschte den Hintergrund und füllte die Fläche mit Weiß. Nun sah allerdings das Board irgendwie komisch aus. Bei genauerer Betrachtung bemerkte Lou eine Spiegelung des Stahlprofils in der glänzenden Oberfläche. Die retuschierte sie mit dem Kopierstempel raus. Jetzt wirkte das Bild stimmig.
    Unbemerkt war Peter hinter sie getreten und sah ihr über die Schulter. »Nicht schlecht. Den Hintergrund hättest du allerdings drinlassen können. InDesign erkennt Freistellpfade und falls er doch irgendwann benötigt wird, ist er noch vorhanden.«
    Lou wurde es heiß und kalt. Mist. Sie hatte einen Fehler gemacht. »Ja. Gut. Beim nächsten lösche ich ihn nicht«, stotterte sie und fing dabei Sylkes bedauernden Blick auf.
    Okay, das war jetzt nicht fair von ihr: Aber Sylke mit Ypsilon ging ihr langsam, aber sicher auf den Geist. Dieses blöde Lächeln konnte sie sich sparen. Sie waren hier, um etwas zu lernen. Niemand erwartete, dass sie bereits alles richtig machten.
    Peter wollte sich schon abwenden. Blieb dann aber noch stehen. »Die Retusche ist gut. Da war doch eine Spiegelung. Oder?«
    »Die sah ohne den Hintergrund komisch aus.«
    »Klasse, dass dir das aufgefallen ist.« Sofort war Lous Frust wie weggeblasen. Obwohl sie versuchte, cool zu bleiben, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    Peter nickte ihr anerkennend zu und ging dann um den Tisch herum auf Sylkes Seite. »Und wie kommst du zurecht?«
    »Ich bin schon beim zweiten Bild.« Sylke rollte mit dem Bürostuhl ein wenig zur Seite, damit Peter freie Sicht auf ihren Monitor hatte, und sah dabei Lou direkt in die Augen. Purer Triumph. Blank und kalt wie Stahl.
    Mist! Lou hatte keine Lust, aus dem Praktikum einen Kriegsschauplatz zu machen. Doch Sylke dachte darüber offenbar anders. Völlig anders.
    Peters Brauen schoben sich zusammen. Eine Falte bildete sich an der Nasenwurzel. »Die Kanten sehen unsauber aus.« Er tippte auf der Tastatur herum und sah überrascht hoch. »Du hast keinen Pfad angelegt.«
    »Mit dem Radiergummi geht das

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